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Bangladesch: Kontroverse um Textilunternehmen eines Deutschen

Die NGO Femnet wirft einem Textilunternehmen mit deutschem Eigentümer in Bangladesch Verletzungen von Arbeiterrechten vor. BEO Fashion in Dhaka soll 48 Arbeiterinnen nach Beschwerden über Sicherheitsmängel entlassen und einen Gewerkschaftsführer durch bezahlte Schläger verprügelt haben. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

Dhaka (csr-news) – Die NGO Femnet wirft einem Textilunternehmen mit deutschem Eigentümer in Bangladesch Verletzungen von Arbeiterrechten vor. BEO Fashion in Dhaka soll 48 Arbeiterinnen nach Beschwerden über Sicherheitsmängel entlassen und einen Gewerkschaftsführer durch bezahlte Schläger verprügelt haben. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

BEO Fashion soll die Arbeiterinnen im September 2014 entlassen haben, weil sie bei der Aufsicht über das Gebäude- und Brandschutzabkommen (dem sogenannten „Accord“) Beschwerde aufgrund von Sicherheitsproblemen in ihrer Fabrik eingereicht hätten. Treffen zwischen den Arbeiterinnen, den Mitarbeitern des „Accord“, Gewerkschaftlern und dem BEO-Management blieben ohne Lösung. An eine Zusage aus dem Dezember, die Entlassenen wieder einzustellen und ausstehende Löhne zu zahlen, habe sich BEO Fashion nicht gehalten, so die Femnet-Vorsitzende Gisela Burckhardt. Bei einem letzten Treffen am 15. Februar sei es zu Handgreiflichkeiten zwischen den ehemaligen Beschäftigten und Fabrikaufsehern gekommen. Zudem habe BEO Fashion Männer engagiert, die einen Gewerkschaftsführer zu Hause zusammenschlugen, so Burckhardt.

Femnet sieht in dieser Situation auch den Discouter Lidl in der Pflicht, weil dieser über zwei Importeure Ware von BEO Fashion beziehe. Wie eine Lidl-Sprecherin sagte, seien letztmalig Anfang 2014 Aufträge bei BEO Fashion platziert worden, aktuell bestehe keine Geschäftsbeziehung zu dem Unternehmen. „Dennoch würde es Lidl sehr begrüßen, wenn es den beteiligten Parteien nun zeitnahe gelänge, die Unstimmigkeiten beizulegen und eine zukunftsfähige Lösung im Sinne der Betroffenen zu erzielen“, so die Sprecherin.

Der deutsche Geschäftsführer von BEO Fashion, Ulrich Bornemann, bestätigt die Entlassungen, weist die Vorwürfe von Femnet aber zurück. Die Entlassungen seien wegen „wilder Streiks“ erfolgt, nicht wegen Beschwerden über Sicherheitsmängel. Er hoffe, in den kommenden zwei Wochen in Abstimmung mit allen Beteiligten eine Lösung für das Problem zu finden. Dass diese Lösung in einer Weiterbeschäftigung der Entlassenen bestehen könnte, wollte er nicht bestätigen.

Mit dem „Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh“, einem rechtsverbindlichen Abkommen, bringen europäische Textilkonzerne in Bezug auf Brandschutz und Gebäudesicherheit Transparenz in ihre Lieferketten. Nach dem Einsturz eines Fabrikkomplexes in Dhaka mit über 1.100 Toten im Jahr 2013 hatten internationale Gewerkschaftsbünde auf dieses Abkommen gedrängt. Einem „Steering Committee“ gehören jeweils sechs Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaften an; geleitet wird es von einem Vertreter der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die zudem alle Aktivitäten des Abkommens koordiniert.


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