Autorin des Beitrags: Silke Peters, Agentur 2nd floor
Zertifizierung ist die Beurkundung, dass die Prozesse in einem Unternehmen, einer Organisation oder bei der Herstellung eines Produkts einem zuvor definierten Standard entsprechen. Sie ist nur dann seriös, wenn sie durch eine unabhängige dritte Partei ausgesprochen wird. Der international anerkannte Ablauf der Zertifizierung basiert auf der Richtlinie ISO/IEC 17065:2012.
1. Wer zertifiziert?
Der Zertifizierungsprozess basiert auf der Aufgabenteilung zwischen drei verschiedenen Institutionen:
a) Die standardsetzende Organisation ist die Institution, die den Standard formuliert und stetig überarbeitet. Sie autorisiert die Zertifizierungs- und die Prüforganisation auf der Basis bestimmter Kriterien. Beim Beispiel Fairtrade ist die standardsetzende Organisation die Fairtrade Association mit Sitz in Bonn. Vergleicht man den Prozess mit der Schulsituation (die ähnliche Abläufe aufweist wie ein Zertifizierungsprozess) ist die standardsetzende Organisation das Ministerium, das die Unterrichtsinhalte festlegt.
b) Die Zertifizierungsorganisation ist die Stelle, ist zertifiziert. Sie entscheidet darüber, ob die im Prüfbericht beschriebenen Prozesse den in dem Standard definierten Kriterien entsprechen. Bei Beispiel Fairtrade ist die Zertifizierungsorganisation FLO-Cert. In der Schulsituation entspricht die Zertifizierungsorganisation der Zeugniskonferenz.
c) Die Prüforganisation ist die Organisation, die die Prüfung vornimmt. Sie erstellt den Prüfbericht, der eine reine Darstellung des vorgefundenen Ist-Zustands in einem Unternehmen oder einer Organisation ist. Der Prüfer kann eine Empfehlung geben. Die Zertifizierungsentscheidung, also die endgültige Bewertung, muss aber von mindestens einer weiteren Person gegen gelesen werden (das sogenannte Vier-Augen-Prinzip). Übernimmt man das Schulbeispiel, so ist die Prüforganisation der Lehrer, der die Prüfung abnimmt. Die Prüforganisation kann auch als Zertifizierungsstelle autorisiert werden, muss es aber nicht.
2. Was sagen Zertifikate aus?
Zertifizierung schafft Sicherheit und Glaubwürdigkeit. Ein bekanntes Zertifikat in unserem Alltag ist die TÜV-Plakette am Auto. Das Zertifikat ist ein unabhängiger Nachweis, aber keine notwendige Voraussetzung. Das heißt, nur weil ein Auto kein TÜV-Zeichen hat, heißt es nicht, dass es nicht fährt. Hat es jedoch ein TÜV-Zeichen, ist dies eine Garantie, dass es zum Zeitzeitpunkt der Überprüfung entsprechend der TÜV-Richtlinien technisch einwandfrei war.
3. Das Zertifizierungsschema
Das Zertifizierungsschema oder „die Richtlinien“ beinhalten nicht nur die Kriterien, die erfüllt sein müssen, um das Zertifikat zu erlangen, sondern legen auch fest, welche Spannbreiten es gibt. Beispielsweise
- ob die Kriterien zu 100, zu 90 oder zu 70 Prozent erfüllt sein müssen,
- ob auch nach der Prüfung noch Verbesserungen vorgenommen werden können, um das Zertifikat zu erhalten,
- wie lange das Zertifikat gültig ist und wie oft die Prüfungen stattfinden müssen, um es zu behalten,
- welche Sanktionsregelungen es gibt, falls die Kriterien nachweislich nicht mehr erfüllt sind,
- ob das Zertifikatszeichen für das Produkt oder für das Unternehmen gilt.
4. Umwelt- und Sozialzertifikate
Umwelt- und Sozialzertifikate formulieren, wie ein Produktionsprozess oder eine Arbeitsablauf gestaltet sein muss, um möglichst umweltfreundlich und sozialverträglich zu sein. In diese Gruppe gehören reine Umweltzeichen wie der Blaue Engel und das Biosiegel sowie Nachhaltigkeitsstandards wie Fairtrade und Rainforest Alliance. Die beiden letztgenannten sind Mitglied in der Dachorganisation ISEAL, die zusätzlich zu den ISO Vorgaben spezielle Richtlinien für Nachhaltigkeitssiegel formuliert.
5. Links
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