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Wettbewerbsfaktor Social Compliance Management

Verbraucher erwarten immer öfter faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Wertschöpfungskette eines Produkts. In der Praxis sind die weltweit ansässigen Zulieferbetriebe kaum zu kontrollieren. Daraus entstehen enorme Reputationsrisiken, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft Systain zeigt. Social Compliance Management entwickelt sich zum Wettbewerbsfaktor.

Hamburg (csr-news) > Verbraucher erwarten immer öfter faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Wertschöpfungskette eines Produkts. In der Praxis sind die weltweit ansässigen Zulieferbetriebe kaum zu kontrollieren. Daraus entstehen enorme Reputationsrisiken, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft Systain zeigt. Social Compliance Management entwickelt sich zum Wettbewerbsfaktor.

Von 31 Mrd. Arbeitsstunden, die international für die Deckung der deutschen Nachfrage geleistet werden, besteht bei 19 Mrd. Stunden ein Risiko, dass Menschenrechte verletzt werden, heißt es in der Studie. Die Experten von Systain haben in der Studie erstmals die Arbeitsstunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette quantifiziert. Dabei wurde der Anteil der Risikostunden (Stunden mit erhöhtem Risiko der Verletzung von Menschenrechten) nach Branchen und dem Ort ihrer Entstehung in der Lieferkette differenziert. Wenig verwunderlich, das in der Textilbranche mit 3,4 Mrd. Risikostunden die meisten Risikostunden anfallen. Mit immer noch beträchtlichen 2,1 Milliarden Stunden folgt der Tourismus und mit 1,7 Milliarden Stunden nimmt die Elektroindustrie den dritten Platz ein. Die auf dem zehnten Platz befindliche Chemieindustrie weist allerdings auch noch mehr als 400 Risikostunden auf. Ein Vergleich einzelner Branchen macht deutlich, dass die Risikostruktur in den Sektoren sehr unterschiedlich ist. Je nach Produktionsstruktur liegen die Risiken entweder im direkten Zugriff deutscher Unternehmen oder tiefer in der Lieferkette. Ungeachtet dieses Unterschiedes wird die Verantwortung für die potenziellen Menschenrechtsverletzungen zunehmend dem deutschen Unternehmen zugeschrieben. Interessant ist auch der Vergleich des relativen Anteils, also des Anteils der Risikostunden an den gesamten Arbeitsstunden im Ausland. Auch in diesem Vergleich liegt die Textilindustrie weit abgeschlagen an der Spitze, gefolgt vom Tourismus und der Elektroindustrie.

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Das identifizierte soziale Risiko in der Lieferkette zu reduzieren, ist zwar eine Herausforderung, zugleich aber bietet das Management von Social-Compliance-Risiken mehr als nur die Möglichkeit, Reputationsrisiken zu reduzieren, lautet ein Fazit der Studie. Eine Zusammenarbeit mit Lieferanten kann auch positive Effekte auf Liefersicherheit und Qualität der Produkte haben. „Diese Chancen des Social Compliance Management werden allerdings häufig noch nicht ausreichend gesehen“, betont Torben Kehne, Director Social Compliance bei Systain. Da die Arbeitsbedingungen in weltweiten Produktionsbetrieben immer mehr ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung rücken, wird für Hersteller und produzierende Unternehmen das Übernehmen von sozialer Verantwortung in der Lieferkette ein immer wichtigerer Wettbewerbsfaktor. Dies gilt umso mehr, wenn die Produkte mit einer starken Marke auftreten und damit emotional aufgeladen werden und stärker in den Fokus der Verbraucher rücken. Systain geht davon aus, dass das Management von Social Compliance in der Lieferkette in Zukunft zu einem festen Bestandteil moderner Businessmodelle wird. Social-Compliance-Anforderungen werden zunehmend in die Lieferkette integriert. Erwartet wird dabei eine ähnliche Entwicklung wie ab den 90er Jahren in Deutschland. Damals begannen deutsche Unternehmen, ihre Qualitätsanforderungen systematisch an Lieferanten weiterzugeben. Arbeitsbedingungen müssen als integraler Bestandteil des Supply-Chain-Managements verstanden und strategisch verankert werden. In diesem Zusammenhang weist Systain insbesondere darauf hin, dass vom Kerngeschäft isolierte Einzelaktivitäten wie Audits alleine nicht zielführend sind. „Es ist weniger die Frage, ob die risikobehafteten Branchen zur Tat schreiten, sondern wie“, fasst Kehne das Fazit der Studie zusammen. Eine auf Unternehmensbelange abgestimmte Verzahnung von Social Compliance Management in der Lieferkette mit dem Kerngeschäft ist der entscheidende Punkt. Beim Thema Qualität wurde die Integration bereits erfolgreich umgesetzt – für viele Branchen wird nun die Aufgabe sein, potenzielle soziale Missstände in der Lieferkette umfassend anzugehen.

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Die Kernaussagen der Studie lauten wie folgt:

  • 60% aller im Ausland nachgefragten Arbeitsstunden sind risikobehaftet.
  • Die Branchen Textilien, Touristik, Elektronik, Lebensmittel und das Baugewerbe haben das größte Social-Compliance-Risiko, gefolgt von Fahrzeugbau, Logistik, Möbelindustrie, Maschinenbau und chemischer Industrie.
  • Die Verantwortung geht über die Lieferantenbeziehung hinaus, viele Risiken treten erst viel tiefer in der Supply Chain auf (Vorlieferanten und deren Vorkette).
  • Arbeitsbedingungen können langfristig nur verbessert werden, wenn sich Arbeitsprozesse verändern – sowohl bei den Lieferanten als auch in den Einkaufsstrukturen der Unternehmen

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