Autor des Beitrags: Dr. Thomas Schulz, BNU Beratung für Nachhaltige Unternehmensführung in Frankfurt am Main
Der Eintrag beschreibt den Bedarf und das Angebot an beruflicher und berufsbegleitender CSR-Weiterbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Zentrum stehen Qualifizierungsangebote von privatwirtschaftlichen Anbietern und Hochschulen, die in aller Regel kostenpflichtig sind und den CSR-Begriff interdisziplinär begreifen, d.h. alle wesentlichen Funktionsbereiche eines Unternehmens umfassen. Spezialseminare wie z.B. „Green Controlling“ finden hier keine Berücksichtigung.
1. CSR-Qualifikation der Belegschaften deutscher Unternehmen
Der Bedarf an Mitarbeitern, die das Nachhaltigkeitsmanagement eines Unternehmens entwickeln und umsetzen sollen, ist erkennbar im Steigen begriffen. Dies liegt daran, dass immer mehr Unternehmen beginnen, ihre Unternehmensstrategie und ihre Prozesse nachhaltig auszurichten; zudem müssen mit zunehmender CSR-Integrationstiefe kompetenteNachhaltigkeitsmanager nicht nur in der zentralen Stabsstelle (CSR-Office) agieren, sondern auch in den wesentlichen Funktionsbereichen (F&E, Einkauf/Supply Chain, Produktion, HR, Controlling, Marketing etc.) – auch in denen der größeren Tochtergesellschaften. Diese Entwicklung wird sich durch die EU-Richtlinie über die CSR-Berichtspflicht (nationale Anwendungen ab 2017) noch weiter verstärken.
Auf der anderen Seite entlassen sozial- und umweltwissenschaftliche Fakultäten und Fachbereiche der deutschen Hochschulen nur in geringer Anzahl Absolventen, die spezialisierte Master- und MBA-Studiengänge für die Disziplin Nachhaltigkeitsmanagement o.ä. durchlaufen haben. Zudem darf bezweifelt werden, dass die betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen (Marketing, Personal etc.) entsprechende CSR-Aspekte systematisch aufgreifen.
Unternehmen sind somit meist immer noch gezwungen, den aktuellen nachhaltigkeitsspezifischen Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeiter durch interne Maßnahmen oder aber auf dem Markt für berufliche und berufsbegleitende Bildungsangebote zu decken. Dass dies mehr als notwendig ist, zeigt der Corporate Sustainability Barometer 2012 (CSM 2013), der diesbezüglich zu dem Ergebnis kommt, dass „die Belegschaft deutscher Großunternehmen…bisher nur in geringem Maße für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen qualifiziert“ ist. Dies ist umso erstaunlicher, da „unternehmensinternes Wissen“ über Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement (Methoden, Tools etc.) der stärkste Treiber ist für die erfolgreiche Realisierung der bestehenden Nachhaltigkeitsstrategie (Hörisch, Johnson, Schaltegger 2014).
2. Angebot berufsbegleitender CSR-Weiterbildungsmaßnahmen
Einer aktuellen und umfangreichen Marktstudie (BNU 2014) zufolge gibt es im deutschsprachigen Raum über 100 Anbieter mit über 250 berufsbegleitenden Qualifizierungen zu dem komplexen Themenfeld CSR (auch: Nachhaltigkeitsmanagement, Nachhaltige Unternehmensführung, Sustainable oder Responsible Management), davon in Deutschland 82/>180, in Österreich 10/>15 und in der Schweiz 14/>60. Privatwirtschaftliche Anbieter sind idR Unternehmensberatungen, Agenturen, Zertifizierer, IHKs, Akademien und Fernstudienanbieter, zudem die Executive Education Bereiche von über 20 Hochschulen (D/A/CH). Auffällig ist, dass die großen multithematischen „Seminar-Maschinen“ wie Euroforum, Management-Circle, Haufe-Akademie, FORUM Institut für Management, ZfU (CH) etc. das Thema CSR nicht aufgreifen.
Die Qualifizierungsmaßnahmen lassen sich bezüglich Ihres Umfangs in drei Kategorien einteilen: ein- bis dreitägige Seminare, ein- bis dreiwöchige Curricula und zwei- bis sechssemestrige berufsbegleitende Master-Programme (MA, MBA, MSc). Entsprechend tiefgehend, thematisch umfassend und Fallstudien-basiert ist das vermittelte Anwendungswissen.
Bis auf sehr wenige Ausnahmen ist festzustellen, dass keiner der Anbieter von CSR-Qualifizierung eine eigene nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsstrategie verfolgt.
3. Literatur
- BNU Beratung für Nachhaltige Unternehmensführung (Hrsg.): BNU Marktstudie CSR-Qualifizierung (D/A/CH), Frankfurt am Main 22.09.2014
- CSM Center for Sustainability Management (Hrsg.): Corporate Sustainability Barometer 2012, Lüneburg 2013
- Niederstadt, Jenny: Neue Töne im Hörsaal, in: enorm, Apr/Mai 2013, S.86ff.
- Niederstadt, Jenny: Fit für den Wandel, in: enorm, Feb/Mrz 2014, S.84ff.
4. Links
- Hörisch, Jacob / Johnson, Matthew P. / Schaltegger, Stefan: Implementation of Sustainability Management and Company Size: A Knowledge-based view, in: Business Strategy and the Environment, online veröffentlicht 2014 in der Wiley Online Library (kostenpflichtig)
- CSR-Manager werden. Für das gute Gewissen arbeiten, online veröffentlicht 2013 auf der Website der Stiftung Warentest (test.de, kostenpflichtig)
- CSR-Manager werden. CSR: Was eine gute Einstiegsqualifizierung bieten sollte, online veröffentlicht 2013 (Stand: 19.11.2013) auf der Website der Stiftung Warentest (test.de, kostenpflichtig)
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