Frankfurt (csr-news) „Joseph S. Blatter wurde heute im Anschluss an den Entscheid der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission, ihn vorsorglich für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball zu sperren, in Übereinstimmung mit dem FIFA-Ethikreglement von seinem Amt als FIFA-Präsident enthoben“. Mit diesem Satz hat die FIFA gestern die 90-tägige Sperre ihres Präsidenten verkündet. Joachim Herr von der Börsenzeitung kommentiert in der heutigen Ausgabe der Zeitung:
Endlich ist der Anfang gemacht: Am Donnerstag hat die Ethikkommission des Weltfußballverbandes Fifa den ewigen Präsidenten Joseph Blatter für 90 Tage gesperrt. So beschleunigt sich hoffentlich Blatters Abschied von der mächtigen Organisation, die tief im Korruptionsmorast steckt. Der Weg aus dem Schlamm wird lang und schwer – auch ohne Blatter. Auf dieser Strecke zu radikalen Reformen müssen die Sponsoren von Coca-Cola und McDonald’s bis Hyundai und Adidas die Fifa viel kritischer als bisher begleiten. Nur am Rand zu stehen und die entsetzten Beobachter zu mimen, reicht nicht. Ihre viele Millionen Dollar, die an die Fifa fließen, lassen sich schließlich als Druckmittel einsetzen. Oder ist es Zufall, dass Blatter jetzt vorläufig suspendiert wurde – wenige Tage, nachdem die Sponsoren in den USA seinen sofortigen Rücktritt verlangt hatten?
Werbung auf der Bühne der Sportereignisse birgt ein Risiko: Die Glaubwürdigkeit der Organisation, die unterstützt wird, färbt auf die Geldgeber ab. Transparente Finanzen und klare Verfahren zur Vergabe der großen Turniere zählen deshalb zu den unabdingbaren Voraussetzungen. Diese Offenheit müssen die Sponsoren nicht nur von der Fifa fordern. Das gilt für den gesamten Sport, sei es das Internationale Olympische Komitee, die Veranstalter der Formel 1 oder den Weltradsportverband. Unternehmen rücken in der Rangliste ihrer Ziele Compliance seit dem Korruptionsskandal von Siemens weit nach oben. Wie aber wollen sie ihre Mitarbeiter davon überzeugen, Regeln und Gesetze strikt einzuhalten, wenn die strengen Maßstäbe nicht für Geschäftspartner wie die Fifa gelten? Von Zulieferern wird das ja auch verlangt.
Ein oder gar beide Augen zuzudrücken lässt Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit des Sponsors aufkommen. Ins Kreuzfeuer geraten dann besonders börsennotierte Gesellschaften. Sie werden mit der Kritik von Aktionären und Politikern konfrontiert und verlieren Anteilseigner, die konsequent auf ethische Grundsätze achten. Zudem besteht die Gefahr, dass der Werbeeffekt ins Gegenteil umschlägt. Konsumenten lehnen dann die Produkte eines Sponsors ab. Und ein Boykott der Käufer kann gravierende wirtschaftliche Folgen haben. Unter diesen Aspekten erfreut die Sperre für Blatter auch Adidas. Der Sportartikelanbieter scheute es, sich gegen den schier Allmächtigen zu stellen. Nach quälend langer Zeit zeichnet sich nun das Ende ab. Abzuwarten darf aber nicht mehr die Strategie eines Sponsors sein.