Berlin (csr-news) > Deutschlands Konsumenten greifen beim Lebensmitteleinkauf immer öfter zum fair gehandelten Produkt. Innerhalb weniger Jahre hat sich der Umsatz von Waren mit Fairtrade-Siegel verdoppelt und liegt inzwischen bei über einer Milliarde Euro – rund drei Viertel davon im Lebensmittelbereich. Die Verbraucher vertrauen dabei den entsprechenden Siegeln. Ob dieses Vertrauen gerechtfertigt ist, hat die Stiftung Warentest untersucht und die fünf gängigsten Label unter die Lupe genommen. Nicht alle haben die Tester vollends überzeugt.
Naturland Fair, Fairtrade, Hand in Hand, Rainforest Alliance und Utz Certified sind die untersuchten Label-Organisationen. Außer Konkurrenz läuft das Gepa Siegel fair+, weil es, so die Tester, auf gängigen anderen Siegeln basiert und keinen eigenen Standard darstellt. Dennoch, so das Fazit, sei Gepa als Pionier des fairen Handels ein glaubwürdiger Anbieter. Die höchste Bewertung erhielt das Naturland Siegel Naturland Fair. Es sei das einzige Siegel mit sehr hoher Aussagekraft, heißt es in der Begründung. Neben der starken ökologischen Ausrichtung, so ist beispielsweise die Biozertifizierung Pflicht, würden auch soziale Aspekte sehr stark berücksichtigt. Zudem konnte Naturland in fast allen Fällen eine lückenlose Rückverfolgbarkeit gewährleisten. Rund 600 Produkte, heimische (beispielsweise Wein) wie exotische (unter anderem Kaffee, Tee und Gewürze), umfasst das Sortiment.
Belege für gezahlte Löhne
Als Label mit hoher Aussagekraft wurden Fairtrade und Hand in Hand bewertet. Beim Marktführer Fairtrade, rund 3.000 Produkte sind mit dem Label ausgezeichnet, wurden die übergreifenden Kriterien besonders herausgestellt, ebenso wie die guten Kontrollmechanismen und die vielfältigen Wirkungsanalysen. So konnte Fairtrade auch die gezahlten Löhne und Mindestpreise belegen. Mit rund 100 gelabelten Produkten ist Hand in Hand, entwickelt und angewendet von der Naturkostfirma Rapunzel, der kleinste Anbieter. Die Produkte müssen Bio- und Fairhandels-Kriterien erfüllen. Besonderer Wert wird auf die Zahlung von Mindestpreisen und Prämien gelegt. Gelobt wurde die gute Rückverfolgbarkeit, Kritik gab es für fehlende Standards bei der Wirkungsmessung.
Konzentration auf Anbaubedingungen
Die größte Verbreitung haben die Label Rainforest Alliance Certified (rund 15.600 Produkte) und Utz Certified (rund 20.000 Produkte). Im Rahmen der Testuntersuchung schnitten sie am Schlechtesten ab, ihnen wurde nur eine mittlere Aussagekraft testiert. Kritisiert wurden unter anderem die weniger anspruchsvollen Kriterien, sowie eine teilweise schlechte Rückverfolgbarkeit. Beide Anbieter wollen mit ihren Siegeln den Massenmarkt erreichen und müssen dafür offenbar Kompromisse eingehen. Dennoch können auch diese beiden Organisationen belegen, dass sie sich für bessere Lebensbedingungen in den Anbauländern einsetzen. Utz und Rainforest setzen dabei vor allem auf die Verbesserung der Anbaubedingungen. Die vielfältigen Wirkungsanalysen und die hohe Transparenz sichern Utz Certified noch einen leichten Vorsprung. Entsprechend schnitt Rainforest Alliance Certified mit dem schwächsten Ergebnis ab.
Quelle: Stiftung Warentest
Mit 40 Prozent floss das Anforderungsniveau der Organisationen am stärksten ins Gesamtergebnis ein. Im Rahmen einer vergleichenden Befragung sollten die Labelanbieter ihre Arbeitsweise, die Entwicklung ihrer Kriterien und das System der Labelvergabe darstellen. Aussagekräftige Dokumente sollten das Vorgehen belegen. Darüber hinaus haben die Tester jeweils vier Produkte einem Praxistest unterzogen. Analysiert wurde die Rückverfolgbarkeit, die Einhaltung der Standards und die Wirksamkeit der Maßnahmen in den Anbaugebieten. Die Ergebnisse machen 25 Prozent der Gesamtbewertung aus. Die restlichen 35 Prozent konnten die Organisationen mit ihrer Arbeitsweise erzielen. So wurden unter anderem der Prozess der Kriterienentwicklung bewertet, die wirtschaftliche Unabhängigkeit und die Transparenz.