Wiesbaden (csr-news) > In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie hat sich die Bundesregierung auf quantifizierte Ziele festgelegt. Wie erfolgreich sie diese verfolgt, lässt sich an Nachhaltigkeitsindikatoren ablesen, die alle zwei Jahre vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht werden. Heute wurden die Werte für 2014 veröffentlicht und die zeigen eine leichte Verbesserung an.
Insgesamt 38 Indikatoren aus den Bereichen Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verantwortung ermittelt das Amt. Die Entwicklung der Werte wird durch Wettersymbole angezeigt und im Indikatorenbericht ausführlich erläutert. Die Symbole reichen von „sonnig“ (Zielwert ist erreicht beziehungsweise erscheint zukünftig erreichbar) über „leicht bewölkt“ (Zielwert wird leicht verfehlt), „bewölkt“ (Zielwert wird deutlich verfehlt) bis „gewittrig“ (der Indikator entwickelte sich zuletzt in die falsche Richtung oder hat einen Grenzwert überschritten). Fazit der inzwischen fünften Ausgabe des Indikatorenberichts: Bei 16 Indikatoren scheint die Sonne, sie liegen also voll im Soll und bei weiteren sechs Indikatoren wurden die Ziele leicht verfehlt. Insgesamt zeigen die Indikatoren eine Verbesserung an, auch wenn einzelne Ziele nach wie vor kaum erreichbar scheinen. Dazu gehören etwa der öffentliche Schuldenstand, die Entwicklung der Artenvielfalt und die Landschaftsqualität.
Dem Ziel die Treibhausgasemissionen zu reduzieren ist die Regierung sichtbar näher gekommen, deshalb scheint für diesen Indikator die Sonne. Deutschland hatte sich verpflichtet, die Emissionen der sechs im Kyoto-Protokoll genannten Treibhausgase und Treibhausgasgruppen im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 gegenüber dem Basisjahr 1990 um 21 Prozent zu reduzieren. Darüber hinaus sollen bis die Emissionen bis 2020 um mindestens 40 Prozent unter das Niveau von 1990 gesenkt werden. Als langfristiges Ziel wird bis 2050 eine Senkung um mehr als 80 Prozent angestrebt. Tatsächlich haben sich die jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland seit 1990 deutlich vermindert. Die Ziele des Kyoto-Protokolls sind damit bereits erreicht. Allerdings sind die erreichten Werte wesentlich auf Betriebsstilllegungen in der ersten Hälfte der 1990er Jahre zurückzuführen. Inzwischen stagniert diese Entwicklung und in einzelnen Bereichen steigen die Emissionen sogar wieder an. Das nächste Ziel, die Reduktion um 40 Prozent bis 2020, ist deshalb nach Einschätzung der Statistiker ohne verstärkte Anstrengungen nicht erreichbar. Als Grund wird der vermehrte Einsatz von Braun- und Steinkohle sowie von Mineralöl zur Stromproduktion angeführt, aber auch die Funktionsschwäche des europäischen Emissionshandels. Nach Ergebnissen der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen entstammten die Treibhausgasemissionen aus Deutschland überwiegend aus dem produzierenden Gewerbe, gefolgt vom Konsum der privaten Haushalte, den Dienstleistungen mit 15,1 % und der Landwirtschaft.
Eine leichte Erholung zeichnet sich bei der nachhaltigen Flächennutzung ab. Die Bundesregierung will die Nutzung neuer Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu begrenzen. Tatsächlich hat sich der Zuwachs in den letzten Jahren abgeschwächt, dennoch liegt der Durchschnitt der neu in Anspruch genommenen Flächen bei etwa 74 Hektar pro Tag. Zuviel, bzw. zu wenig Reduktion um die Ziele zu erreichen, so die Statistiker. Beim Thema Artenvielfalt sind dagegen dunkle Gewitterwolken aufgezogen. Eine große Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen ist eine wesentliche Voraussetzung für einen leistungsfähigen Naturhaushalt, heißt es im Indikatorenbericht. Für die Berechnung des Indikators werden 51 Vogelarten betrachtet, die die wichtigsten Landschafts- und Lebensraumtypen in Deutschland repräsentieren. Diese sind zudem dazu geeignet, auch die Situation anderer Tierarten abzubilden. Für jede Vogelart wurden Bestandszielwerte für das Jahr 2015 festgelegt. Aus dem Grad der Zielerreichung der Vogelarten ergibt sich der Wert des Gesamtindikators. Für die letzten zehn Beobachtungsjahre hat sich der Indikator signifikant verschlechtert. 2011 lag er nur noch bei 63 % des Zielwerts. Das Ziel von 100 % ist bei der Fortsetzung der bisherigen Entwicklung nicht zu erreichen. Erhebliche zusätzliche Anstrengungen von Bund, Ländern und auf kommunaler Ebene in möglichst allen Politikfeldern mit Bezug zum Natur- und Landschaftsschutz sind erforderlich, um die Entwicklung umzukehren, heißt es im Indikatorenbericht. Dies gilt vor allem im Agrarraum, denn der negative Verlauf des Gesamtindex wird wesentlich durch den Teilindikator für das Agrarland beeinflusst.
Der vollständige Indikatorenbericht zum Download.