Hannover (csr-news) > Ohne tatkräftige Mitwirkung der Wirtschaft lassen sich weder die globalen noch die nationalen Klimaziele erreichen. Darüber sind sich Wissenschaft, Politik und auch zahlreiche Unternehmen einig. Doch die müssen aus abstrakten Vorgaben konkrete Klimastrategien entwickeln. Verbunden damit sind meist selbstgesteckte Reduktionsziele anhand derer sich Fortschritte und Erfolg ablesen lassen. Doch wie gehen die Unternehmen dabei eigentlich vor? Die Beratungsgesellschaft imug hat sich die DAX-30-Konzerne unter diesem Aspekt angeschaut.
Die Berater wollten unter anderem wissen, worauf die Unternehmen ihre Klimaziele stützen, welchen Zeithorizont dabei als relevant erachten und welche Emissionen sie berücksichtigen. Aber es ging auch um den Vergleich, wie unterscheidet sich die Praxis der DAX-30-Unternehmen von denen internationaler Benchmarks? Die Analyse der jeweils aktuellsten Nachhaltigkeitsberichte lieferte Antworten. Etwa die, dass bei einem Großteil der Unternehmen intransparent bleibt, wie sie zu ihren Klimazielen kommen. Vielversprechende Ansätze einer wissenschaftlichen Fundierung, wie beispielsweise durch die „Science-based Targets“-Initiative, hat sich bei den DAX-30-Unternehmen noch nicht hinreichend durchgesetzt. Stefan Dahle, geschäftsführender Gesellschafter der imug Beratungsgesellschaft begrüßt ausdrücklich die „Science-based Targets“ Initiative, „da sie Unternehmen konkrete Hilfestellung bietet, um bei der Festlegung der eigenen Klimaziele sowohl unternehmerische Wachstumserwartungen als auch bis 2050 global noch zulässige Emissionsbudgets zu berücksichtigen.“
Quelle: imug
Der gemeinsam von CDP, dem World Resources Institute (WRI), dem UN Global Compact und der Umweltorganisation WWF ins Leben gerufene Initiative, gehören inzwischen weltweit mehr als 150 Unternehmen an. Ihr Ziel ist es, das Niveau unternehmerischer Klimapolitik zu heben und vor allem bewertbarer zu machen. Dabei werden unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse die eigenen Klimaziele entwickelt. Von den Mitgliedern der Initiative haben bereits 18 Unternehmen ihre Klimaziele auf diesem Weg ermittelt, darunter Coca Cola, Dell oder der Pharmariese Pfizer.
Ziele schwierig zu beurteilen
Die DAX-30-Unternehmen haben da noch Nachholbedarf. Laut imug-Studie ist bei ihnen eine wirklich langfristig ausgelegte Klimaschutzstrategie mit quantitativ überprüfbaren kurz-, mittel- und langfristigen Zielen noch nicht weit verbreitet. Lediglich drei Unternehmen (Beiersdorf, Commerzbank und Daimler) bekennen sich zur SBT-Initiative und wenden deren Ansatz an. Hinzu kommt die Adidas AG, die ihre Klimaziele generell als wissenschaftsbasiert bezeichnet, heißt es in der Studie. Die Mehrheit der Unternehmen orientiert sich an bestehenden Standards, vor allem vom World Resources Institute (WIR) und vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Ein Bezug zu einer wissenschaftlichen Fundierung sei dagegen nicht zu erkennen, schreiben die Autoren. Auch ein Bezug zu den politischen Zielen sei meist nicht erkennbar. „Für Stakeholder bleibt es damit schwierig zu beurteilen, ob die gewählten Ziele ambitioniert genug sind, um politische Vorgaben zu erfüllen“.
Beim Vergleich der formulierten Klimaziele fällt auf, dass Bezugsjahre, Zielerreichungshorizonte und Ambitionsniveaus stark divergieren. Wie ambitioniert die Ziele bzw. die erreichten Fortschritte einzuschätzen sind, stellt für Leser eine große Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere dann, wenn keine weiteren Informationen über die Branche, Best-Practice-Beispiele oder wissenschaftlich fundierte Zielvorgaben bekannt sind. Internationale Benchmarks liefern Hinweise darauf, wie durch transparente und aussagekräftige Klimaschutzziele der Beitrag eines einzelnen Unternehmens zum Klimaschutz deutlicher werden kann. Bei den ausgewählten internationalen Beispielen werden wissenschaftlich fundierte Klimaziele nach kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive differenziert dargestellt. Dadurch wird klar erkennbar, ob Unternehmen sich im Zielkorridor befinden. Darüber hinaus beleuchten die Autoren das Thema aus der Perspektive des SRI-Ratings, da den zunehmenden Erwartungen an die Klimaschutzstrategien von Unternehmen auch dort Rechnung getragen werden soll.
Interessierte Leser können die Studie „Wissenschaftlich basierte Klimaziele – Status-quo-Analyse der DAX-30-Unternehmen“ kostenlos bei Herrn Nils Tiemann (tiemann@imug.de) anfordern.
In der kommenden Ausgabe des CSR-MAGAZIN werden wir uns ausführlicher damit befassen, wie Unternehmen ihre Klimastrategien entwickeln. Wenn Sie ich mit interessanten Hinweisen an der Recherche beteiligen möchten, schreiben Sie bitte eine kurze E-Mail an redaktion@csr-news.net.