Autorin des Beitrags: Christiane Biedermann, Leiterin für Presse und Kommunikation, Aktive Bürgerschaft
“Pro bono publico” – der lateinische Begriff wird mit “zum Wohle der Öffentlichkeit” übersetzt. Pro bono steht für das gesellschaftliche Engagement von Fach- und Führungskräften aus Unternehmen, die ihre professionellen Kompetenzen zugunsten von gemeinnützigen Organisationen (z.B. Vereinen, Bürgerstiftungen und anderen Nonprofit-Organisationen) einbringen. Das unentgeltliche Pro-bono-Engagement kann von den Beschäftigten selbst ausgehen oder vom Arbeitgeber als Teil von Corporate Volunteering (vom Arbeitgeber gefördertes Mitarbeiterengagement) organisiert werden. Die Fach- und Führungskräfte übernehmen die Pro-bono-Leistungen freiwillig, in ihrer Arbeitszeit oder werden dafür vom Unternehmen freigestellt. Das Pro-bono-Engagement kann zeitlich begrenzt angelegt sein, ebenso in eine langfristige Kooperation münden.
1. Ursprung von Pro bono
Die Idee von Pro bono entstand in den USA in den 1940er Jahren (zur Geschichte von Pro bono in den USA ausführlich vgl. Taproot Foundation). Im angelsächsischen Sprachraum wird außerdem der Begriff skills-based volunteering verwendet, um den Einsatz von Kompetenzen für gemeinnützige Organisationen von anderen Engagementformen zu unterscheiden.
2. Pro bono in Deutschland
In Deutschland ist Pro bono bisher (noch) wenig im öffentlichen Bewusstsein. Dennoch engagieren sich Fach- und Führungskräfte einiger Unternehmen bewusst mit ihren Kompetenzen, bezeichnen dies jedoch nicht immer als Pro bono. Ferner sind neben Pro-bono-Engagements weitere Begriffe und Formate anzutreffen, die den Schwerpunkt auf den Einsatz von Kompetenzen aus Unternehmen legen, zum Beispiel die Kompetenzspende und der Kompetenzmarathon (vgl. UPJ); Entwicklungsprojekte (vgl. Schöffmann, ausführlich im CSR-Lexikon unter Corporate Volunteering).
Wie sich das Pro-bono-Engagement im Einzelnen gestaltet, hängt wesentlich von der Branche des Unternehmens und den Kompetenzen der Fach- und Führungskräfte sowie von den Zielen und dem Bedarf der gemeinnützigen Organisation ab. Folgende Pro-bono-Engagements lassen sich ausmachen (Auswahl):
- Kanzleien und Rechtsanwälte leisten Pro-Bono-Rechtsberatung für gemeinnützige Organisationen, zum Beispiel Beratungs-, Prozess- und Verfahrenskostenhilfe. Ausführungen zu Anforderungen an den Berufsstand und zur Praxis der Pro-bono-Rechtsberatung s. Literatur: Borbála Dux (2011) und Matthias Kilian (2012).
- Beratungsfirmen und ihre Mitarbeiter beraten Pro bono in Finanzfragen, im Qualitätsmanagement, in der Projektsteuerung und Personalführung.
- PR/Kommunikations-, Werbe- und Eventagenturen und ihre Mitarbeiter unterstützen gemeinnützige Organisationen mit kostenloser Beratung, in der Konzeption und Kreation, im Design, bei der Entwicklung und Umsetzung von Kampagnen und Events, Foto- und Filmprojekten.
- IT-Unternehmen und ihre Spezialisten sind Pro bono aktiv, in dem sie ein Content-Management-System einführen, dabei helfen, Suchmaschinen zu optimieren, oder einen Internetauftritt einer gemeinnützigen Organisation realisieren.
Pro-bono-Engagements kommen zustande, in dem Unternehmen und gemeinnützige Organisationen aufeinander zugehen und gemeinsam solche Projekte entwickeln. Zudem vermitteln und organisieren einzelne hierauf spezialisierte gemeinnützige Organisationen Pro-bono-Dienstleistungen und -Projekte.
3. Literatur
- Dux, Borbála: Anwaltliche pro bono-Tätigkeit in Deutschland. Die Erweiterung des Zugangs zum Recht ist im Einklang mit berufsrechtlichen Vorgaben möglich. In: AnwBl 2 / 2011, S. 90-96, >> Link (aufgerufen am 17.09.2014)
- Kilian, Matthias: Pro Bono – (k)ein Thema für Deutschland? Empirische Ergebnisse aus der Grauzone des Berufs- und Vergütungsrechts – Gesetzgeber gefordert. In: Anwaltsblatt 1/2012, S. 45-49
- Leißner, Claudia: Turbo pro bono. Warum erst mühsam Mittel sammeln, um dann Dienstleistungen zu bezahlen? Clever ist, wer sich diesen Umweg spart. Fünf Prinzipien für das erfolgreiche Einwerben von Pro-bono-Ressourcen, StiftungsWelt 02/2014, S. 32-33
- Przybylski, Jonathan: Gemeinsam stark. Ratgeber für wirkungsvolles Corporate Volunteering in Unternehmen. Hrsg. Phineo gAG in Kooperation mit Freshfield Bruckhaus Deringer, 2013
- Taproot Foundation: Pro Bono History, >> Link (aufgerufen am 17.09.2014)
4. Links
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.