Wien (csr-news) > Grundlegende wirtschafts-, energie- und umweltpolitische Entscheidungen sind immer öfter Ergebnis europäischer Gesetzgebungsverfahren. Politischer Einfluss muss also in Brüssel geltend gemacht werden und mit genau diesem Ziel wurde heute Ecopreneur, die europäische Vereinigung für nachhaltiges Wirtschaften gegründet. In Wien haben sich die beteiligten Verbände heute zum Gründungsakt getroffen. Dabei wurde nicht nur die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, sondern auch erste Forderungen gestellt.
So spricht sich der europäische Zusammenschluss nachhaltiger Unternehmensverbände gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA aus, einschließlich des dort ausgehandelten Investitionsschutzabkommens und fordert den sofortigen Stopp der Verhandlungen. Voraussetzung für einen entsprechenden Vertrag seien die jeweils höchsten Umwelt-, Sicherheits- und Sozialstandards. „Selbstverständlich müssen Investitionen im Ausland effektiv geschützt werden, aber nicht zulasten der Umwelt, der Gesundheit oder der sozialen Sicherheit eines Landes“, heißt es im Positionspapier des Verbandes. Volker Plass, Bundessprecher der Grünen Wirtschaft Österreich: „Wird TTIP so umgesetzt, wie es sich gegenwärtig abzeichnet, können internationale Konzerne mithilfe der Verträge und dem Investitionsschutzabkommen Staaten erpressen. Bereits heute sind ca. 70 Prozent der Investitionsschutzklagen gegen Umweltstandards und Maßnahmen zum Umweltschutz gerichtet.“
Ecopreneur ist ein Zusammenschluss der Unternehmerverbände Grüne Wirtschaft aus Österreich, UnternehmensGrün aus Deutschland und dem französischen Entreprendre Vert. Insgesamt vertritt der Zusammenschluss mehr als 900 Mitgliedsunternehmen, die sich allesamt einer nachhaltigeren Wirtschaft verschrieben haben. Der Verband sieht sich als neuer Akteur in Brüssel, um der grünen Wirtschaft eine stärkere Stimme in politischen Entscheidungsprozessen zu geben. Plass: „Wir haben uns mit unseren Partnern auch bisher zu europäischen Themen ausgetauscht und zuletzt gemeinsam Kommissionspräsident Juncker kritisiert, da er die Umweltrichtlinien in Brüssel verwässert. Der logische Schritt ist die noch engere Zusammenarbeit, denn bei Themen wie TTIP, Gentechnik und sozialen Standards braucht es ein Gegengewicht zur Übermacht der herkömmlichen Wirtschaftsverbände. Wir müssen die Stimme der Unternehmen stärken, die ein anderes, ökologisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften wollen!“ Neben den Gründungsmitgliedern aus Frankreich, Österreich und Deutschland werden Wirtschaftsinitiativen aus Spanien, Dänemark, Norwegen und England dazu kommen, weitere Länder seien im Gespräch. Inhaltlich gibt es eine Reihe von Themen, zu denen die Verbände eine Zusammenarbeit vereinbart haben, exemplarisch wurden heute die Themen Freihandel, Zukunft der Ernährungsbranche, die Beendigung des EU-weiten Steuerwettbewerbs sowie die Schaffung einer Sozialunion und damit der Abbau sozialer Ungleichheit zwischen Bürgern der EU-Mitgliedsstaaten vorgestellt.
Klaus Stähle, Vorstand von UnternehmensGrün aus Deutschland, stellt heraus, dass die ökologische Nachhaltigkeit ein Kernanliegen der Mitgliedsunternehmen ist. In den grünen Märkten Landwirtschaft bzw. Ernährung liegt ein großer Hebel für mehr Umwelt- und Klimaschutz. „Immer mehr Menschen gehen für eine gute, ökologische Landwirtschaft auf die Straße. Wir müssen weg von der Massentierhaltung und Agrarindustrie, denn nur eine bäuerliche Landwirtschaft garantiert die autarke Versorgung in den Regionen und damit auch die Widerstandsfähigkeit von Regionen“, so Stähle. Mit dem Zusammenschluss lassen sich grüne Innovationen schneller voranbringen, sieht Frédéric Benhaim, Vorstand des französischen Verbands Entreprendre Vert die Vorteile. „Unsere nachhaltigen Unternehmer in Frankreich suchen Inspiration und konkrete Projekte durch die grenzübergreifende Vernetzung. Ecopreneur.eu wird das tatkräftig unterstützen. Darüber hinaus wird unsere Initiative schneller die kritische Masse für politische Anliegen zusammenbringen, da wir die Akteure der Green Economy vernetzen“, so Benhaim. Nächste Schritte hatte die neue Vereinigung auch schon geplant. Diese sehen eine gemeinsame Initiative zu fairem, grünem Freihandel, ein Leitfaden für die Gründung von nachhaltigen Start-ups und die Aufnahme weiterer Mitgliedsverbände vor.