Kassel (csr-news) > Um das Klima zu schützen, leisten viele Bürger freiwillige Beiträge. Ein großes Potenzial sieht eine Forschergruppe um den Kasseler Volkswirtschaftler Prof. Andreas Ziegler dabei in Kompensationszahlungen für CO2-Emissionen, die z.B. bei Flugreisen entstehen und u.a. für Aufforstungsprogramme verwendet werden. Solche Maßnahmen werden zwar von etwa 50 Prozent der Deutschen als wirkungsvoll für den Klimaschutz angesehen, aber nur etwa jeder Zehnte hat diese Möglichkeiten bisher bereits genutzt.
Kurz vor Abschluss der Klimaverhandlungen in Paris betont Ziegler, Leiter des Fachgebiets Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Kassel, die Rolle der Bürger: „Egal, wie die Ergebnisse in Paris ausfallen, die vereinbarten Klimaschutzziele müssen dann umgesetzt werden. Neben regulatorischen Maßnahmen können sogenannte freiwillige Kompensationen der Bevölkerung für CO2-Emissionen einen wichtigen Beitrag leisten.“ Ziegler koordinierte gemeinsam mit Claudia Schwirplies, Wissenschaftlerin an der Universität Hamburg, das Forschungsprojekt „VolFair“, das bis Oktober 2015 die Bereitschaft der Menschen in Deutschland und anderen Staaten zu freiwilligen Klimaschutzaktivitäten empirisch untersucht hat.
Ein Drittel der Deutschen zu freiwilligen Kompensationszahlungen grundsätzlich bereit
Nach Zahlen, die im Rahmen von VolFair erhoben wurden, sind knapp ein Drittel der US-Amerikaner und der Deutschen zu freiwilligen Kompensationszahlungen grundsätzlich bereit. Jedoch haben bisher nur etwa jeder zehnte Amerikaner und Deutsche einmal entsprechende Zahlungen geleistet. Schwirplies führt das auch auf eine große Unsicherheit und Unkenntnis über die Möglichkeit und die tatsächliche Wirksamkeit solcher Maßnahmen zurück. „Zur Etablierung von CO2-Kompensationen als Klimaschutzmaßnahme sind verstärkte Informationen über deren Mechanismus und Umweltwirkung sinnvoll“, betont Schwirplies.
Im VolFair-Projekt wurden insbesondere Fragen nach der Motivation, Art und Umfang von Kompensationszahlungen, der Rolle von Anbietern und der Wechselbeziehung mit anderen klimafreundlichen Maßnahmen beleuchtet. Ausgewählte Ergebnisse sind am 10. November auf dem Projekt-Abschlussworkshop in Berlin vorgestellt und gemeinsam mit zahlreichen Vertretern aus Politik und Praxis diskutiert worden. Ein Befund: Kompensationen, die mit geringeren Zahlungen verbunden sind (z.B. für Busreisen) scheinen in der Bevölkerung ein deutlich höheres Potential zu haben als Kompensationen für eine hohe Menge an CO2-Emissionen (z.B. bei längeren Flugreisen).
Ausgleichszahlungen tragen effektiv zum Klimaschutz bei
Zudem weisen die Projektarbeiten darauf hin, dass die Kompensationszahlungen generell nicht dazu verleiten, sorgloser mit dem Klima umzugehen. Menschen, die bereits solche Kompensationen leisten, verhalten sich auch in anderen Lebensbereichen klimafreundlich. „Das bedeutet: Diese Ausgleichszahlungen tragen effektiv zum Klimaschutz bei“, betont Ziegler. „Der häufig geäußerte Vorbehalt, es handele sich um einen Ablasshandel zur Rechtfertigung zusätzlicher CO2-Emissionen, trifft nicht zu.“