Das Konzept der Kreislaufwirtschaft (engl. circular economy) wurde als Reaktion auf die Unzulänglichkeiten der Linearwirtschaft, bei der ein Großteil der in Produkten eingesetzten Rohstoffe nach der Nutzung entsorgt werden, entwickelt. In einer Kreislaufwirtschaft werden die eingesetzten Rohstoffe am Ende des Lebenszyklus eines Produktes vollständig in den Produktionsprozess zurückgeführt. Das Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass die Erde als endliches System dauerhaft nur mit einem Wirtschaftssystem kompatibel ist, dessen Produktionsverfahren alle Stoffe in einem geschlossenen Kreislauf führen. Die Kreislaufwirtschaftversucht durch die wiederkehrende Nutzung von Stoffen den Einsatz neuer Materialien zu minimieren und Abfälle und Emissionen zu vermeiden. Das Konzept ist in seiner Anwendung nicht auf materielle Güter limitiert, sondern es kann auch auf die Finanzwirtschaft angewendet werden.
1. Die vier zugrundeliegende Prinzipien
- Es entsteht kein Abfall. Produkte werden so gestaltet, dass sie einfach zerlegbar sind und ihre Inhaltsstoffe in Kreisläufen geführt werden.
- Diversität macht Systeme widerstandsfähig gegen äußere Einwirkungen und extreme Ereignisse. Anpassungsfähigkeit, Modularität und Flexibilität sind zielführender als die Fokussierung auf Effizienz.
- Erneuerbare Energiequellen bilden die Basis der Energieversorgung.
- Denken in Systemzusammenhängen berücksichtigt die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen ökologischen, sozialen und ökonomischen Komponenten und das nicht-lineare Verhalten der Systeme.
2. Umsetzung
Das generische Konzept der Kreislaufwirtschaft wurde von verschiedenen Denkschulen aufgegriffen und durch Cradle-to-Cradle, Biomimikry, industrielle Ökologie und Blue Economy auf unterschiedliche Weisen umgesetzt.
3. Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz ist das deutsche Bundesgesetz des Abfallrechts, das aus dem Abfallgesetz hervorgegangen ist und am 01.006.2012 in Kraft trat. Der Zweck des Gesetzes ist es, die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen. Das Gesetz definiert eine klare Reihenfolge wie mit Abfällen zu verfahren ist: Vermeidung, Wiederverwendung, Recycling, sonstige Verwertung, Beseitigung.
4. Herausforderungen
Die Vielfalt der in vielen Produkten enthaltenen Stoffe und die technische und organisatorische Komplexität der Herstellungsverfahren stellen die Hersteller von Produkten bei der Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft vor große Herausforderungen. Der Kreislauf muss bereits zum Zeitpunkt der Produktgestaltung durch eine Lebenszyklusbetrachtung mitgedacht und in das Produkt integriert werden und das Nutzerverhalten und die Geschäftsmodelle müssen überdacht und angepasst oder ersetzt werden.
5. Kritik
Die Umnutzung von Produkten im Sinne einer Sekundär- und Tertiärnutzung und die gezielte Mehrfachnutzung einzelner Produktkomponenten werden durch die Kreislaufwirtschaft bisher selten thematisiert, obwohl hier ökologische und im Zusammenspiel mit angepassten Geschäftsmodellen auch ökonomische Potentiale bestehen.
6. Literatur
- Boulding, Kenneth: The Economics of the Coming Spaceship Earth, in: H. Jarrett (Hrsg.), Environmental Quality in a Growing Economy, Johns Hopkins University Press, Baltimore, 1966: S. 3-14.
- Stahel, Walter, Reday, Genevieve: Jobs for Tomorrow, the potential for substituting manpower for energy; report to the commission of the European communities, Vantage Press, New York, Brussels, 1976
7. Links