Berlin (csr-news) > Mit einem Kick-off-Meeting ist heute die nationale Forschungsinitiative BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie gestartet. Deren Ziel ist es, die Expertise deutscher Forscher zu bündeln, um die Wirkung der Landnutzung auf die vielfältigen Funktionen von Böden zu erforschen und um neue Strategien für eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung von Böden zu erarbeiten. „Wir müssen den Böden mehr Beachtung schenken“, sagte Bärbel Brumme-Bothe, Ministerialdirektorin im Bundesforschungsministerium BMBF. „Gesunde Böden sind nicht nur Grundlage für die Welternährung. Sie sind essenziell für eine nachhaltige Bioökonomie. Sie erbringen unbezahlbare Ökosystemdienstleistungen und sind Lebensraum für etwa zwei Drittel aller Arten“. Das Ministerium stellt den Forschern dafür in den kommenden drei Jahren fast 33 Millionen Euro zur Verfügung.
Ausdehnung landwirtschaftlich nutzbarer Fläche nur begrenzt möglich
Rund fünf Milliarden Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche stehen weltweit zur Verfügung, um die 7,3 Milliarden Menschen, die gegenwärtig auf der Erde leben, zu ernähren. Dass laut FAO jeder achte Mensch Hunger leidet, zeigt, wie schlecht das immer noch gelingt. Eine Verschärfung der Situation ist wahrscheinlich, unter anderem aufgrund der weiter stark wachsenden Weltbevölkerung – die UNO korrigierte ihre Prognose für 2050 kürzlich um 170 Millionen Menschen nach oben auf 9,7 Milliarden –, aber auch durch zunehmende Wetterextreme im Zuge des Klimawandels oder die Konkurrenz um Flächen für Nahrung, Rohstoffe oder Energie. Eine Ausdehnung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche ist jedoch nur begrenzt möglich. Deshalb muss – neben der Lösung von Problemen wie der optimalen Ver-teilung vorhandener Nahrungsmittel – die Produktivität auf den landwirtschaftlichen Flächen steigen. Jedoch nicht auf Kosten der Bodenqualität, sondern nachhaltig, um die Fruchtbarkeit der Böden lange zu erhalten.
„Nachhaltige Bodennutzung ist zwar einfach gesagt, aber in der Praxis lässt sich nach wie vor schwer beurteilen, welche Störungen kritisch für den Erhalt der Bodenfunktionen sind und welche toleriert werden können – egal ob es um veränderte klimatische Bedingungen oder um direkte Eingriffe durch die Landnutzung geht“, sagt Bodenforscher Prof. Hans-Jörg Vogel, der BonaRes am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniert. Die Schwierigkeit liege dabei im komplizierten Wirkungsgefüge von physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen, die das Wesen des Systems Boden ausmachen und deren Wechselwirkungen noch nicht wirklich verstanden sind. „Böden haben dabei eine gewisse Elastizität und können sich von vielem auch wieder erholen. Ist jedoch eine kritische Schwelle überschritten, kann es sehr lange dauern, bis der Schaden behoben ist“, so Vogel weiter.
Bodennutzungen standortspezifisch bewerten
In diesem Kontext soll BonaRes dazu beitragen, das Wissen über die Böden, die für die Agrarproduktion genutzt werden, entscheidend zu erweitern. „Wir bündeln und vernetzen jedoch nicht nur die naturwissenschaftlichen Kompetenzen der beteiligten Forschergruppen, sondern beziehen auch die Sozialwissenschaften von Beginn an ein“, sagt Prof. Katharina Helming vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Denn genutzte Böden müssen nicht nur marktfähige Erträge hervorbringen, sondern auch vielfältige Ökosystemleistungen, die weit über den landwirtschaftlichen Nutzen hinausgehen. Dazu gehören die Speicherung von Wasser und Kohlenstoff und die Leistungen der biologischen Vielfalt. Diese gilt es für zukünftige Bodennutzungen standortspezifisch zu bewerten. Das geht nur mit interdisziplinären Forschungsteams. Dazu baut BonaRes ein Datenzentrum auf, das Daten über alle benötigten Aspekte zusammenführt und in standardisierter Form für die Nachnutzung bereitstellt.
Weitere Informationen enthält die Website der Forschungsinitiative BonaRes.