Autorin des Beitrags: Theresa Bauer, Institut für Management, Humboldt-Universität zu Berlin
Lobbying bezeichnet den Versuch Dritter (etwa Vertreter von Interessenverbänden, einzelnen Unternehmen oder NGOs) politische Entscheidungsträger zu beeinflussen. Lobbying ist ein legitimer Vorgang und von Politikvertretern oft durchaus erwünscht, da sie bei der Formulierung von Gesetzen und Richtlinien von externen Informationen und der Kooperation mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen profitieren. Jedoch ist der Begriff Lobbying in der Öffentlichkeit häufig negativ besetzt und weckt Assoziationen unkontrollierter Politikmanipulation und Durchsetzung von Einzelinteressen zu Lasten des Allgemeinwohls.
1. Responsible Lobbying
Lobbying-Skandale und öffentliche Kritik einerseits sowie das wachsende Bewusstsein der Unternehmen hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung andererseits haben zu einem neuen Ansatz, dem „Responsible Lobbying“, geführt. Viele Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erkennen die Bedeutung eines verantwortlichen Lobbying zunehmend; es herrscht jedoch Uneinigkeit bei der Frage, was darunter genau zu verstehen ist. Dem Thema Transparenz wird häufig eine zentrale Rolle zugeschrieben. Versuchen Unternehmen Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen, sollten sie aber nicht nur ein Mindestmaß an Transparenz schaffen, sondern auch ethischen Grundsätzen entsprechen und auf eine inhaltliche Übereinstimmung mit CSR Grundsätzen achten.
In einigen Ländern wurden von Seiten der Politik Mindestanforderungen an das Lobbying festgelegt, die meist gewisse Veröffentlichungspflichten, z.B. bei politischen Spenden, beinhalten. Diese Regelungen belassen oft großen Handlungsspielraum; das Transparency Register der EU basiert etwa auf freiwilliger Basis. Selbstverpflichtungen stellen daher eine wichtige Ergänzung zu den Vorgaben der Politik dar. Branchenverbände haben auf nationaler und europäischer Ebene Lobbying-Kodizes entwickelt, die etwa als unethisch anzusehende Methoden wie Manipulation oder Täuschung ausschließen. Vereinzelt haben Unternehmen eigene Standards für das Lobbying festgelegt.
Orientierung bietet auch der „Verhaltenskatalog verantwortlicher Interessenvertretung“ von Transparency International. In jüngster Zeit beginnt sich außerdem die Erkenntnis durchzusetzen, dass eine enge Verzahnung von CSR und Lobbying geboten ist. So hat die Global Reporting Initiative (GRI) dieses Thema in ihr weit verbreitetes Rahmenkonzept der CSR-Berichterstattung aufgenommen (Kriterien SO5, SO6). Auch die internationale Norm ISO 26000 berücksichtigt politische Aktivitäten (Kapitel 6.6.).
Kleinen und mittelständischen Unternehmen fehlt es häufig an politischem Gewicht, Ressourcen und auch dem Interesse, sich politisch zu engagieren. Wer nicht selbst Lobbying betreibt, sollte sich dem Thema “Responsible Lobbying” aber insofern annehmen, dass auch Verbandsarbeit eines kritischen Blicks der Mitgliedsunternehmen bedarf.
2. Literatur
- Bauer, T. (2013), “Regulierung im Dialog: Stakeholdermanagement bei Regierung und Verwaltung”, uwf UmweltWirtschaftsForum 21, S. 149-153
3. Links
- Accountability and The Global Compact (2005), “Towards Responsible Lobbying – Leadership and Public Policy”
- Blueprint Partners, Sustainability, WWF-UK (2007), “Coming in from the Cold. Public Affairs and Corporate Responsibility”
- EU Transparenzregister
- Friedl, M. (2012), “Responsible Lobbying – Verantwortung und Ethik in der Arbeit mit Stakeholdern aus Politik und Verwaltung”, Master Thesis
- Transparency International, „Verhaltenskatalog verantwortlicher Interessenvertretung“
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