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Unternehmensverantwortung auf dem Firmengelände – Erhalt der biologischen Vielfalt

Das Firmengrundstück des Bio-Textilienherstellers Cotonea ist ein naturnah gestaltetes Gelände. Inhaber Roland Stelzer findet es selbstverständlich, dass er wie all seine Vorgänger-Generationen dieses ganzheitliche Denken aus Überzeugung praktiziert – und zwar nicht nur in den Anbauprojekten der Bio-Baumwolle für sein Unternehmen, sondern auch auf dem mehr als vier Hektar großen Firmengelände im schwäbischen Bempflingen. Wie Unternehmen dabei vorgehen können, das soll eine neue Broschüre des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zeigen.

Berlin/Bempflingen (csr-news) > Das Firmengrundstück des Bio-Textilienherstellers Cotonea ist ein naturnah gestaltetes Gelände. Inhaber Roland Stelzer findet es selbstverständlich, dass er wie all seine Vorgänger-Generationen dieses ganzheitliche Denken aus Überzeugung praktiziert – und zwar nicht nur in den Anbauprojekten der Bio-Baumwolle für sein Unternehmen, sondern auch auf dem mehr als vier Hektar großen Firmengelände im schwäbischen Bempflingen. Wie Unternehmen dabei vorgehen können, das soll eine neue Broschüre des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zeigen.

Entlang der Grundstücksgrenze des Firmengeländes des Textilhersteller Cotonea verläuft das Flüsschen Erms. Ein Kanalabzweig versorgt seit 1855 das Unternehmen mit Energie. Allein vier Forellenarten leben hier und sogar Aale wurden schon gesichtet. Inmitten naturnaher Wiesen mit alten Obstbäumen liegt das eingeschossige Verwaltungsgebäude. Verschiedene Kirsch- und Apfelsorten wachsen hier, Birnen, Mirabellen und Zwetschgen – Hochstämme allesamt, die für Insekten und Vögel wertvoller sind als ihre halbstämmigen Artgenossen. Stirbt hier ein Baum, bleibt er stehen. Er ist Nahrungsquelle und Nistmöglichkeit für Bunt- und Grünspechte und zahllose Insekten wie die Holzbiene. Steigende Temperaturen haben diese Wildbienenart auch nördlich der Alpen heimisch werden lassen.

Unternehmensgelände als „grüne Visitenkarte“

Was bewegt Unternehmen, ihre Liegenschaften naturnah zu gestalten? Welches sind die beliebtesten Aktivitäten? Mit welchen Kosten und Nutzen gehen diese biodiversitätsfördernden Maßnahmen einher? Zu diesen und weiteren Fragen haben Wissenschaftler des IÖW elf Fallstudien in Unternehmen der Automobilindustrie, Wohnungswesen sowie Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie durchgeführt. Die Fallstudien zeigen, dass der Mehrwert eines naturnahen Firmenareals für die Unternehmen in der Regel nicht in der Kostenersparnis liegt. Vielmehr sei für Unternehmen, die aufgrund ihrer Firmenphilosophie bereits hohe Umweltstandards einhalten, die naturnahe Geländegestaltung selbstverständlicher Bestandteil einer nachhaltigen Unternehmensführung. Mohaupt: „Diesen Unternehmen dient das Gelände zur Kommunikation ihres nachhaltigen Geschäftsmodells nach außen – es ist ihre ‚grüne Visitenkarte‘. Unsere Untersuchungen zeigen allerdings auch, dass ökologisch wertvolle Außenanlagen ein angenehmes Arbeitsumfeld mit hoher Aufenthaltsqualität für Angestellte schaffen. Sie machen das komplexe Thema ‚Biodiversität‘ begreifbar und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neugierig auf die Artenvielfalt“.

 

Artenschutz und Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung von Firmengeländen

Unternehmen, die ihre Betriebsgelände naturnäher gestalten möchten, können jetzt auf neue praktische Unterstützung zurückgreifen: Die Broschüre „Wege zum naturnahen Firmengelände“ präsentiert 21 verschiedene Maßnahmen, wie Unternehmen ihre Flächen attraktiver für Flora und Fauna gestalten können. Von der Begrünung von Dächern und Fassaden über die Anlage von blütenreichen Grünflächen oder anderen Lebensräumen bis hin zu insektenfreundlicher Beleuchtung beschreibt der Leitfaden steckbriefhaft die Voraussetzungen und Vorteile, gibt praktische Tipps zum Vorgehen und zeigt die ökologischen Effekte auf. Einen Einstieg in das Thema bietet der Videospot „Artenschutz und Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung von Firmengeländen“, der in einem virtuellen Rundgang über ein Firmengelände zeigt, welche Maßnahmen ein Unternehmen auf seinen Flächen umsetzen kann. Broschüre und Film entwickelte das IÖW gemeinsam mit der Bodensee-Stiftung, dem Global Nature Fund und der Initiative „Biodiversity in Good Company“ gefördert vom Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Verantwortung für das Firmengelände

„Mit der naturnahen Gestaltung ihres Geländes können Unternehmen ein Zeichen setzen und die nachhaltige Firmenphilosophie nach innen und außen präsentieren“, so IÖW-Projektleiterin Franziska Mohaupt. In dem Projekt „Naturwert – Naturnahe Firmengelände als Einstieg in biodiversitätsförderndes Umweltmanagement“ untersuchten die Wissenschaftler die Frage, wie Unternehmen für Biodiversität sensibilisiert werden können, damit das Thema in mehr Unternehmen verankert wird. „Die wichtigsten Hebel für den Schutz der Artenvielfalt sind für viele Unternehmen das Management ihrer Lieferketten und ihrer Rohstoffbeschaffung“, so Mohaupt weiter. „Doch die Unternehmensverantwortung für die Umwelt beginnt bereits am eigenen Standort – mit einer naturnahen Gestaltung des Firmengeländes, die die Artenvielfalt fördert.“

Download der Broschüre „Wege zum naturnahen Firmengelände“

Foto: Streuobstwiesen auf dem Firmengelände des Textilherstellers Cotonea


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