Duisburg (csr-news) > „Es ist unsere unternehmerische Pflicht, uns mit Corporate Responsibility auseinanderzusetzen“, schreibt Haniels Vorstandschef Stephan Gemkow im Vorwort zum ersten CSR-Bericht des Familienunternehmens. Wie das aussehen kann, diskutiert Gemkow mit Nikolaus Schneider, dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, im ersten Teil des Berichts. Gemäß der neuen GRI Richtlinien G4 gibt das Unternehmen anschließend Auskunft über die eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten.
Wertepapier nennt Haniel seinen Nachhaltigkeitsbericht und das ist durchaus auch wörtlich zu nehmen. Denn es geht nicht nur inhaltlich um Werte, sondern der Bericht wurde mit dem sogenannten Risographie-Verfahren gedruckt, ohne Chemikalien und Hitze mit sojabasierter Tinte auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. „Haniel hat Corporate Responsibility seit 258 Jahren in der DNA. Jetzt gehen wir dazu über, das Thema als ganzheitliches Managementkonzept zu leben“, so Stephan Gemkow. Der Bericht dokumentiert erste Schritte der Umsetzung im Kerngeschäft. „Wir wollen darin Vorbild sein und sind überzeugt, unsere Geschäftsbereiche dadurch in eine marktführende Position begleiten zu können“. In vier Kernbereichen betreibt der Duisburger Mischkonzern seine Geschäfte. Dazu gehören der Textilreiniger CWS-boco, der Versandhändler Takkt, der Rohstoffhändler ELG und eine Minderheitsbeteiligung an der Metro-Group. Über 11.000 Mitarbeiter werden in der Gruppe beschäftigt und haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Auch wenn die einzelnen Einheiten weitgehend unabhängig arbeiten, so werden die strategischen Leitlinien von der Gruppe vorgegeben. Für Haniel bedeutet CSR mehr als ein Detail, „das sich als i-Tüpfelchen auf Bestehendes aufsetzen lässt. Sondern es ist ein Anspruch, der sich durch das gesamte Geschäft ziehen muss. Jedes Unternehmen ist aufgefordert, für sich passende Lösungen zu finden“, schreibt Gemkow im Vorwort. Im Gespräch mit dem EKD-Vorsitzenden Schneider betont Gemkow auch die besondere Verantwortung eines Familienunternehmens. „Diese wird von realen Menschen repräsentiert und verschwindet nicht, wie in Kapitalunternehmen, hinter intransparenten Marktmechanismen“, so Gemkow. Leitbild für ein Familienunternehmen wie Haniel sollte aus seiner Sicht der Ehrbare Kaufmann sein – „also jemand, der seinen Geschäftspartner und dessen Hintergründe respektiert und ihn nicht nur als Objekt betrachtet“. Beim Thema Nachhaltigkeit lässt man sich deshalb bei Haniel nicht unter Zeitdruck setzen, sondern handelt nach der Devise „Gut Ding will Weile haben“. Dabei sieht Gemkow die Vorteile eines Familienunternehmens: „Weil wir nicht alle möglichen Leistungskennzahlen publizieren und uns dazu öffentlich erklären müssen, können wir langfristige Projekte angehen, die am Ende auch einen wirtschaftlichen Gewinn bedeuten“. Auswirkungen hat dies beispielsweise bei der Zusammensetzung des Unternehmensportfolios. Dabei geht es Gemkow nicht zwingend darum ein grünes Unternehmen zu kaufen. „Es wäre genauso nachhaltig, ein herkömmliches Unternehmen zu erwerben und dessen Geschäftsmodell durch eine ressourcenschonende Technologie grüner zu gestalten und seinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern“.
Für das aktuelle Portfolio wurde im Rahmen einer Stakeholder-Befragung eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt. Dabei wurden Handlungsfelder identifiziert, die nach Ansicht der Befragten die höchste Relevanz für die Corporate-Responsibility-Aktivitäten der Unternehmensgruppe aufweisen. Dabei handelt es sich um die Themen-Bereiche Innovation, Wertschöpfungskette und Mitarbeiter, in denen Haniel zukünftig die CR-Aktivitäten bündeln, Fortschritte messen und regelmäßig kommunizieren will. Für den Bereich Innovation bedeutet dies beispielsweise, eine stärkere Berücksichtigung grüner Produkte im Warenangebot des Versandhändlers Takkt. Dazu gehören etwa die EUROKRAFT Active Green Produkte, für die eine TÜV-zertifizierte Umweltbilanz erstellt wurde. Die bei der Produktion anfallenden CO2-Emissionen werden in einem Windkraftprojekt in der Türkei kompensiert. Insgesamt tragen die nachhaltigen Produkte bei Takkt bislang mit einem Anteil von 4,4 Prozent zum Umsatz bei. Zukünftig soll dieser Anteil ausgebaut werden und auch soziale Aspekte in der Produktion Berücksichtigung finden. Dazu führt Haniel ein System ein, das die Geschäftspartner entsprechend bewertet und zu mehr Nachhaltigkeit anspornen soll.
Neben diesen Themen behandelt der CSR-Report unter anderem auch das Thema Mitarbeiter sowie die Auswahl zukünftiger Unternehmensbeteiligungen. Insgesamt bezieht sich der Bericht auf den Zeitraum 2012 und 2013. In dieser Zeit wurden die aktuellen Managementansätze entwickelt. Erste Entwicklungen und Fortschritte werden dokumentiert. Der Bericht ist in Übereinstimmung mit den Kernanforderungen der neuen GRI-Leilinien G4 erstellt worden. Hier geht es zum Download.