Künzelsau (csr-news) – Wie integriert ein CSR-Manager Nachhaltigkeit in den Prozessen eines Unternehmens? Und ab wann kann eine Firma dann dazu kommunizieren. Dazu – und zur Bilderwelt der Nachhaltigkeitsberichte – fragte CSR NEWS Eike Hellmann, bei der Berner Group für Corporate Responsibility International verantwortlich. Die Fragen stellte Achim Halfmann.
CSR NEWS: Was braucht ein CSR-Manager, um Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen zu verankern? Den „Tone from the Top“, die richtige Software, interessierte Kollegen – oder etwas ganz anderes?
Eike Hellmann: In der Tat ist ein klares Bekenntnis der Geschäftsleitung essentiell. Nur so erlangt das Thema CSR innerhalb des Unternehmens den richtigen Stellenwert. Wichtig ist darüber hinaus, dass die bzw. der CSR-Verantwortliche im Unternehmen klar positioniert ist und optimaler Weise direkt an die die Geschäftsleitung berichtet. Nicht zuletzt ist entscheidend, dass die erarbeitete CSR-Strategie inhaltlich und organisatorisch in die Geschäftsstrategie eingebettet ist und damit direkten Einfluss auf die Geschäftsprozesse und –entscheidungen nimmt.
Eike Hellmann
Wie überzeugen Sie Ihre Kollegen davon, dass Nachhaltigkeit auf den Erfolg Ihres Unternehmens einzahlt?
Wie in vielen anderen Branchen nehmen auch im Bereich MRO (Maintainance Repair Operations) mit Fokus B2B die Anforderungen an die ureigene Verantwortung jedes Unternehmers stetig zu. Sowohl auf legislativer wie auch gesellschaftlicher Ebene wird der Einfluss- bzw. Verantwortungsbereich von Unternehmen zunehmend weiter gefasst. Ein Blick in die Kernthemen und Handlungsfelder der ISO 26000 zeigt wie weit. Daraus ergeben sich Risiko- und Chancenpotentiale, die direkten Einfluss auf den Geschäftserfolg und die Zukunftssicherung von Unternehmen nehmen werden. Unter diesem Blickwinkel wird auch meinen Kollegen im Gespräch schnell klar, dass CSR kein Modethema ist, sondern eine Herausforderung mit Business Case, der wir uns stellen müssen. Umso wichtiger ist es, sich dieser großen Bandbreite an Themen systematisch zu nähern und diese in ihrer Relevanz und Priorität für das Unternehmen im Austausch mit Stakeholdern zu bewerten.
Wann ist der Punkt erreicht, dass ein Unternehmen mit seinem Nachhaltigkeitsengagement nach außen – in die Kommunikation – gehen kann?
Engagement in punkto Nachhaltigkeit zeigt man nicht um der Kommunikation willen, sondern aus Verpflichtung gegenüber seinen Stakeholdern. Hier geht es darum, die Daseinsberechtigung und soziale Relevanz einer Unternehmung zu sichern.
Ich bin ein Verfechter des „First act then talk“-Grundsatzes, zumindest bezogen auf die Nachhaltigkeitskommunikation in Form von Nachhaltigkeitsberichten, Kundenbroschüren, Websites etc. Bevor diese gestartet wird, sollte das CSR-Management einen entsprechenden Reifegrad erreicht haben. Das bedeutet konkret, dass in Anlehnung an einen anerkannten Standard (z.B. die ISO 26000) eine fundierte Materialitätsanalyse mit Fokus auf die Wertschöpfungskette durchgeführt wurde, deren Ergebnisse mit relevanten Stakeholdern intensiv diskutiert und bewertet werden müssen.
Ist daraufhin ein klares Bild erkennbar, was CSR für das Unternehmen bedeutet, bedarf es der Ableitung einer Strategie und eines Programms, damit klar wird, welche Themen mit welchem zeitlichen Hintergrund und welchen Zielen verfolgt werden sollen. Dieser Analyse- und Bewertungsprozess mündet schließlich in einen Regelkreis (ähnlich der ISO 9001 und 14001), um eine stetige Weiterentwicklung zu gewährleisten. Nur auf Grundlage eines professionell aufgestellten CSR Managementsystems kann der Anspruch einer belastbaren, transparenten und ganzheitlich-multidimensionalen Nachhaltigkeitskommunikation z.B. in Form eines Berichts nach GRI G4 erfüllt werden.
Sie sind auch Profifotograf: Haben Sie einen Tipp, wie sich das abstrakte Thema „Nachhaltigkeit“ bebildern lässt?
Der Professionalitätsanspruch sollte bei den Bilderwelten nicht Halt machen. Mir persönlich graut es vor den vielfach verwendeten „Klischeebildern“ (z.B. eine Weltkugel in der geöffneten Hand), die alleinig eines verdeutlichen: Keinen ernsthaften Diskurs zum Thema CSR und vielfach einen lediglich Marketing getriebenen Hintergrund.
Bilder, die im Zusammenhang mit der Unternehmenskommunikation – und nicht nur der Nachhaltigkeitskommunikation – verwendet werden, sollten generell authentisch sein und die Realität zeigen. Das bedeutet, dass keine (Stock-)bilder verwendet werden, die geschönte Menschen und Umgebungen suggerieren. Vielmehr müssen an die Bilder dieselben Qualitätsansprüche gestellt werden wie an die Texte selbst: Transparenz, Realitätstreue und Authentizität. Sehr anschaulich werden diese Kriterien in der ISO 26000 im Handlungsfeld „Faire Werbe- Vertriebs- und Vertragspraktiken sowie sachliche und unverfälschte, nicht irreführende Informationen“ beschrieben. Die Kunst besteht darin, gleichzeitig verantwortungsbewusste und attraktive Bilder zu erstellen. Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung sollten dabei mit Fingerspitzengefühl eingesetzt werden. Aus meiner Sicht bedarf es deshalb auch keiner speziellen Bilderwelten für das Thema Nachhaltigkeit, da es sich um Verhaltensgrundsätze handelt, die im Kerngeschäft aufgehen müssen.
Herzlichen Dank!
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