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Wanka irrt: Bildung lässt sich nicht verordnen

„Integration muss verbindlich sein“, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) der „Passauer Neuen Presse“ vom Montag. Die Politikerin sieht bei dauerhaft in Deutschland bleibenden Flüchtlingen eine Pflicht zur Integration. Doch die Bildungsministerin irrt: Bildung lässt sich nicht verordnen. Nicht durch die Politik und – nebenbei bemerkt – auch nicht durch Unternehmen. Ein Kommentar von Achim Halfmann

Berlin (csr-news) – „Integration muss verbindlich sein“, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) der „Passauer Neuen Presse“ vom Montag. Die Politikerin sieht bei dauerhaft in Deutschland bleibenden Flüchtlingen eine Pflicht zur Integration. Doch die Bildungsministerin irrt: Bildung lässt sich nicht verordnen. Nicht durch die Politik und – nebenbei bemerkt – auch nicht durch Unternehmen.

Ein Kommentar von Achim Halfmann

Bildung umfasst nicht zuerst die Aneignung von Wissen, sondern eine reflektierte Weltsicht und die Entwicklung von Haltungen zur Welt. Das alles wirft – nicht nur – Wanka in einen Topf: „Wer dauerhaft hier bleibt, muss unsere Sprache lernen, unser Wertesystem kennen und die Regeln der Demokratie akzeptieren“, so die CDU-Politikerin gegenüber der Zeitung. Sprachkurse und politischer Unterricht lassen sich verordnen, die Akzeptanz unserer Demokratie nicht. Um letztere müssen wir werben. Und es wird höchste Zeit, dass wir damit Ernst machen.

Integration ist eine riesige Herausforderung an Bildung: Nicht nur Bildung der Flüchtlinge, sondern aller in Deutschland. Unsere Gesellschaft wird kulturell vielseitiger, das fordert neue Kompetenzen im sozialen Miteinander und davor fürchten sich manche unserer Zeitgenossen. Schon bei unseren eigenen Landsleuten erleben wir, wie wenig sich Haltungen – die Offenheit für Neues und Neue – erzwingen lassen.

Ebenso wie wir um die Aufnahmebereitschaft der Deutschen werben, werden wir um die Integrationsbereitschaft der Flüchtlinge werben müssen. Dazu gehört, dass sich diese Menschen hier angenommen fühlen können und sich ihnen und ihren Kindern Perspektiven eröffnen. Neue soziale Kontakte, ein angemessenes Wohnumfeld und berufliche Perspektiven fördern Integration. Denn Integrationsbereitschaft ist ein Ergebnis von Bildung – und die lässt sich nicht erzwingen.

Bei dieser Gelegenheit nebenbei bemerkt:

Auch Unternehmen sind auf Bildungsprozesse angewiesen, wie uns einmal mehr der VW-Skandal gelehrt hat: Loyalität, Gesetzeskonformität, Kommunikations- und Verantwortungsbereitschaft sind Ergebnisse von Bildungsprozessen und lassen sich nicht durch Compliance-Schulungen oder Codes of Conduct vermitteln. Um Bildung müssen auch Unternehmen werben, auf dieser Ebene sind ihnen die eigenen Mitarbeiter nicht verfügbar und der Erfolg von Bildungsprozessen lässt sich kaum kontrollieren. Dieses Werben ist in vielen Unternehmen bisher unterblieben. „Wertevermittlung“ ist aus dieser Perspektive ein Unwort. Werte lassen sich nicht vermitteln, nur aneignen. Und eine nachhaltige Unternehmenskultur lässt sich nicht erzwingen.


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