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Inklusion: Nur wenige Jugendliche mit Förderbedarf finden nach der Schule einen Ausbildungsplatz

Gütersloh (csr-news) > Inklusion ist eines der zentralen bildungspolitischen Themen, spielt aber in der Berufsausbildung bislang kaum eine Rolle. Von den jährlich rund 50.000 Schulabgängern mit sonderpädagogischem Förderbedarf finden nur etwa 3.500 einen betrieblichen Ausbildungsplatz. Nur jedes vierte ausbildungsberechtigte Unternehmen in Deutschland hat in den vergangenen fünf Jahren Erfahrungen mit Jugendlichen mit Behinderung gemacht, wobei die Hälfte der Unternehmen diese Erfahrungen als positiv bewerten. Das geht aus einer repräsentativen Unternehmensbefragung 1.011 ausbildungsberechtigten Betrieben im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. „Inklusion darf sich nicht auf Kindergarten und Schule beschränken. Jugendliche mit Behinderung brauchen nach der Schule eine Perspektive und bessere Chancen auf einen Berufseinstieg“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Nicht einmal jedes zehnte der Unternehmen, das Jugendlichen mit Behinderung einen Ausbildungsplatz gibt, hat mit deren Ausbildung negative Erfahrungen gemacht (8,5 Prozent). Im Gegenteil bewerten 47,1 Prozent dieser Betriebe ihre Entscheidung für Jugendliche mit Behinderung und den Ausbildungsverlauf als überwiegend positiv. Viele von ihnen empfehlen daher, „die Ausbildung der Jugendlichen mit Behinderung einfach zu machen bzw. auszuprobieren“.

Dafür wünschen sich die Unternehmen stärkere staatliche Unterstützung. Mehr als die Hälfte der Betriebe, die bereits Jugendliche mit Behinderung ausbilden, und rund ein Drittel der übrigen Betriebe sagen, sie würden mehr dieser Jugendlichen ausbilden, wenn sie überhaupt oder besser vom Staat gefördert würden. Umgekehrt nimmt allerdings lediglich ein Viertel der Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderung ausbilden, die bereits bestehenden staatlichen Förderungen in Anspruch. Ein Grund dafür ist ein Informationsdefizit. Die einzelnen Unterstützungsangebote (zum Beispiel Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung und Kostenübernahme für die notwendige Umgestaltung eines Ausbildungsplatzes) kennt jeweils weniger als die Hälfte der Betriebe, die Jugendliche mit Behinderung ausbilden. Die meisten Unternehmen (81,7 Prozent) wünschen sich mehr Transparenz darüber, wo diese beantragt werden können, und über 70 Prozent fordern weniger Bürokratie bei der Beantragung. „Unsere Untersuchung belegt eine generelle Offenheit der Unternehmen, Jugendliche mit Behinderung auszubilden. Die derzeitigen Unterstützungsleistungen des Staates kommen allerdings zu selten in den Betrieben an“, sagt Dräger.

Die Befragung zeigt auch: Es könnten mehr Jugendliche mit Förderbedarf einen Ausbildungsplatz finden, wäre das Ausbildungssystem flexibler. Rund zwei Drittel der Unternehmen (65,6 Prozent), die Jugendliche mit Behinderung ausbilden, befürworten, dass der zeitliche Verlauf der Berufsausbildung die individuelle Situation des Auszubildenden stärker berücksichtigen sollte. Mehr als die Hälfte halten eine Aufteilung der Ausbildung in Einzelbausteine für sinnvoll. Dräger: „Das duale Ausbildungssystem ist ein Garant für die Wirtschaftskraft Deutschlands. Damit das so bleibt, können wir es uns nicht länger leisten, dass jährlich mehr als 250.000 Jugendliche im Übergangssystem landen und keinen Einstieg in eine qualifizierte Berufsausbildung finden. Von einem flexibleren Ausbildungssystem könnten gerade die Schulabgänger mit Förderbedarf sehr profitieren.“ Für alle befragten Betriebe ist ein Hauptschulabschluss für die Einstellung bedeutender als ein Abschluss einer Förderschule. Doch für die 75 Prozent von Förderschülern, die derzeit die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, scheint die Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht völlig aus-sichtslos. Die Chance auf einen Ausbildungsplatz erhöht sich nach Angaben der ausbildenden Unternehmen beträchtlich, wenn die Jugendlichen zuvor einige Zeit zur Probe mitgearbeitet haben.


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