Köln (csr-news) > Die Lieferkette nachhaltig zu gestalten gehört zu den Top-Themen unternehmerischer Verantwortung. „Viele Unternehmen haben bereits ein großes Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickelt, setzen aber noch lange nicht genug Maßnahmen um, heißt es in einem Aufsatz der Professoren Elisabeth Fröhlich und Carsten Deckert von der Cologne Business School CBS. Darin skizieren sie, wie sich ein nachhaltiges Logistik-Konzept in der Praxis anwenden lässt.
Der umweltfreundlichste Transport ist der, der gar nicht erst stattfindet. Dies ist eine wichtige Stellschraube um ein Transportmanagement nachhaltig zu gestalten. Aber auch im Bereich des Lagerhaus- und Verpackungsmanagements finden sich Stellschrauben für ein nachhaltiges Logistik-Konzept. Fröhlich und Deckert beginnen ihre Überlegungen bei der optimalen Steuerung der Supply Chain im Sinne des 6-Märkte-Modells. Sie wollen Unternehmen dabei unterstützen, den Fokus auf die wichtigen branchenspezifischen Nachhaltigkeitsthemen zu lenken, geeignete Maßnahmen zu ermitteln und somit die Logistik nachhaltiger zu gestalten. Am Ende steht ein „Green-Logistik-Framework“ mit dem die oftmals noch, zwar guten aber isolierten Maßnahmen ganzheitlich zu betrachten. Das Ziel muss es sein, so die Auffassung der Autoren, die künstliche Trennung zwischen Logistik und Green-Logistik aufzuheben und „ein verbessertes Verständnis über die logistischen Einflüsse auf die Umwelt zu vermitteln, denn nur so können langfristig wirklich nachhaltige Ergebnisse erzielt werden“.
Um die geeigneten Stellschrauben zu identifizieren, ist das Verständnis einer nachhaltigen Supply Chain notwendig. Alle Anspruchsgruppen, die unternehmerisches Handeln beeinflussen, müssen dabei berücksichtigt werden und ihr Know-how zur Optimierung der Prozesse Beachtung finden. Fröhlich und Deckert beziehen sich hier auf das 6-Märkte-Modell, wonach Unternehmen in sechs Märkten Beziehungen pflegen müssen, um bestehen zu können. Die von Adrian Payne und Reinhold Rapp 1999 identifizierten Märkte, sind der interne Markt, Referenz- und Einflussmärkte, Personalbeschaffungsmärkte sowie vor allem die Kunden- und Lieferantenmärkte. Warum ist das so wichtig? „Logistik nimmt durch Ressourcenverbrauch und Emissionen einen schädlichen Einfluss auf die Umwelt“, so die Autoren. Gemeint sind der Verbrauch von Energie, Rohstoffen, Wasser, Luft und Fläche, aber auch die Emissionen von Schadstoffen, Treibhausgasen, Abfall und auch Lärm. Die dabei entstehenden negativen externen Effekte bzw. deren Kosten werden zwar meist von der Allgemeinheit getragen und nicht den Verursachern angelastet. Doch immer öfter werden diese Kosten durch Steuern, Abgaben oder Auflagen auch internalisiert. Das Ziel einer grünen Logistik ist demnach die Ressourceneffizienz zu verbessern und die Emissionen zu reduzieren. Das Rahmenwerk von Fröhlich und Deckert umfasst deshalb Maßnahmen im Transport-, Lagerhaus- und Verpackungsmanagement. Beim Transportmanagement liegt der Fokus klar auf dem Energieverbrauch und den daraus resultierenden Emissionen. Aber auch Lärmemissionen und Flächenbeanspruchung durch die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur gehören dazu. Ein Ziel sollte die Vermeidung von Transporten sein, etwa in dem Produkte digitalisiert werden und sich somit auf anderen Wegen übertragen lassen. Hier verweisen die Autoren auf die Entwicklungen in den Produktbereichen Bücher, Musik und Software. „Durch den Einsatz von 3D-Druckern könnte sich dieser Trend in einigen Bereichen noch verstärken“. Aber auch die Transportmenge lässt sich reduzieren, Leerfahrten lassen sich vermeiden und die Auslastung der Carrier verbessern. Als Beispiel führen Fröhlich und Deckert die Firma Lekkerland an, die durch den Einsatz von Mehrkammerfahrzeugen mit drei unterschiedlichen Temperaturzonen ihre Fahrten zu den Kunden deutlich reduzieren konnte, mit dem Ergebnis einer signifikanten CO2-Einsparung. Darüber hinaus kommt der Optimierung der Routenplanung eine große Bedeutung zu. Nicht zuletzt lassen sich umweltfreundlichere Fahrzeuge einsetzen, so wie des die Deutsche Post DHL derzeit mit ihren Elektronutzfahrzeugen in einen Flottenversuch erprobt. Dieser Bereich, der verminderten Transportschädlichkeit wird in den Unternehmen noch zu wenig genutzt, resümieren die Autoren. Beim nachhaltigen Lagerhausmanagement liegt der Fokus dagegen auf Energieeffizienz und Flächennutzung. Auch hier lassen sich durch geeignete Maßnahmen Verbesserungen erzielen, beispielsweise durch den Einsatz umweltfreundlicher Fördermittel, so wie sie die Firma Still mit Brennstoffzellen-Staplern derzeit testet. Beim Verpackungsmanagement geht es schließlich um Vermeidung, beispielsweise durch materialeffiziente Verpackungsgestaltung. „Dabei können von der Logistik in der Regel nur die Transport- und Umverpackungen beeinflusst werden“, so Fröhlich und Deckert. Aber auch dort gibt es Ansatzpunkte, wie etwa die Vermeidung oder Verminderung der Transportverpackungen. Aber auch Mehrwegsysteme bzw. das Recycling von Verpackungsmaterialien können eine Rolle spielen. Allerdings gilt es, bei Mehrwegsystemen eine ausgewogene Betrachtung vorzunehmen. Nur in Abhängigkeit von der transportierten Ware und der zurückgelegten Strecke lässt sich deren Vorteil sinnvoll bewerten. Sonst wird der Vorteil durch die Verpackung durch Emissionen bei zu langen Transporten wieder kompensiert. Schlussendlich sind nach Auffassung von Fröhlich und Deckert, nachhaltige Maßnahmen, die gleichzeitig die Kosten reduzieren ein geeigneter Einstieg in die grüne Logistik. „Sie sollten allerdings nicht der Endpunkt der Bemühungen um eine nachhaltige Logistik sein“.
Der vollständige Aufsatz ist in der aktuellen Ausgabe der „Supply Chain Management – Automotive“ zu lesen, herausgegeben vom Institut für Produktionsmanagement an der CBS. Hier geht es zum Download.