Berlin (csr-news) > Mit dem sperrigen Titel „Konzeption und Durchführung einer empirischen Untersuchung über die Validität und Wirksamkeit eines CSR-Evaluierungs- und Steuerungsinstruments“ wurde an der Zeppelinuniversität ein Forschungsprojekt durchgehführt, dessen Ergebnisse nun vom Bundesarbeitsministerium BMAS veröffentlicht wurden. Ausgangspunkt ist ein 2012 abgeschlossenes Forschungsvorhaben, an dessen Ende ein Instrument zur Messung und Bewertung von CSR stand. Die Wirksamkeit dieses Instruments stand nun auf dem Prüfstand.
Dieses CSR-Evaluierungs- und Steuerungsinstrument soll sowohl der internen Steuerung der CSR-Strategie dienen, aber auch der externen Kommunikation der CSR-Aktivitäten. Es erfasst dazu CSRAufwendungen entlang von fünf Stakeholder-Gruppen (Mitarbeiter, Gesellschaft, Partner, Kunden, Kapitalgeber) und bildet aus der Summe der CSR-Aufwendungen eine Kennzahl (CSR-Quote). Ob sich dieser Ansatz in der Praxis wirksam umsetzen lässt, wollte Prof. Josef Wieland, von 35 Unternehmen wissen. Von diesen hatten 13 das Instrument angewendet und 22 hatten es gesichtet, bewertet und kommentiert. In Gesprächen mit Experten und den Unternehmen konnte Wieland wichtige Erkenntnisse bezüglich der Praktikabilität und Validität des Instruments gewinnen. „Darüber hinaus zeigt die Erfassung der monetären Aufwendungen für CSR entlang Stakeholder-spezifischer Maßnahmenkataloge den gegenwärtigen Schwerpunkt des CSR-Engagements der an der Untersuchung beteiligten Unternehmen“, heißt es im Abschlussbericht. Aber es wurden auch bestehende Unsicherheiten und Herausforderungen deutlich.
Kontinuierlicher CSR-Lernprozess
Dies waren vor allem Themen, wie sie momentan diskutiert werden, beispielsweise Arbeitsbedingungen und Menschenrechte in der Lieferkette, aber auch unternehmerische Herausforderungen die sich durch den demografischen Wandel ergeben. Während CSR im Bereich Mitarbeiter als strategisches Instrument zur Gewinnung von Fachkräften genutzt wird, besteht bei CSR in der Wertschöpfungskette durchgängig Aufklärungs- und Umsetzungsbedarf. So zeigte sich auch, dass sich die beteiligten Unternehmen in einem kontinuierlichen CSR-Lernprozess befinden, der, so schreibt Wieland, bei einigen Stakeholdern (Mitarbeiter, Gesellschaft) bereits sehr weit fortgeschritten, bei anderen (Partner, Kunden, Kapitalgeber) erst begonnen hat. Dieser unterschiedlich weit fortgeschrittene Lernprozess spiegelt sich auch in der Bewertung der Leistungsfähigkeit des Instruments wider. So sehen die meisten der beteiligten Unternehmen den internen Nutzen einer Kennzahl wie der CSR-Quote, diese würden sie aber nicht in der Unternehmenskommunikation nutzen. Kritische Einwände hatten zumeist nicht vorhandene Daten als Ursache. „Für eine adäquate Darstellung des CSR-Engagements müssten in den Unternehmen die Anwendungsvoraussetzungen für die Integration von CSR geschaffen werden, was vor allem die Anpassung des betriebswirtschaftlichen Zahlenwerks mit Blick auf die aktuellen CSR-Themen erfordern würde“, schreibt Wieland.
2.665 Euro pro Mitarbeiter und Jahr
Der größte Teil der CSR-Aufwendungen entfällt bei den meisten Unternehmen auf die Stakeholdergruppe Mitarbeiter, nämlich durchschnittlich 62 Prozent. Konkret wenden Unternehmen im Schnitt rund 2.665 Euro pro Mitarbeiter und Jahr dafür auf. Zweitgrößter Posten, aber schon deutlich geringer, ist mit rund 15 Prozent die Stakeholdergruppe Gesellschaft. Beide Gruppen dominieren damit mit nahezu 80 Prozent das gesamte CSR-Engagement der Unternehmen und beeinflussen somit maßgeblich deren CSR-Quote. Diese lag im Durchschnitt der beteiligten Unternehmen bei 3 Prozent. Auf die restlichen Stakeholder entfallen zusammen die übrigen 20 Prozent, sie sind entsprechend unterrepräsentiert. Dafür sind vor allem Unklarheiten hinsichtlich Inhalt und Umfang, vor allem aber hinsichtlich der operativen Umsetzung und damit auch der Erfassung von CSR-Aufwendungen sowohl in der Wertschöpfungskette, als auch bezogen auf die Stakeholder „Kapitalgeber“ und „Kunden“ verantwortlich. „Solange diese CSR-Themen, wie das vor allem im Bereich „Mitarbeiter“ bereits der Fall ist, nicht systematisch integriert und entsprechende Zahlen erfasst werden, kann auch keine externe Kommunikation des gesamten CSR-Aufwandes erfolgen“, schreibt Wieland. „Das heißt, eine aufwandsbezogene Erfassung, Messung und Kommunikation des CSR-Engagements muss und kann nur Stakeholder-bezogen erfolgen, denn nur hier scheint CSR selbst wahrnehmbar“.