Köln (csr-news) > Anlässlich des „Tag der Landlosen“ am kommenden Donnerstag weist die Menschenrechtsorganisation FIAN auf die problematische Rolle deutscher Entwicklungszusammenarbeit bei der Jagd nach Ackerland in Sambia hin. Auch private Investoren aus Deutschland spielen in dem südafrikanischen Land eine zentrale Rolle bei der Expansion von Megafarmen. Laut einer aktuellen Studie von FIAN finanziert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die zwei größten Agribusiness-Unternehmen in Sambia. Beide haben sich in den letzten Jahren riesige Agrarflächen angeeignet. So hat die Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) dem größten Agrarkonzern in Sambia, Zambeef, einen Kredit über 25 US-Dollar genehmigt, damit dieser weiter expandieren kann. Zambeef hält aktuell über 100.000 Hektar Ackerland. Das Entwicklungsministerium BMZ selbst hat über einen in Luxemburg aufgelegten Fonds einen Finanzinvestor aus Mauritius mit über 7 Millionen Euro (10 Mio US Dollar) finanziell gefördert, der infolge seinen Landbesitz in Sambia auf über 16.000 Hektar ausgeweitet hat.
Landwirtschaft bildet für 85 Prozent der Bevölkerung in Sambia die Existenzgrundlage. Dabei besitzt das ärmste Viertel der Haushalte durchschnittlich nur 0,6 Hektar Land, kaum genug um eine Familie zu ernähren. Die rasante Expansion des Agribusiness verschärft Landkonflikte insbesondere in Gebieten mit fruchtbaren Böden, gutem Zugang zu Wasser und funktionierender Verkehrsanbindung. „Die Förderpolitik des BMZ ist politisch und menschenrechtlich falsch“, so Roman Herre, Autor der Studie und Agrarreferent von FIAN. „Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit fördert in Sambia die Konzentration von Land in den Händen weniger Konzerne und verschärft die existierende Diskriminierung der Kleinbauern beim Zugang zu produktiven Ressourcen.“ Auch private Investoren aus Deutschland spielen in Sambia eine bedeutende Rolle. Die Berliner Firma Amatheon Agri, hinter der der Finanzinvestor Sapinda steht, hat über 30.000 Hektar Ackerland aufgekauft. Zudem hat vor Kurzem der zweitgrößte Zuckerkonzern Europas, Nordzucker, angekündigt, groß in das Zuckerrohrgeschäft in Sambia einzusteigen. Um eine dort geplante Fabrik mit ausreichend Zuckerrohr zu beliefern, werden riesige Zuckerrohrplantagen benötigt. Sechs Millionen Menschen in Sambia leiden an Hunger, 1,6 Millionen mehr als noch im Jahr 2000. Ihr Zugang zu Nahrung wird durch die Investitionen ins Agribusiness nicht verbessert, da diese vor allem für den Export oder die städtische Mittelschicht produzieren. „Die Bundesregierung verkauft die politische und finanzielle Förderung von Agribusiness-Konzernen als Entwicklungszusammenarbeit. Mit dem deklarierten Ziel der Armutsbekämpfung und der Förderung der Menschenrechte hat dies nichts zu tun. Vielmehr verschärfen sich dadurch soziale Ausgrenzung und Hunger“, so Herre.