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Die Akte Katar – Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte

Es ist die letzte Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees vor der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Wenn in dieser Woche das höchste Entscheidungsgremium des internationalen Fußballs zusammenkommt, dann steht auch die WM 2022 in Katar auf der Tagesordnung. Die machte in dieser Woche wieder von sich reden. Am Montag präsentierte der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) eine aktuelle Untersuchung, gestern sprach die FIFA mit der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft BHI.

Brüssel/Zürich (csr-news) > Es ist die letzte Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees vor der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Wenn in dieser Woche das höchste Entscheidungsgremium des internationalen Fußballs zusammenkommt, dann steht auch die WM 2022 in Katar auf der Tagesordnung. Die machte in dieser Woche wieder von sich reden. Am Montag präsentierte der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) eine aktuelle Untersuchung, gestern sprach die FIFA mit der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft BHI.

Die Fußballweltmeisterschaft in Katar stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Schon die Vergabe für die Ausrichtung wurde von Korruptionsvorwürfen begleitet. Inzwischen geht es um massive Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte. Der Internationale Gewerkschaftsbund IGB hat am Montag „Die Akte Katar“ vorgelegt, ein Dossier, in dem die wesentlichsten Probleme des Landes aufgeführt werden. Rund 4.000 Beschäftigte könnten auf den Baustellen ums Leben kommen, hat der IGB vorgerechnet. Freilich eine Zahl, die man nur als sehr grobe Schätzung annehmen kann, dennoch verfehlt sie ihre Wirkung nicht und sorgt dafür, dass sich auch das FIFA Exekutivkomitees damit beschäftigt. Immerhin könnten nach Katars eigenen Schätzungen in den nächsten Jahren bis zu 500.000 zusätzliche Arbeitskräfte notwendig sein, um alles termingerecht fertigzustellen. Faire Arbeitsbedingungen für alle müssen in Katar rasch, konsequent und nachhaltig umgesetzt werden, hat die FIFA noch im November gefordert. Schon damals gab Theo Zwanziger, Mitglied des Exekutivkomitees und von der FIFA mit dem Thema betraut den Zeitrahmen vor: „Das Ziel ist es, bereits bei der Sitzung des Exekutivkomitees im März 2014 über konkrete Maßnahmen vonseiten Katars berichten zu können. Dabei müssen die großen Unternehmen in die Pflicht genommen werden. Und auch die Staatengemeinschaft muss sich der Verantwortung stellen“. Bis zum 12. Februar 2014 sollten die Verantwortlichen in Katar an die FIFA einen detaillierten Lagebericht zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Katar liefern. Über die Resultate der vergangenen Monate wird nun am 20. und 21. März im Exekutivkomitee beraten. „Wir können nicht erwarten, dass sich die Dinge über Nacht ändern“, sagte Theo Zwanziger im Anschluss an Gespräche mit der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft BHI in dieser Woche. „Die Gespräche in dieser Angelegenheit werden fortgesetzt, insbesondere um die Aufgaben der verschiedenen beteiligten Parteien festzulegen“.

Einen wesentlichen Beitrag wird wohl Katar selbst bringen müssen. Bislang wurde noch nichts unternommen um die bestehenden Gesetze an international gültiges Recht anzupassen, kritisiert der IGB. Die bemängelten Probleme und Fehltritte sind vielfältig und reichen von katastrophalen Arbeitsbedingungen, sklavenähnlichen Zuständen, erbärmlichen Unterkünften und zu niedrigen oder sogar ausbleibenden Löhnen. Als besonders problematisch nennt der IGB das sogenannte Kafala-System, bei dem die beschäftigten Wanderarbeiter quasi versklavt werden. Im Durchschnitt 1.000 US-Dollar müssen die Arbeiter an die Vermittler bezahlen, ihnen werden bei der Einreise die Pässe abgenommen. In der Folge werden sie wie Leibeigene der Vermittler behandelt. Wehren können sie sich meist nicht, denn das System steht im Einklang mit dem geltenden Recht nicht nur in Katar, sondern auch in anderen arabischen Staaten. Reformen bzw. die Beseitigung dieser Missstände hat die Regierung in Katar zwar mehrmals zugesagt, passiert ist nach Angaben des IGB allerdings nichts. Michael Sommer, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes fordert sogar, Katar die WM-Ausrichtung zu entziehen, sollte man dort weiter am Kafala-System festhalten. Im IGB-Bericht kommt ein Arbeiter aus Malaysia stellvertretend zu Wort: „Ich habe mich vom Nationalen Menschenrechtsausschuss Katars beraten lassen, aber dort hieß es, dass der Betrieb das Recht hat, mir eine Einverständniserklärung zu verweigern. Ich solle mich beim Arbeitsministerium beschweren, wenn es Probleme mit dem Gehalt und dem Jahresurlaub gebe. Habe ich überhaupt irgendwelche Rechte in diesem Land?“.


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