Berlin (csr-news) > Gibt es gesundheitsgefährdende Stoffe die vom menschlichen Körper aufgenommen werden und welche könnte dies sein? Fragen die durch Human-Biomonitoring (HBM) beantwortet werden sollen. Bislang fehlen aussagekräftige Daten und Methoden um einen Zusammenhang zu belegen. Das Bundesumweltministerium (BMUB) und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) wollen dies ändern und haben im vergangenen Jahr die Fortsetzung ihrer Kooperation beschlossen. Bis 2020 sollen für bis zu fünfzig ausgewählte Stoffe oder Stoffgruppen Analysemethoden entwickelt werden. Nun geht das Projekt mit vier ausgewählten Stoffen in die nächste Phase. Es handelt sich um DEHA/DOA, DINA, Octocrylen und Lysmeral – zwei Weichmacher, einen UV-Filter und einen Riechstoff. Im Fokus steht die Frage ob diese Substanzen von der Bevölkerung möglicherweise vermehrt aufgenommen werden oder ob sie eine besondere Gesundheitsrelevanz haben könnten. Seit 2010 konnten bereits sieben neue Methoden für Chemikalien wie DINCH, DPHP und MDI erarbeitet werden. Erfolge für zwei weitere Stoffe stehen kurz bevor. Bei allen im Projekt ausgewählten Stoffen handelt es sich um Substanzen, die verbrauchernah eingesetzt werden – als Weichmacher für Kunststoffe, etwa als UV-Filter in Kosmetika, als Lösemittel oder Flammschutzmittel. Der Versuch, geeignete Nachweismethoden für die 2012 ausgewählten Siloxane D4, D5 und D6 zu finden, war dagegen erfolglos. Es ist nicht gelungen, hinreichend empfindliche und aussagekräftige Methoden zu entwickeln. Statt der Siloxane soll nun für die Chemikalie TDI, die bei der Herstellung von Kleb- und Schaumstoffen eine erhebliche Bedeutung hat, erstmals eine spezifische Nachweismethode erarbeitet werden. Die bereits erarbeiteten neuen Messmethoden werden nun im Rahmen von zwei Reihenuntersuchungen – im Fünften Umwelt-Survey bzw. an Proben der Umweltprobenbank – angewendet, um Daten über die Relevanz in der Allgemeinbevölkerung oder ggf. deren zeitliche Entwicklung zu gewinnen. Gelingt es, für möglichst viele chemische Stoffe neue Analysemethoden zu entwickeln, sind damit erhebliche Erkenntnisgewinne verbunden, ob eine Belastung der Bevölkerung mit heute wichtigen Industriechemikalien vorliegt. Bisher muss hier allzu oft auf modellhafte Annahmen zurückgegriffen werden, mit denen gesundheitliche Risiken leicht über- oder unterschätzt werden, teilten die Kooperationspartner mit. Ob der Nachweis eines Stoffes mit einer gesundheitlichen Belastung einhergeht, bedarf einer toxikologisch-gesundheitlichen Bewertung. Diese Bewertungen sind nicht Bestandteil des Kooperationsprojekts, aber eine notwendige Ergänzung, weil das Vorkommen von Stoffen im Organismus nicht pauschal mit gesundheitlichen Belastungen gleichgesetzt werden kann. Entsprechende Bewertungen nimmt ein unabhängiges Gremium, die Human-Biomonitoring-Kommission beim Umweltbundesamt, vor.