Berlin (csr-news) > Die Stiftung Warentest hat Orangensaft getestet und dabei auch die Produktionsbedingungen unter die Lupe genommen. Mit einem denkbar schlechten Ergebnis: Nur bei einem Orangensaft wurden die Produktionsbedingungen mit „Gut“ bewertet, alle anderen Anbieter engagieren sich „befriedigend“ oder sogar nur „ausreichend“ für Umwelt und Soziales. Selbst das Fairtrade-Siegel konnte nicht als Garant für Arbeitsschutz überzeugen.
Der größte Teil des in Deutschland angebotenen Orangensafts kommt aus Brasilien, meist aus der Region Sao Paulo. Rund zwei Drittel des von dort exportierten Orangensafts bzw. Konzentrats landen in der Europäischen Union und davon rund 17 Prozent in Deutschland. Damit ist Deutschland der wichtigste Abnehmer für die brasilianischen Anbieter. Dort kontrollieren nur drei Konzerne etwa 90 Prozent der Verarbeitungsbetriebe. In einer Flasche Saft können daher Teile der Ernte von bis zu 900 verschiedenen Plantagen stecken. Für ihren Qualitätstest wollte die Stiftung Warentest nun wissen woher die Säfte stammen und unter welchen Bedingungen die Orangen angebaut werden. Dazu haben die Tester innerhalb eines Jahres zwölf Plantagen besucht, darunter auch als fair zertifizierte Plantagen. Von welchen Plantagen die verarbeiteten Orangen der 26 getesteten Säfte kommen, konnten die Anbieter nur in sechs Fällen belegen. Bei diesen sechs Plantagen waren Arbeitsbedingungen und Umweltschutz vor Ort viermal „ausreichend“ und zweimal „mangelhaft“. Diese Plantagen, die eindeutig zuzuordnen waren, lagen überwiegend in Mexiko, einem, nach Brasilien weiteren großen Exporteur von Orangen und Orangensaft. Zwar war in diesen Fällen die Rückverfolgbarkeit gesichert, eigene Erkenntnisse unter welchen Bedingungen dort gearbeitet wird hatten die Anbieter allerdings nicht. Nach Auskunft der Farmbesitzer haben die Anbieter nie eine der Plantagen besucht. Von den beiden als mangelhaft bewerteten Plantagen liegt eine in Brasilien. Sie ist der größte Zulieferer für den Fairglobe Saft von Lidl, ausgezeichnet mit dem Fairtrade-Siegel. Der zweite Fairtrade-Saft stammt von Pfanner. Er erhielt insgesamt das Urteil „Ausreichend“ für die Produktionsbedingungen. Als einzig guten Saft unter dem Gesichtspunkt CSR-Engagement konnte der von Edeka angebotene Saft Karibische Orange überzeugen. Sowohl Plantagen als auch Abfüller konnten die Tester mit guten Arbeitsbedingungen und auch einem umfangreichen Umweltschutzmanagement überzeugen. Das Problem, genau der Saft, der beim CSR-Test als Bester abschnitt, konnte beim Qualitätstest gar nicht überzeugen und erhielt die Note mangelhaft. Inzwischen wurde er aus den Läden genommen und durch den Saft Florida Orange ersetzt. Dieser hat nach Angaben der Stiftung allerdings eine andere Lieferkette.
Viele der Erkenntnisse aus diesem Test sind nicht neu. Erst im Herbst letzten Jahres hat die entwicklungspolitische Organisation Christliche Initiative Romero (CIR) eine umfangreiche Untersuchung zu den Arbeitsbedingungen auf den Orangenplantagen veröffentlicht. So ist man dort von den Ergebnissen der Stiftung Warentest keineswegs überrascht. Dennoch empfindet man es auch bei CIR als erschreckend, dass die von Stiftung Warentest befragten Anbieter von Orangensaft in der Regel nicht wissen, von welchen Plantagen die Orangen für ihre Säfte kommen. „Dies deckt sich mit der Erfahrung der Christlichen Initiative Romero aus anderen Handelsbranchen, insbesondere der Bekleidungsindustrie, und unterstreicht unsere Forderung nach umfassender Transparenz über die komplette Lieferkette“, so Sandra Dusch Silva, Referentin für Unternehmensverantwortung bei der CIR. Die negativen Ergebnisse des aktuellen CSR-Tests der Stiftung Warentest machen erneut deutlich, dass öffentlicher Druck auf die deutschen Lebensmitteleinzelhändler gefragt ist. „Es muss endlich eine branchenweite Lösung geben, um die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Brasilien zu verbessern“, fordert Dusch. An einer von CIR initiierten Protestaktion haben sich bereits 1.800 Verbraucher beteiligt.
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