Berlin (csr-news) > Der Marine Stewardship Council (MSC), das weltweite Siegel für nachhaltigen Fischfang hat seine Zertifizierungsanforderungen überarbeitet und dabei einige Aspekte verschärft. Inzwischen stammen rund zehn Prozent der weltweiten jährlichen Fangmenge an Fisch und Meeresfrüchten von Fischereien aus dem FSC-Programm. Insgesamt haben seit 1999 mehr als 220 Fischereien erfolgreich den MSC-Bewertungsprozess durchlaufen.
Diese MSC-zertifizierten Fischereien haben bereits 575 Verbesserungen in Bezug auf ihre Fischereipraktiken erzielt. Dazu zählen Maßnahmen zur Minimierung unerwünschter Beifänge und zum Schutz der Lebensräume im Meer ebenso wie Beiträge zur Verbesserung des wissenschaftlichen Verständnisses von marinen Lebensräumen. MSC-zertifizierte Fischereien haben sich darüber hinaus verpflichtet, bis zum Jahr 2020 mehr als 600 weitere Verbesserungen durchzuführen. Im aktuellen Fortschrittsbericht des MSC wird dokumentiert, welche Verbesserungen, die Fischereien im MSC-Programm auf dem Weg zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Meere bereits erzielt haben. Die steigende Nachfrage der Verbraucher und das zunehmende Engagement der Fischereiindustrie und des Einzelhandels für Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei haben dazu geführt, dass sich das Angebot an Produkten mit MSC-Siegel in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt hat. In 2013 und 2014 belief sich der Marktwert von Produkten mit MSC-Siegel auf insgesamt 4,8 Milliarden US-Dollar. Aktuell werden mehr als 25.000 Produkte von MSC-zertifizierten Fischereien in über 100 Ländern angeboten. „Die Vision des MSC sind Ozeane, in denen Leben wächst und gedeiht und deren Ertragsfähigkeit für heutige wie für künftige Generationen gesichert ist”, erklärt MSC-Geschäftsführer Rupert Howes. „Unser Fortschrittsbericht liefert Nachweise dafür, dass das Engagement unserer Partner reelle und anhaltende Veränderungen der Art und Weise bewirkt, in der unsere Meere befischt werden: Der Zustand von Fischbeständen, die von MSC-zertifizierten Fischereien genutzt werden, verbessert sich kontinuierlich, wir verzeichnen Erfolge in Bezug auf die Reduktion von unerwünschten Beifängen und erleben zahlreiche Verbesserungen im Fischereimanagement.“
Fischereien aus 34 verschiedenen Ländern und Unternehmen der Lieferkette aus 66 Ländern nehmen heute am MSC-Programm teil. In Kanada beispielsweise sind es sogar mehr als 60 Prozent und auf den Fidschi-Inseln stammen aktuell 65 Prozent des Thunfischfangs von MSC-zertifizierten Fischereien. Der aktuelle MSC-Fortschrittsbericht liefert Werte für insgesamt 22 Indikatoren, die zur Überwachung und Evaluierung herangezogen werden, um den Nutzen des Programms für die Fischbestände und die Meeresumwelt zu dokumentieren. Die Indikatoren geben Aufschluss darüber, inwieweit der MSC seine Nachhaltigkeits- und Strategieziele erreicht. Der Bericht basiert auf Daten, die den Zeitraum von der Gründung des MSC im Jahr 1999 bis zum 31. Dezember 2013 umfassen. „Wir machen großartige Fortschritte. Dennoch liegt noch viel Arbeit vor uns, wenn wir die Nachhaltigkeit unserer Ozeane und Fischereigemeinschaften sicherstellen wollen“, so Howes. „Der MSC wird sich auch in Zukunft weiter dafür einsetzen, unseren Partnern aus Fischerei und Lieferkette einen Mehrwert zu bieten. Darüber hinaus werden wir neue Instrumente entwickeln: Zum einen wollen wir kleineren Fischereien und Fischereien aus Entwicklungsländern die Teilnahme am MSC-Programm erleichtern und zum anderen die Robustheit unserer Rückverfolgbarkeitsanforderungen weiter stärken“.
Zunächst wurden die Zertifizierungsanforderungen überarbeitet und an einigen Punkten auch verschärft. Dazu gehören die Minimierung des Beifangs, die Sicherung empfindlicher Meeresökosysteme und die Verhinderung Zwangsarbeit. „Dies ist eine wichtige Entwicklung für den MSC. Der aktualisierte Standard macht unser Programm noch strenger und stärker und wird sich positiv auf die Nachhaltigkeit unserer Meeresressourcen auswirken“, erklärt David Agnew, Chefwissenschaftler des MSC. Die Überarbeitung des MSC-Umweltstandards und der damit einhergehenden Zertifizierungsanforderungen erfolgte über die vergangenen zwei Jahre und umfasste eine einjährige Konsultationsphase mit Experten aus Industrie, Wissenschaft und Umweltschutz. Die aus diesem Prozess resultierenden Veränderungen wurden in die neuen MSC-Zertifizierungsanforderungen eingearbeitet.
Die zehn wichtigsten Neuerungen, die in den aktualisierten MSC-Zertifizierungsanforderungen enthalten sind:
- Gesonderte Betrachtung empfindlicher mariner Ökosysteme.
- Berücksichtigung der Auswirkungen nicht nur einzelner, sondern aller MSC-zertifizierten Fischereien auf Beifangarten.
- Fischereien müssen regelmäßig alternative Maßnahmen zur Minimierung des Beifangs an unerwünschten sowie gefährdeten und geschützten Arten prüfen.
- Das Verbot des „Finning“ (Abtrennen der Flossen) bei Haien wurde gestärkt.
- Für Lachsfischereien, die einem gewissen menschlichen Einfluss unterliegen, wird nun eine spezielle Art der Bewertung eingeführt – nach sechsjähriger Diskussion mit verschiedensten Interessengruppen.
- Für die Bewertung der Auswirkungen auf Lebensräume muss eine spezielle Risikoanalyse angewandt werden, falls eine Fischerei nur wenige Daten zur Verfügung stellen kann.
- Die Anforderungen an Überwachungsaudits und Rezertifizierungen wurden überarbeitet, um die entstehenden Kosten für Fischereien zu reduzieren.
- Die wissenschaftliche Überprüfung von Bewertungen wird noch unabhängiger, qualitativ noch hochwertiger und die Anwendung der Zertifizierungsanforderungen noch konsistenter durch die Gründung eines unabhängigen „Peer Review College“.
- Zusätzliche Anforderungen sorgen für eine noch effektivere Mitverfolgung von Fisch- und Meeresfrüchteprodukten von der Fischerei in die Lieferkette.
- Unternehmen, die für den Einsatz von Zwangsarbeit verurteilt wurden, sind künftig für eine MSC-Zertifizierung unzulässig.
Zum Download:
MSC-Fortschrittsbericht 2014 – der vollständige Bericht auf Englisch
MSC-Fortschrittsbericht 2014 – deutschsprachige Zusammenfassung