Berlin (csr-news) – Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sieht bei der Forderungen nach “quengelfreien Kassen” im Supermarkt den Handel und die Konsumenten in der Pflicht. Er halte nicht viel davon, “alles und jeden zu regulieren und zu bevormunden”, sagte Schmidt der “Bild”-Zeitung (Freitagsausgabe). Im Einzelhandel müsse daher überlegt werden, ob es “unbedingt” sein müsse, dass an der Kasse “immer die Zigaretten und die Süßigkeiten liegen”. Bei den Herstellern bedeute das, darauf zu achten, wie Verpackungen gestaltet werden können, damit sie “weniger anregend auf Kinder wirken”, sagte der Minister. In einem gemeinsamen Koalitionsantrag hatten Union und SPD zuvor gefordert, dass der Verkauf von Süßigkeiten an Supermarktkassen eingeschränkt wird.
Auf Kritik stößt das Vorhaben sowohl bei der Lebensmittelwirtschaft als auch bei NGOs. Die Diskussion über quengelfreie Kassen sei gefährlich, “weil sie von den ernsteren Problemen wie Bewegungsmangel und mangelndem Ernährungswissen in der Küche ablenkt”, sagte Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer des Vereins „Die Lebensmittelwirtschaft“, nach einem Bericht der Tageszeitung „taz“ (Freitagsausgabe). “Selbst wenn solche Kassen flächendeckend kämen, wären wir dem Ziel einer ausgewogenen Ernährung keinen Schritt näher.”
Mit einer anderen Stoßrichtung kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch das Vorhaben der Regierungsfraktionen. “Deutlicher kann eine Kapitulationserklärung der Großen Koalition vor der Lebensmittelindustrie nicht ausfallen”, sagte Foodwatch-Referent Martin Rücker der Tageszeitung. Es mangele am politischen Willen, sich mit der Industrie anzulegen. Laut Rücker erziele die Lebensmittelindustrie weltweit mit ungesundem Essen Gewinnmargen von 15 bis 18 %, mit Obst und Gemüse jedoch weniger als 5 %. Deshalb seien die Werbebudgets für Süßwaren deutlich höher, berichtet die „taz“.