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Mikroplastik in Kosmetik – wirkungslose Selbstverpflichtungen

In zahlreichen Kosmetikprodukten kommt Mikroplastik zum Einsatz. Diesen gelangen in großen Umfang über das Abwasser in die Weltmeere und sind dort eine große Gefahr für Fische und Umwelt. Alleine durch eine Tube Peeling können bis zu 2,8 Millionen Kunststoffteilchen in die Meere gelangen. Eigentlich wollte ein großer Teil der Hersteller darauf verzichten. Sie gaben seit 2014 freiwillige Verzichtserklärungen ab. Doch die sind nicht viel Wert, wie eine aktuelle Untersuchung der Naturschutzorganisation BUND und Codecheck zeigt.

Berlin (csr-news) > In zahlreichen Kosmetikprodukten kommt Mikroplastik zum Einsatz. Diesen gelangen in großen Umfang über das Abwasser in die Weltmeere und sind dort eine große Gefahr für Fische und Umwelt. Alleine durch eine Tube Peeling können bis zu 2,8 Millionen Kunststoffteilchen in die Meere gelangen. Eigentlich wollte ein großer Teil der Hersteller darauf verzichten. Sie gaben seit 2014 freiwillige Verzichtserklärungen ab. Doch die sind nicht viel Wert, wie eine aktuelle Untersuchung der Naturschutzorganisation BUND und Codecheck zeigt.

103.000 Kosmetikprodukte in 19 Kategorien wurden dafür unter die Lupe genommen und zwar im Vergleich der Jahre 2014 und 2016. Dabei zeigte sich, noch immer enthält jedes dritte untersuchte Gesichtspeeling und mehr als jedes zehnte Körperpeeling Polyethylen. „Mikroplastik befindet sich auch in Produkten, in denen es bisher kaum vermutet wurde“, so Franziska Grammes von Codecheck. „Polyquaternium-7 steckt beispielsweise in jedem vierten untersuchten Duschgel und Nylon-12 in jedem zehnten Make-up.“ Dass Plastikstoffe hier weniger auffallen, liege auch an unterschiedlichen Definitionen von Mikroplastik. So würden viele Hersteller lediglich Polyethylen als Mikroplastik anerkennen, nicht jedoch Kunststoffe wie Nylon-12, Acrylates Copolymer oder Acrylate Crosspolymer. Diese und weitere Stoffe sind nach wissenschaftlichen Definitionen jedoch ebenfalls als Mikroplastik einzustufen.

Rund 790.000 Tonnen kosmetische Produkte werden jedes Jahr in Deutschland produziert. Viele dieser Produkte enthalten primäres Mikroplastik. Studien hätten inzwischen gezeigt, dass Mikroplastik aus Kosmetika von Kläranlagen nicht komplett herausgefiltert werden kann. Der BUND fordert deshalb ein EU-weites gesetzliches Verbot von Mikroplastik in Kosmetik, das außer Polyethylen auch weitere Stoffe einbezieht. „Mikroplastik muss einheitlich als synthetische Polymere definiert werden, ohne für die Partikelgröße eine Untergrenze festzulegen“, so Nadja Ziebarth, Meeresschutzexpertin beim BUND.

Ergebnisse der Codecheck Mikroplastik Untersuchung

„Die Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass die freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie wirkungslos ist und die Hersteller nur noch mehr Zeit gewinnen wollen“, so Ziebarth. Die Bundesregierung setzt bislang auf die freiwilligen Verpflichtungen und hofft auf eine europäische Regelung. Im sogenannten Kosmetikdialog hatten sich zahlreiche Hersteller auf den freiwilligen Vericht geeinigt. So haben Beiersdorf, The Body Shop, Johnson & Johnson, Ives Rocher und Unilever für Ende 2015 angekündigt, ganz oder zumindest teilweise auf Mikroplastik zu verzichten. DM, Rossmann und Biotherm wollten sogar schon bis Ende 2014 das Mikroplastik aus ihren Produkten eliminieren. L’Oréal und P&G wollen den Ausstieg aus Mikroplastik bis 2017 realisieren. Problem, die Hersteller bestimmen selber, welche Stoffe sie als Mikroplastik einstufen. Herstel

„Plastik gefährdet unsere Ökosysteme, weil es mittlerweile als vermeintliches Nahrungsmittel für Meeresorganismen verfügbar ist. Je kleiner das Mikroplastik, desto wahrscheinlicher verwechseln Muscheln, Würmer oder Fische die Partikel mit Nahrung oder nehmen sie passiv durch Filtration auf“, sagte Ziebarth. Die Auswirkungen von Mikroplastik auf Meeresorganismen reichten von physiologischen Störungen über Tumorbildung bis hin zu erhöhten Sterberaten. „Besonders gefährlich ist, dass Mikroplastik wie ein Magnet auf Giftstoffe im Wasser wirkt. Meereslebewesen nehmen mit dem Mikroplastik auch Schadstoffe auf“, so Ziebarth. An Mikroplastik seien bis zu tausendfach höhere Schadstoffkonzentrationen gefunden worden als im Umgebungswasser.

Der BUND empfiehlt Verbrauchern, mit Hilfe eines vom BUND erstellten Einkaufsratgebers oder der Codecheck-App auf den Kauf von „Plastik-Kosmetik“ zu verzichten. Die Codecheck-App erkennt durch einen Produkt-Scan ab sofort umfassend und basierend auf den Einschätzungen des BUND, ob und welche Art von Mikroplastik enthalten ist und schlägt mikroplastikfreie Alternativen vor.


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