Frankfurt/Main (csr-news) – Um Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen entgegenzuwirken, setzen Textilunternehmen auf langfristige Lieferantenbeziehungen und die Qualifizierung ihrer Zulieferer. Dass darin zugleich ein enormes wirtschaftliches Potential steckt, hat die Strategieberatung Solution Matrix am Beispiel von Bangladesch und Indien ermittelt.
Solution Matrix untersuchte das Projekt „Sustainable Supplier Program“ (SSP) der C&A Stiftung, die in Indien und Bangladesch 2,1 Millionen Euro in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Textilarbeiterinnen investierte. In jeweils fünf Fabriken schulten Experten der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 18 Monate lang die Mitarbeiter in Qualitätskontrolle, Arbeitsorganisation und Sozialstandards. Dabei wurden nicht nur Fabriken ausgewählt, aus denen C&A seine Waren bezieht. Zum Projektstart und während des Projektverlaufs erhob Solution Matrix zehn Sozial- und zehn Produktivitätsindikatoren. Das Ergebnis: Insgesamt konnten 4,2 Millionen Euro an Einsparungen realisiert werden. Unter Berücksichtigung der Projektkosten ergibt sich daraus ein Return on Invest (ROI) von 102 Prozent.
So konnte in den beteiligten Fabriken die Arbeitseffizienz um 20% erhöht werden. Nacharbeit und die Ausschussrate sanken dagegen um jeweils 7%. Die Mitarbeiterfluktuation sank um 24% und die Abwesenheitsrate der Mitarbeiter um 4,5%. Die teilnehmenden Unternehmen hätten im Projektverlauf ein hohes Commitment gezeigt und jeweils etwa 50.000 Euro der Projektkosten als Eigenanteil getragen, sagte Strategieberater Johannes Ritter von Solution Matrix. Das sei angesichts der Vielzahl von Qualifizierungsangeboten durch westliche Zulieferer nicht selbstverständlich, denn die Mitarbeiter „könnten jede Woche einen anderen Workshop besuchen“, so Ritter weiter.
Grafik: Einsparungs- und Verbesserungseffekte im „Sustainable Supplier Program“ (SSP)
Im Rahmen der Projektbegleitung gewährten die asiatischen Textilproduzenten einen tiefen Einblick in die internen Prozesse, was in den Lieferketten der Textilindustrie sonst nicht üblich ist. Den eingeschlagenen Weg will die Mehrheit der beteiligten Unternehmen fortsetzen. Dann gilt es auch zu klären, wem die Kosteneinsparungen Produktivitätssteigerungen zugutekommen: den Textilproduzenten als höhere Gewinnmarge, den Textilarbeitern in Form höherer Löhne oder den westlichen Handelsunternehmen als reduzierte Einkaufskosten.
Foto: Qualitätskontrolleure in einer Fabrik in Dhaka, Bangladesch