Berlin/München/Kronberg (csr-news) > ″Gleichberechtigung für Frauen, bedeutet Fortschritt für alle″ lautet das Motto der UN zum internationalen Frauentag 2014 am 8. März. Doch wie sieht es damit in der Berufswelt aus? Mehrere Studien haben den Frauentag zum Anlass genommen und die Situation untersucht. Die zeigen, irgendwie herrscht eine gewisse Zufriedenheit, es bleibt aber noch Luft nach oben.
Knapp zwei Drittel der berufstätigen Frauen schätzen sich selbst als erfolgreich im Beruf ein (65 Prozent) und sehen auch für die Zukunft gute Karrierechancen (66 Prozent), lauten die Ergebnisse einer Untersuchung der Unternehmensberatung Accenture. Insgesamt 4.100 Frauen aus 13 Ländern wurden zu ihren Karriereansichten befragt. Die treiben zwar überwiegend sehr selbstbewusst ihre eigene Karriere voran und pochen auch bei Gehaltsverhandlungen auf ihr Recht und erreichen dadurch höhere Gehälter. Trotz dieser optimistischen Einschätzung der eigenen Karriere begegnen viele Frauen aber noch immer Hürden auf ihrem Weg zum beruflichen Erfolg. Einerseits fehlt es an flexiblen Arbeitszeitmodellen, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Dieses Problem wird sich nach Einschätzung der befragten Frauen sogar noch verschärfen: 37 Prozent glauben, dass es in Zukunft schwieriger werden wird, Beruf und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen. Männer sind hier jedoch noch pessimistischer: 49 Prozent der Befragten gaben an, dass eine gute Work-Life-Balance schwieriger zu erreichen sein werde. Andererseits fehlt bei den weiblichen Befragten der Glaube an einen gesellschaftlichen Wandel. Frauen sind weiterhin skeptisch, dass die Dominanz von Männern im Top-Management gebrochen werden kann. Nur knapp ein Viertel der weiblichen Studienteilnehmer (23 Prozent) glaubt, dass Männer und Frauen bis zum Ende des Jahrzehnts gleichermaßen in Führungspositionen vertreten sein werden. Männer trauen den Frauen jedoch mehr zu: 37 Prozent gaben an, dass beide Geschlechter in Führungspositionen gleich stark vertreten sein werden.
Eine Arbeitsmarktstudie der Personalberatung Robert Half, für die 400 HR- und Finanzmanager befragt wurden scheint den Frauen Recht zu geben. So ist mehr als die Hälfte (55 %) der befragten HR-Manager und CFOs der Meinung, dass Frauen schlechtere Aufstiegschancen haben als Männer. Gerade wenn es um Gleichberechtigung bei der Besetzung von Führungspositionen geht, haben Frauen meist schlechte Karten. 65 % der befragten Entscheider schätzen den Frauenanteil in der Geschäftsleitung ihres Unternehmens auf maximal 20 %. In 11 % der Fälle sind überhaupt keine Frauen in der Geschäftsleitung vertreten. Im Finanz- und Rechnungswesen stellen sie allerdings einen spürbaren Wandel fest. Von 200 befragten CFOs meinten 66 %, Frauen hätten heute bessere Aufstiegschancen als vor zehn Jahren – und zwar bis an die Spitze der Abteilung. So erwarten 92 % sogar, dass sich die besseren Karrierechancen positiv auf die Einberufung von Frauen in die Geschäftsleitung auswirken werden. Immerhin 85 % der befragten CFOs sehen auch gestiegene Chancen für Frauen, sich sogar an die Vorstandsspitze zu setzen.
Die Gründe für diese Situation sind vielfältig und reichen vom Festhalten an traditionellen Rollenbildern bis hin zu fehlender Unterstützung beispielsweise durch flexible Arbeitszeitmodelle. „Frauen wollen heute genau wie ihre männlichen Kollegen Karriere machen“, sagt Sandra Babylon, Managing Director Accenture. „Sie planen ihre Karriere heute viel systematischer, eignen sich gezielt bestimmte Fähigkeiten an und bauen Netzwerke auf, von denen sie langfristig profitieren. Aber auch die Arbeitgeber müssen nach wie vor ihren Teil dazu tun, um Frauen beim beruflichen Aufstieg gezielt zu unterstützen”, sagt Babylon weiter. Dazu gehören etwa flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten, wie auch die aktive Förderung von weiblichen Mitarbeitern im Unternehmen. Ein Ergbenis, das sich mit der Arbeitsmarktstudie von Half deckt. Danach machen 65 Prozent der Befragten vor allem die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie verantwortlich. Lediglich 15 % waren der Meinung, dass sich Frauen Karrierechancen durch fehlenden Ehrgeiz selbst verbauen. Allerdings scheint dieser Ehrgeiz Unterstützung zu benötigen. Accenture hält dafür beispielsweise spezielle Seminare für angehende weibliche Führungskräfte für nötig. Die Accenture-Studie verdeutlicht die Notwendigkeit solcher Maßnahmen, denn viele Frauen können ihre Stärken im Beruf noch nicht voll ausspielen: 40 Prozent gaben an, für ihren jetzigen Job überqualifiziert zu sein. Bei Männern hingegen kam nur etwa ein Viertel zu dieser Einschätzung (27 Prozent).
Größtes Problem scheinen aber die Arbeitszeiten zu sein, das belegen immerhin drei Studien. Bei Half heißt es: Als besonders geeignete Schritte auf dem Weg zur Gleichberechtigung im Berufsleben bezeichnen 52 % der Studienteilnehmer flexible Arbeitsmodelle und die Möglichkeiten zum Job-Sharing. Bei Accenture wird dieser Aspekt auch auf die Männer ausgeweitet mit ähnlichem Ergebnis. „Die Umfrageergebnisse legen auch nahe, dass sich auch viele Männer mehr Zeit für Familie und Privatleben wünschen“, sagt Sandra Babylon. „Denn bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind Männer sogar pessimistischer als Frauen. Das Ergebnis deckt sich mit unseren Erfahrungen, dass sich gerade jüngere männliche Kollegen mehr Zeit neben dem Beruf wünschen, um etwa ihre Rolle als Väter besser wahrnehmen zu können. Das bedeutet für die Arbeitgeber, dass sie sowohl die Kariere von Frauen fördern, gleichzeitig aber geschlechterübergreifend neue Wege bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gehen müssen. Neben flexiblen Arbeitszeitmodelle zählen dazu auch der Einsatz von Technologien zum vernetzten Arbeiten wie auch das Angebot, längere Auszeiten zu ermöglichen, etwa die Elternzeit“. Für einen großen Teil der abhängig beschäftigten Frauen und Männer in Deutschland klaffen Wunsch und Wirklichkeit bei der Arbeitszeit erheblich auseinander, ist auch das Ergebnis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Auf die Frage, wie viele Stunden sie – ohne Lohnausgleich – gerne arbeiten würden, wenn sie den Umfang ihrer Wochenarbeitszeit selbst wählen könnten, gaben Frauen im Jahr 2012 eine gewünschte durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 30,3 Stunden an. Damit lag ihre Wunscharbeitszeit durchschnittlich 2,2 Stunden unter ihrer tatsächlichen Arbeitszeit; bei den Männern betrug die Differenz sogar 4,1 Stunden bei einer gewünschten durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 38,3 Stunden.
„Bei der Förderung von Frauen und der Akzeptanz von weiblichen Führungskräften sind Arbeitgeber in den vergangenen zehn Jahren einen guten Schritt nach vorne gegangen. Trotzdem gibt es, wie unsere Arbeitsmarktstudie zeigt, weiterhin viel Verbesserungspotenzial. Der Weltfrauentag ist ein idealer Anlass für Unternehmen, sich über den Ausbau von Karrierechancen für Frauen Gedanken zu machen. Nicht zuletzt wegen der wachsenden Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifiziertem Personal liegt es im Interesse von Unternehmen, geeignete Mitarbeiterinnen durch attraktive Angebote zu gewinnen beziehungsweise längerfristig an sich zu binden. Dazu zählen familienfreundliche Arbeitszeitmodelle oder eine Kinderbetreuung im Unternehmen ebenso wie Aufstiegsmöglichkeiten und ein faires Gehalt″, so Sven Hennige, Managing Director Germany & Central Europe von Robert Half.