Hamburg (csr-news) > Wer bisher glaubte das gerade in Technologieunternehmen die Karriere für Frauen schnell beendet ist, der wird nun eines besseren belehrt. Die Personalberatung Dwight Cribb hat in einer Studie die drei Börsensegmente MDAX, SDAX und TecDAX bezüglich der Geschlechterverteilung in Führungspositionen verglichen. Ergebnis: Die Frauen sind dort, wo sie niemand vermutet.
Die Top-5 der Technologie-Unternehmen verfügen über den höchsten Anteil weiblicher Führungskräfte, allerdings auch dort mit deutlich Luft nach oben. Während im Schnitt nur jeder zehnte Stuhl in Vorstand und Aufsichtsrat bei Unternehmen des MDAX und SDAX mit einer Frau besetzt ist, sind es im TecDAX immerhin schon zwölf Prozent. Laut Geschäftsbericht 2012 waren die Unternehmen mit der höchsten Frauenquote in Vorstand und Aufsichtsrat demnach die Bechtle AG, die Sartorius AG, die Jenoptik AG, die Software AG sowie die Freenet AG. An den Plätzen wird aber schon kräftig gerüttelt, denn die Telefónica Deutschland Holding AG würde mit 44 Prozent Frauenquote das Ranking anführen, ist aber erst im März 2013 dem TecDAX beigetreten. Auch die Zukunft vieler Technologie-Unternehmen wird bereits von Frauen mitgestaltet. Dreizehn Prozent aller deutschen Start-ups werden von Frauen ins Leben gerufen, berichtete vor kurzem eine Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Da fast 80 Prozent dieser Unternehmensgründungen einen Bezug zu Technologie und Internet haben, bahnen sich hier die zukünftigen TecDAX-Unternehmen ihren Weg – mit Frauen an der Spitze. „Gerade in der Internet- und Technologie-Branche sind besonders kooperative und kommunikative Fähigkeiten gefragt, um in diesem innovativen Markt mitzuhalten. Das sind Eigenschaften, die vornehmlich Frauen zugeschrieben werden. Große Vorbilder wie Marissa Mayer von Yahoo zeigen, dass Frauen Unternehmen wieder auf Kurs bringen können. Und dies, ohne dabei ihre Weiblichkeit aufzugeben, wie die Ex-Google-Managerin jetzt in der Modezeitschrift Vogue bewies“, kommentiert Dwight Cribb, Geschäftsführer der Dwight Cribb Personalberatung.
Auch in einer anderen Männerdomäne öffnen sich die Türen. Die Europäische Zentralbank will weiblicher werden und in den nächsten sechs Jahren den Anteil weiblicher Führungskräfte verdoppeln. Bis ganz nach oben sollen sie es aber nicht schaffen, die Frauenquote wird für Positionen unterhalb der Direktorenebene eingeführt. Bis Ende 2019 soll im mittleren Management 35 Prozent und im oberen Management 28 Prozent Frauen vertreten sein, wie EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen der „Süddeutschen Zeitung“ sagte. Kein Modell für die Deutsche Bundesbank wie deren Chef Jens Weidmann gegenüber Journalisten sagte, gleichwohl sieht er Nachholbedarf. Obwohl eine Frau in einer Spitzenposition der Bank tätig ist, liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte nur bei etwa 15 Prozent.
In der Schweiz hat sich heute ein neues Netzwerk vorgestellt, das sich aktiv für mehr Frauen im Management von in der Schweiz tätigen Unternehmen einsetzt. «Advance – Women in Swiss Business» heißt das von neun Unternehmen gegründete Netzwerk. Bis 2020 strebt die Vereinigung eine Besetzung von 20% aller Senior Executive Führungspositionen in seinen Mitgliederunternehmen durch Frauen an. Dies sind ABB, Credit Suisse, GE Capital, IKEA, McKinsey & Company, PwC, Sandoz, Siemens und Swiss Re sowie Impact als Ehrenmitglied. Advance sieht sich als aktiver Beschleuniger des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels hin zu mehr Diversität in Schweizer Unternehmen. Bislang liegt der Frauenanteil im gehobenen Management in Schweizer Unternehmen nur bei etwa vier Prozent. „Diese Zahl ist seit zehn Jahren praktisch unverändert – diesem Umstand müssen wir entgegenwirken“, sagte Simona Scarpaleggia, Advance-Präsidentin und CEO von IKEA Schweiz. „Die Zeit ist reif für ein starkes Firmennetzwerk, das die Erhöhung des Frauenanteils im Management aktiv fördert“.