Autor des Beitrags: Dr. Markus Demele, Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerkes
Die Internationale Arbeitsorganisation / International Labour Organization (ILO) hat ihren Hauptsitz in Genf und ist die älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN). Sie wurde 1919 unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs gegründet. Ihr Ziel ist die Sicherung des Weltfriedens durch die Beförderung sozialer Gerechtigkeit für alle Menschen der Erde. Dies versucht sie durch die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards zu erreichen. Für diese Bemühungen erhielt sie 1969 den Friedensnobelpreis.
1. Struktur
Die ILO ist die einzige internationale Organisation, die durch eine dreigliedrige Struktur gekennzeichnet ist. Nicht allein Regierungen, sondern auch Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter sind an den Beratungen und Beschlussfassungen beteiligt. Durch den Verteilungsschlüssel von 2:1:1 können die Regierungsvertreter jedoch bei geschlossenem Abstimmungsverhalten nicht überstimmt werden. Das höchste beschlussfassende Gremium ist die jährlich im Juni in Genf tagende Internationale Arbeitskonferenz.
2. Die Kernarbeitsnormen
Weltweit geltende Mindeststandards (sog. Übereinkommen) sollen die Rechte bei der Arbeit für alle Menschen auf der Welt sicherstellen. Jedes Mitgliedsland der ILO ist verpflichtet, die sog. Kernarbeitsnormen als ununterbietbare Minimalstandards bei der Arbeitspolitik zu respektieren. Obwohl diese Standards verbindliches Völkerrecht darstellen, haben nicht alle Länder die nachstehenden Normen ratifiziert und in nationales Recht überführt: das Verbot der Zwangsarbeit, der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf sowie die Einhaltung von eines Mindestalters für Beschäftigte und die Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit. Weiterhin gelten als Menschenrechte das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Schutz des Vereinigungsrechtes (Gewerkschaftsfreiheit), das Recht zu Kollektivverhandlungen sowie das Recht auf eine Gleichheit des Entgelts für gleiche Arbeitsleistungen.
3. Die Agenda für menschenwürdige Arbeit (Decent Work Agenda)
1999 verabschiedete die ILO eine Agenda für menschenwürdige Arbeit, mit der sie auch ihrer Funktion als „soziales Gewissen“ innerhalb der internationalen Organisationen nachkommt. Inhaltlich ruht die Decent Work Agenda auf vier Säulen. Die Bereiche (1) Menschenrechte und Arbeit, (2) Beschäftigung und Einkommen, (3) Stärkung des Sozialschutzes und der sozialen Sicherheit sowie (4) Stärkung des Sozialdialogs bilden die sog. Programmprioritäten.
Die ILO-Programmatik ist von der Überzeugung geprägt, dass wirtschaftliches Wachstum und soziale Entwicklung in allen Ländern der Erde ineinander greifen müssen, um sich wechselseitig zu befördern. Soziale Sicherheit ermöglicht Wirtschaftswachstum. Sozialer Dialog zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern wiederum schafft sozialen Frieden durch die Sicherung eines hinreichenden Einkommens für die abhängig Beschäftigten.
4. Das Konzept des nachhaltigen Unternehmens
Die ILO befürwortet Programme unternehmerischer Selbstverpflichtung. Sie werden jedoch nur als Ergänzung für eine aktive und standardsetzende Arbeitspolitik durch die Regierungen und die Sozialpartner erachtet. Im Konzept des nachhaltigen Unternehmens bietet die ILO Unternehmen ein Analyseset an, mit dem geprüft werden kann, inwieweit soziale und ökologische Nachhaltigkeitsprinzipien sowohl in den Wertschöpfungs- und Absatzketten, als auch im politischen Umfeld des Unternehmens berücksichtigt werden.
5. Links
- Für Arbeitgeber bietet die ILO einen Helpdesk mit diversen Materialien zu Arbeitsstandards unter Unternehmensführung. (Englisch)
- Für Arbeitnehmerfragen bietet das Bureau for Workers’ Activities (ACTRAV) diverse Arbeitshilfen. (Englisch)
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