Hamburg (csr-news) > Hilfe zur Selbsthilfe ist das Prinzip der Initiative Cotton made in Africa (CmiA). Dabei wird nach unternehmerischen Prinzipien gehandelt, um die Lebensbedingungen der afrikanischen Baumwollbauern zu verbessern. Ob das funktioniert, darüber soll der jährliche Verifizierungsbericht informieren. Die unabhängigen Zertifizierungsgesellschaften AfriCert und EcoCert haben dafür die sechs CmiA-Partnerländer in Afrika untersucht.
Die aktuellen Zertifizierungsprozesse haben alle sechs Länder in Subsahara Afrika mit Erfolg durchlaufen. Über die korrekte Einhaltung der CmiA-Ausschlusskriterien hinaus bescheinigt die Verifizierung den Partnern auch erhebliche Verbesserungen in der Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien. „Diese positiven Ergebnisse sind ein großer Erfolg für alle Beteiligten. Sie verdeutlichen, dass die Baumwollgesellschaften als CmiA-Partner großen Wert auf eine ständige Verbesserung und eine faire Zusammenarbeit legen. Das gilt für die CmiA-Kleinbauern genauso wie für die Mitarbeiter in den Entkörnungsanlagen“ so Christoph Kaut, Managing Director der Aid by Trade Foundation. Bei den Feldaktivitäten attestieren die Prüfer allen sechs Baumwollgesellschaften erhebliche Trainingserfolge. In 16 Fällen konnten Baumwollgesellschaften bei der Erfüllung einzelner CmiA-Kriterien Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr erzielen. Durch die vor Ort regelmäßig durchgeführten Schulungen im nachhaltigen Baumwollanbau stellen die beteiligten Kleinbauern ihren Anbau zunehmend auf eine soziale und umweltschonende Grundlage. 90% der Kleinbauern achten beim Baumwollanbau bereits auf den Schutz von Böden und Wasser. 8 von 10 Baumwollgesellschaften wurde attestiert, dass die Kleinbauern Baumwolle in Fruchtfolge mit anderen Grundnahrungsmitteln anbauen. Eine große Mehrheit der Partner erfüllt inzwischen die maximalen Anforderungen des CmiA Standards an das Pestizidmanagement. Allerdings stellt Handhabung und Lagern von Pestiziden trotz Schulungen und die Promotion von Sicherheitsmaßnahmen wie Schutzkleidung weiterhin ein Problem in einigen Regionen dar. Überprüfungen vor Ort zeigen, dass in manchen Ländern die Hinweise in den Trainings nicht korrekt umgesetzt werden. Hier sieht Cotton made in Africa für 2014 ein besonders wichtiges Handlungsfeld.
Als durchweg fair und positiv zeigt sich die Zusammenarbeit zwischen Kleinbauern und Baumwollgesellschaften. Allen CmiA-Kleinbauern liegen schriftliche Verträge vor und sie werden transparent über Preise für Inputs und Saatgut informiert. Nachdem sie ihre Baumwolle abgeliefert haben, werden inzwischen alle Kleinbauern nach spätestens 30 Tagen bezahlt. Im Rahmen der CmiA Verifizierungen wurden zudem insgesamt 21 Entkörnungsbetriebe untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass fast allen Mitarbeitern der Entkörnungsbetriebe – sowohl festen als auch Saisonmitarbeitern – schriftliche Arbeitsverträge vorliegen, ihr Gehalt mindestens dem nationalen Mindestlohn entspricht und für sie Versammlungsfreiheit gilt. Somit erhalten 435.000 Kleinbauern und zehn Baumwollgesellschaften weiterhin die Lizenz Baumwolle mit dem CmiA-Gütesiegel zu vertreiben.
Um maßgeblich zur Armutsreduktion und zum Umweltschutz beizutragen, setzt die Initiative auf messbare Verbesserungen der sozialen, ökologischen und ökonomischen Lebensstandards. Gemessen werden dabei bspw. nachhaltige Anbaumethoden wie Maßnahmen zum Erhalt und zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, Pestizidmanagement oder Schulbildung. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Entwicklung der Erträge. In der Mehrzahl der Programmländer gibt es allerdings keine zuverlässigen Produktionsdaten, da Form und Umfang eines kleinbäuerlichen Baumwollfeldes sehr unregelmäßig sein können. Voraussetzung für eine aussagekräftige Wirkungsmessung sind aber präzise Hektargrößen, denn nur so können die Erträge und das Einkommen der Bauern bestimmt werden. Um dieses Problem zu lösen, ist CmiA dazu übergegangen flächendeckend GPS-Geräte einzusetzen. Hinzu kommt, dass sich auch die pro Hektar produzierten Mengen oft schwer erfassen lassen. Vielfach verkaufen die Bauern ihre Baumwolle an unterschiedliche Händler, oder sie reichen sie in der Familie weiter, um die Rückzahlung von Krediten an die Baumwollgesellschaft zu vermeiden. Ihre Ertragsangaben sind somit oft interessensgeleitet und lassen sich nur schwer überprüfen. Je nach Kontext lässt sich der Ertrag deshalb nur durch professionell ausgebildete Ernteschätzer zuverlässig ermitteln. Da sich die Attraktivität des CmiA Programms beispielweise in Sambia so weit herumgesprochen hat, dass fast jeder Bauer von dem Schulungsprogramm und der weiteren Unterstützung durch CmiA profitiert, ist die Auswahl von geeigneten Kontrollgruppen zu einer großen Herausforderung geworden. Weitere Schwierigkeiten liegen in der Vergleichbarkeit zu den Kontrollgruppen bspw. durch unterschiedliche Klimazonen oder verschiedene Saatgutqualitäten. Roger Peltzer, Programmdirektor der Competitve African Cotton Initiative (Compaci), mit der CmiA in der Umsetzung und Evaluierung des Programms eng zusammenarbeitet, erläutert: „Belastbare Aussagen über die Wirkungen unserer Arbeit zu treffen ist bei einem so breit angelegten Projekt das Ergebnis eines mehrjährigen Lernprozesses. Nachdem wir diesen durchlaufen haben, können wir nun auf der Basis repräsentativer Erhebungen bis Ende 2014 in allen beteiligten Ländern wesentliche Ergebnisse erheben. Perspektivisch ist es uns daher möglich eine jährliche Auskunft über Baumwollproduktionszahlen, sozioökonomische Daten wie Schulraten in den CmiA-Baumwollanbaugebieten als auch über die Umsetzung der nachhaltigen CmiA-Anbautechniken zu geben.“