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Unternehmen für Bildung: Deutsche Stiftung Verbraucherschutz wirft McDonald’s raus

Unternehmerisches Engagement für die Bildung von Kindern und Jugendlichen stößt nicht überall auf Gegenliebe. Jüngstes Beispiel: Nach Protesten von Foodwatch trennte sich die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz von ihrem Partner McDonalds. Den Verantwortlichen von Foodwatch, die sich selbst als „Die Essenretter“ bezeichnen, ist das nicht genug: Auch die anderen Unternehmen des Bündnisses wie Edeka, Metro, Rewe oder Tchibo sollen sich aus der Finanzierung von Schulprojekten heraushalten.

Berlin (csr-news) – Unternehmerisches Engagement für die Bildung von Kindern und Jugendlichen stößt nicht überall auf Gegenliebe. Jüngstes Beispiel: Nach Protesten von Foodwatch trennte sich die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz von ihrem Partner McDonalds. Den Verantwortlichen von Foodwatch, die sich selbst als „Die Essenretter“ bezeichnen, ist das nicht genug: Auch die anderen Unternehmen des Bündnisses wie Edeka, Metro, Rewe oder Tchibo sollen sich aus der Finanzierung von Schulprojekten heraushalten.

Gegründet würde das „Bündnis für Verbraucherbildung“ im März 2013. Sein Ziel ist, die Kultusministerkonferenz für verbindliche Rahmenrichtlinien zur Verbraucherbildung in der Schule zu gewinnen. Der damalige Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, Gerd Billen, brachte dazu Vertreter der Zivilgesellschaft, Wissenschaftler und Unternehmensvertreter an einen Tisch. Neben den genannten Handelsketten gehören die Commerzbank, die ING-DiBa und die Deutsche Telekom dem Bündnis an. Mit vereinter Kraft soll Verbraucherbildung an allen Schulen im Bundesgebiet verankert werden.

„Ernährungskunde mit McGeld“

Kritik an der Unternehmensbeteiligung gab es von Anfang an; sie spiegelte sich in Schlagzeilen wie „Ernährungskunde mit McGeld“ oder „Ratschläge von der Süß- und Fettindustrie“ wider. Dabei hat sich das „Bündnis für Verbraucherbildung“ strenge Rechtlinien aufgelegt. So gilt laut Leitlinie der „Beutelsbacher Konsens“, nach dem in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Themen auch im Unterricht kontrovers dargestellt werden sollen. Und die Leitlinien stellen klar, dass Unternehmen nicht an Bildungsangeboten vor Ort in der Schule beteiligt sind.

Doch genau diesen Eindruck erzeugt Foodwatch mit Schlagzeilen wie „Schulen müssen werbefreie Räume werden!“ Den Rauswurf von McDonalds nach ihrer von über 37.000 Bürgern gezeichneten Petition feiert die NGO als „ersten Schritt“. Nun gehe es darum, dass auch andere Lebensmittelunternehmen nicht länger an der Finanzierung der Ernährungsbildung beteiligt würden.

Das Bündnis nicht gefährden

Hinter der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz steht der Verbraucherzentrale Bundesverband. Dessen Geschäftsführungsmitglied Julia Klingemann versicherte gegenüber CSR NEWS, die Trennung von McDonald’s sei „von Foodwatch völlig unabhängig erfolgt“. In verschiedenen Begegnungen sei die Stiftung gefragt worden, warum die Fastfood-Gastronomie in dem Bündnis dabei sein dürfe. Klingemann: „Das war ein Problem.“ Von McDonald’s habe man sich getrennt, „um das Bündnis nicht zu gefährden.“ Falsch sei auch die Behauptung von Foodwatch, McDonald’s würde an die Schulen gehen, sagte Klingemann. Insgesamt solle das „Bündnis für Verbraucherbildung“ ausgebaut werden – mit weiteren Unternehmensmitgliedern.

Für Unternehmen – auch aus dem Lebensmittelhandel – gibt es gute Argumente für die Teilnahme an einem solchen Bündnis. Eine Metro-Sprecherin erklärte, für den Handelskonzern seien „informierte Verbraucher“ und die „Wertschätzung von Lebensmitteln“ wichtige Themen, die durch eine Mitarbeit in dem Bündnis gefördert werden sollten. Die Unterstützung der Metro erfolge allerdings nur mittelbar in Form finanzieller Beiträge oder der Überlassung von Materialien. „Den Bildungsauftrag überlassen wir den Experten.“ Ganz ähnlich sieht das die Rewe Group: „Wir haben als Lebensmittelhändler großes Interesse an mündigen und gut informierten Kunden“, so ein Sprecher. „In der Bündelung der Verbraucherinteressen sehen wir einen Hebel, politische Aufmerksamkeit für das Thema zu erlangen.“ Dazu böten die Leitlinien des „Bündnis für Verbraucherbildung“ klare und transparente Leitlinien.

Die Vermittlung von Wissen zum Finanzbereich ist ein Ziel der am Bündnis beteiligten Banken, die bei der Finanzbildung junger Menschen deutliche Defizite ausmachen und diese mit eigenen Programmen adressieren. Zugleich suchen die Finanzinstitute Kooperationen. Zur Mitgliedschaft in dem Bündnis sagte eine Commerzbank-Sprecherin: „Wir finden es sinnvoll, dass die Stiftung ihre Ziele mit Akteuren aus allen Bereichen der Zivilgesellschaft, auch mit Unternehmen, erreichen will.“

Lernorte Schule und Wirtschaft verbinden

Überdies ist das „Bündnis für Verbraucherbildung“ lange nicht die einzige Plattform, auf der Unternehmen, NGOs und die Wissenschaft zu Themen der schulischen Bildung kooperieren. Bekannt ist etwa der Verein „Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland“. „Werbung in Schulen ist in Deutschland verboten, und das ist gut so. Schulen sollten aber nicht ohne Bezug zur Außenwelt unterrichten“, sagte dessen Sprecherin Annemie Diefenthal. Mit der Wissensfabrik sei es möglich, die Lernorte Schule und Wirtschaft miteinander zu verbinden, damit Schüler Berufe kennenlernen und Betriebe von innen sehen könnten.

Bei McDonald’s zeigt man sich über die Art und Weise, wie die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen aufkündigte, irritiert. „Das gesamte Vorgehen ist umso unverständlicher, als dass es die Stiftung selbst war, die uns zur Mitarbeit im Bündnis für Verbraucherbildung eingeladen hat“, so ein McDonald’s-Sprecher, der gegenüber CSR NEWS zu der Mitarbeit in dem Bündnis zugleich sagte: „Wir waren nie in irgendeiner Schule.“

Das „Bündnis für Verbraucherbildung“ >> im Internet

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