Köln (csr-news) > Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility gewinnt für die deutsche Immobilienwirtschaft an Bedeutung. Zwei Studien der jüngsten Vergangenheit belegen den Trend, zeigen aber auch die eher zähe Entwicklung in dieser Branche. Immerhin neun Immobilienunternehmen haben für das vergangene Jahr einen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt, rund 15 Prozent in einer Branche mit Milliardenumsätzen.
„Nachhaltigkeit entwickelt sich von der oberflächlichen Betrachtung als Marketingtool hin zu einem integrierten Bestandteil der Unternehmensstrategie“, sagt Thomas Beyerle, Head of Corporate Sustainability & Research der IVG Immobilien AG. Allerdings gelte diese Aussage nur für die „Avantgarde“ unter den europäischen Unternehmen. Die IVG hatte bei 176 Unternehmen der europäischen Immobilienwirtschaft angeklopft und wollte mehr über deren Nachhaltigkeitsaktivitäten wissen. Mit einer Rücklaufquote von rund 13 Prozent, lassen die Ergebnisse allerdings nur einen unscharfen Blick auf das Thema Unternehmensverantwortung im Immobiliensektor zu. Immerhin, 54 Prozent der Umfrageteilnehmer haben eine eigenständige Abteilung oder Person für das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen – der Durchschnitt liegt hier bei zwei Personen. Während in Nordeuropa und den Benelux-Ländern alle Teilnehmer der Umfrage Personal für das Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, trifft dies in Deutschland nur für jedes vierte Unternehmen zu. Diese Unternehmen veröffentlichen regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte und bieten diverse nachhaltige Immobilienprodukte an.
Ausschließlich mit deutschen Unternehmen des Sektors beschäftigt sich eine Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft in dieser Woche vorgestellt hat. Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg 135 Immobilienunternehmen und -Immobilienfonds aus Deutschland analysiert. Ergebnis: 63 Firmen haben Nachhaltigkeit mehr oder weniger in ihr unternehmerisches Handeln integriert. Davon verfolgen 24 eine ernsthafte CSR-Strategie und neun Unternehmen berichten bereits darüber. Seit etwa zwei Jahren verbreitet sich das Thema in der Branche, schreiben die Autoren, ein wesentlicher Grund dafür war die branchenspezifische Ergänzung der GRI-Richtlinien aus dem Jahr 2011. Im gleichen Jahr begann der europäische Dachverband European Public Real Estate Association (EPRA), mit Best Practice-Beispielen für Nachhaltigkeit im Immobiliensektor zu werben und die Unternehmen auf drohende gesetzliche Regelungen vorzubereiten. Der wesentliche Impuls zur Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensführung in deutschen Immobilienunternehmen ging dann allerdings vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) aus, der im Jahr 2012 den ZIA-Branchenkodex veröffentlichte. In den zehn Grundsätzen des Kodex wird die jährliche Berichterstattung als wesentliches Element einer Nachhaltigkeitsstrategie betont. Immerhin rund ein Dutzend Immobilienfirmen erfüllen im Bereich CSR bereits höchste nationale Standards: Sie beziehen ihre Stakeholder/Gesellschafter in ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten ein, haben CSR-Vorhaben in ihrer Kernstrategie verankert und setzen diese gestützt auf Indikatoren um. Bei besserer und systematischer Dokumentation des CSR-Engagements könnte die Zahl dieser Firmen rasch steigen, so die Studie.
Dafür könnte der Druck vom Kapitalmarkt sorgen. In der oben erwähnten IVG-Studie zeigte sich, das rund 58 Prozent der Unternehmen sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, weil dies von Kapitalmarktakteuren erwartet wird. „Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck. Unternehmen versprechen sich davon Vorteile im Wettbewerb“, erklärt IVG-Manager Beyerle.
IW-Studie – Corporate Social Responsibility in der Immobilienbranche
IVG-Studie – Corporate Sustainability in Europas Immobilienunternehmen