Hannover (csr-news) > Der Traum vieler Fußballfans: Der FC Bayern München in der Tabelle weit abgeschlagen auf Platz 7. Was im sportlichen Bereich momentan wohl eher ein Traum bleibt, ist bei der Nachhaltigkeitsperformance Realität. Pünktlich zum Auftakt der neuen Bundesligasaison hat die Beratungsgesellschaft imug die Profiklubs der 1. Fußballliga unter die Lupe genommen. Untersucht wurde, ob und wie überzeugend Bundesligaklubs zum Thema Nachhaltigkeit berichten. Die Nase vorne hat ein norddeutscher Verein.
Laut Bundesligareport 2016 haben die 18 Clubs der 1. Bundesliga 2,62 Milliarden Euro Umsatz in der Saison 2014/15 erzielt. Schon diese Zahl verdeutlicht, der Profifußball ist mehr als nur ein Sport. Nimmt man die Klubs der 2. Liga dazu, so erhöht sich der Umsatz auf rund 3,13 Milliarden Euro. Damit wird im Profifußball mehr Geld umgesetzt als beispielsweise im deutschen Spielwarenhandel. Hinzu kommt die Wirkung auf den Arbeitsmarkt. Die 18 Erstligaklubs und ihre Tochterunternehmen bieten rund 50.000 Menschen einen Arbeitsplatz, nicht berücksichtigt sind dabei die indirekten Beschäftigungseffekte. So wird schnell deutlich, der Profifußball muss sich mit ähnlichen Maßstäben messen lassen, wie etwa die mittelständische Wirtschaft. Das Niveau bewegt sich inzwischen auf dem von MDAX-Unternehmen, heißt es in der imug-Studie. „So zeigt beispielsweise eine Studie des Forschungsinstituts NIERS der Hochschule Niederrhein, dass jeder von Borussia Mönchengladbach ausgegebene Euro zu einer weiteren regionalen Wertschöpfung von rund 50 Cent führt. Ferner kommt eine Untersuchung der TSG 1899 Hoffenheim zu dem Ergebnis, dass der Klub während der Saison 2011/2012 eine steuerliche Wertschöpfung in Höhe von 3,6 Mio. Euro schuf.“
Auf dem Niveau von MDAX-Unternehmen
Doch wie steht es um die gesellschaftliche und ökologische Verantwortung der Vereine? Wie gehen Klubs mit ihren Mitarbeitern um, wie bilanzieren sie die Umweltauswirkungen eines Spieltages, wie versuchen sie Müll oder Luftverschmutzung zu vermeiden, wie engagieren sie sich für die Region? Um das zu bewerten, wurden 15 Kriterien herangezogen, die sowohl ökologische, ökonomische und soziale Aspekte des Bundesligafußballs abdecken. Dabei wurden drei verschiedene Bereiche betrachtet: Der Klub, der Spieltag, das Umfeld. Die Studie zeigt, dass nur wenige Bundesligisten das Nachhaltigkeitsfeld gekonnt bespielen. Zum Teil sind die Informationen unübersichtlich, schwer zu finden und unstrukturiert oder schlichtweg veraltet. Insbesondere bei den Themen verantwortungsvoller Umgang mit Mitarbeitern, Nachhaltigkeit in der Lieferkette und in der Gastronomie sowie Optimierung des Abfallmanagements ist die Berichterstattung kaum zufriedenstellend. Weniger als die Hälfte der Klubs berichten zu diesen Aspekten.
Nachhaltigkeitsindex der Fußballbundesliga
Quelle: imug Beratungsgesellschaft
Nachhaltigkeitsbereich Spieltag
Mehr als 13 Millionen Fans zog es in der Saison 2014/15 in die Stadien der Erstligisten – durchschnittlich rund 42.000 pro Spiel. Damit liegt die Bundesliga weltweit an der Spitze. Hinzu kommen noch 5,3 Millionen Besucher bei den Spielen der 2.Liga. Entsprechend hoch sind die Auswirkungen, beispielsweise die klimaschädlichen Emissionen durch die Anreise, aber auch die Möglichkeiten für nachhaltiges Handeln. Immerhin die meisten Klubs thematisieren die An- und Abreise der Fans und sind insgesamt bemüht, die CO2-Emissionen zu senken. Weitere Themen sind beispielsweise das Abfallmanagement oder der Wasserverbrauch. Insgesamt variiert die Berichterstattung über den Spieltag sehr stark. Während einzelne Vereine solide Informationen liefern, bleiben andere weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.
VfL Wolfsburg dominiert die Bundesliga
Der VfL Wolfsburg setzt in der Nachhaltigkeitsmeisterschaft Maßstäbe, wie man sie sportlich nur vom FC Bayern München kennt. Mit 93,5 von 100 möglichen Punkten im Nachhaltigkeitsindex werden die Niedersachsen souverän Meister. In fast allen Kategorien belegen die Wölfe die Spitzenposition, nur bei der Nachhaltigkeit in der Gastronomie und beim Engagement außerhalb der Region müssen sie sich geschlagen geben. Abgeschlagen, aber dennoch souverän wird der SV Werder Bremen Vize-Nachhaltigkeitsmeister. Mit seiner Marke „Werder bewegt ‒ lebenslang“ bietet der Klub ein breites Informationsangebot. Mit insgesamt 66,75 Punkten, kommt der Klub von der Weser in allen Kategorien auf konstant überdurchschnittliche Bewertungen. Den dritten Tabellenplatz belegt Borussia Mönchengladbach mit 59 Punkten knapp vor dem SC Freiburg. Beide Klubs überzeugen mit transparenten Informationen besonders in den Bereichen Spieltag und Umfeld. Dank der Höchstpunktzahlen der Borussen in den Kategorien Energieverbrauch und Engagement in der Region, schieben sie sich mit 0,5 Indexpunkten am SC Freiburg vorbei auf Rang drei.
Bundesligatabelle „Nachhaltigkeit“
Quelle: imug Beratungsgesellschaft
Klarer Absteiger ist der RB Leipzig, der insgesamt auf nur zehn Punkte im Nachhaltigkeitsindex kommt. Zwar gibt es laut Klub-Webseite einen Nachhaltigkeitsbeauftragten, Informationen zum Thema finden sich aber fast gar nicht. Auch der SV Darmstadt 98 verabschiedet sich in Punkto Nachhaltigkeit mit einem Indexwert von 20 aus der 1. Liga. Zum Klassenerhalt fehlt es besonders an Informationen zur Verankerung von Nachhaltigkeit im Aufbau und der Organisation des Klubs, in der Lieferkette und allen Aspekten des Ressourcenverbrauchs.
Es ist noch einiges zu tun
„Die Studie soll einen ersten Eindruck über die Nachhaltigkeitsbemühungen und die Berichterstattung der Bundesligisten geben, sie zeigt aber auch, dass noch viel zu tun ist“, so Studienautorin Annika Schudak. Mit der ab 2017 gesetzlichen Berichtspflicht zu nichtfinanziellen Informationen, müssen sich gegebenenfalls auch einige Fußballbundesligisten dem Thema Nachhaltigkeit verstärkt widmen. Spätestens dann müssen sie über Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, Achtung von Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung berichten. „Insbesondere in den Bereichen verantwortungsvoller Umgang mit den Mitarbeitern, Nachhaltigkeit in der Lieferkette und in der Gastronomie sowie Optimierung des Abfallmanagements ist die Berichterstattung kaum zufriedenstellend: Weniger als die Hälfte der betrachteten Bundesligaklubs thematisieren diese Aspekte“, heißt es in der Studie. Und auch beim Einbezug von Stakeholdern und der Analyse wesentlicher Nachhaltigkeitsaspekte haben die Clubs Nachholbedarf.