Hannover (csr-news) > 35 Wissenschaftler, Journalisten und Vertretet von NGOs wurden zur Finanzbranche generell und auch nach einzelnen Instituten befragt. Den Beratern ging es um dabei vor allem um drei Fragen: 1. Wie glaubwürdig sind die Nachhaltigkeitsbemühungen der Banken, 2. Wie werden diese Bemühungen wahrgenommen und 3. Welche Themen und Handlungsfelder sind besonders relevant für Banken und sollten Bestandteil deren Berichterstattung sein? Dabei konzentrierte sich die Befragung auf die zehn wichtigsten Universalbanken. Sparkassen und Volksbanken wurden jeweils als eine Marke zusammengefasst, spezielle Nachhaltigkeitsbanken wurden in der Auswertung nicht besonders behandelt, weil deren Nachhaltigkeitsleistung von den meisten Experten als deutlich besser betrachtet wurde.
Banken haben einen beachtlichen Einfluss auf die nachhaltige Ausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft. Gerne wird dieser auch in den Werbebotschaften thematisiert. Doch reicht die Einsicht auch um an den eigenen Geschäftsmodellen zu rütteln? Die Experten scheinen da ihre Zweifel zu haben und kommen zu dem Schluss: „Die Finanzkrise hat nicht dazu geführt, dass die deutschen Banken ihr Geschäftsmodell überprüft und nachhaltig ausgerichtet haben.“ Auch die Bundesregierung hat ihrerseits zu wenig unternommen, „um den Finanzsektor wirklich zukunftsfähig auszurichten.“
Berichterstattung eher über Sportsponsoring und Kulturförderung
Doch was ist eigentlich unter einer nachhaltigen Bank zu verstehen? Zentrale Handlungsfelder betreffen, wie bei jedem anderen Unternehmen auch, das Kerngeschäft. Das betrifft beispielsweise Ausschlusskriterien im Finanzierungsgeschäft, die Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien bei verwalteten Vermögen oder ein Angebot zertifizierter, nachhaltiger Anlageprodukte im Privatkundengeschäft. Doch nicht selten agieren die Banken in diesen Bereichen eher zurückhaltend. „Diese Experteneinschätzung deckt sich in vielen Punkten mit dem, was wir von den Kunden wissen,“ so Ingo Schoenheit vom imug-Geschäftsführer. Ein weiteres zentrales Handlungsfeld betrifft die Vergütungspolitik, ein Bereich der vor allem das Ansehen der Banken ankratzt. Angemessene Bonuszahlungen und transparente, faire Vergütungssysteme gehören hier zu guter Unternehmensführung.
Es sind auch diese Bereiche, in denen von Banken eine transparente Berichterstattung erwartet wird. Ingo Schoenheit sieht die zukünftige Berichterstattung der Finanzinstitute in einer Dilemmasituation. „Nicht selten wurde in der Vergangenheit über Energie- und Papiereinsparungen in der Geschäftstätigkeit berichtet“, so Schoenheit. „Gerne auch über die umfangreichen Sponsoringprogramme von Sportvereinen und Kulturevents.“ Auch wenn diese Programme teilweise von gesellschaftlicher Bedeutung sind, es sind nicht die Themen die Experten erwarten. Vielmehr sollte die eigene Nachhaltigkeitsstrategie und deren konkrete Umsetzung, Kern der Berichterstattung sein. Dazu gehört auch, die eigene Position zu öffentlichen Vorwürfen und anhängigen Klagen zu thematisieren.
Bei den 10 untersuchten Universalbanken schnitten die Volks-und Raiffeisenbanken, die Spardabank und die Sparkassen am besten ab. Übersetzt man die Bewertungen in Schulnoten, dann kommt aber auch die Spitzengruppe nur auf ein „Befriedigend“ (Schulnote 3). Schlusslichter waren hier die Deutsche Bank, die Targobank und die Postbank. Bei Werten zwischen 2 und 3 Punkten (von 10) entspricht das einem „Mangelhaft“.
Der imug-Expertenmonitor 2017 “Banken und Nachhaltigkeit” zum Download.