Hamburg (csr-news) – Über sogenannte „Werkvertragsarbeiter“ aus Osteuropa auf Schlachthöfe in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen berichtete am Montag die Dokumentation „Lohnsklaven in Deutschland“ in der ARD. Die Arbeitskräfte werden in einem Geflecht von Subunternehmern und Briefkastenfirmen beschäftigt – zu Billigstlöhnen und unter unwürdigen Unterbringungsverhältnissen. Im NDR-Beitrag beschreiben Betroffene ihre Abhängigkeit von den Auftraggebern und die harten Arbeitsbedingungen, für die sie teilweise Monatslöhne zwischen 400 und 600 Euro brutto erhalten. „Wir waren fast wie Leibeigene“, so eine Betroffene. Die in der Sendung zu Wort kommenden Arbeiter sind für Geestland, ein Tochterunternehmen von Wiesenhof (PHW-Gruppe), sowie für das mittelständische Unternehmen Steinemann aus Steinfeld tätig.
Gegen 22 Dienstleistungsfirmen der Fleischindustrie ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit dem Verdacht, dass jahrelang Steuern und Sozialabgaben „in großem Umfang“ hinterzogen wurden. Gegenüber dem NDR erklärte der Düsseldorfer Staatsanwalt Ralf Möllmann, dass dies „ein besonders umfangreiches Verfahren mit einer Vielzahl von Beschuldigten“ sei. 450 Staatsanwälte, Zöllner und Steuerfahnder hatten dazu am 14. Mai bundesweit Wohnungen und Büros durchsucht; die dabei beschlagnahmten Computer und Unterlagen werden derzeit ausgewertet. Auch die Oldenburger Staatsanwaltschaft ermittelt seit Jahren wegen ähnlicher Vorwürfe und hat zwischenzeitlich Anklage erhoben, unter anderem gegen den Verantwortlichen eines Schlachtbetriebs der Wiesenhof-Gruppe.
Als Reaktion auf den ARD-Beitrag will die PHW-Gruppe die Möglichkeit prüfen, eine neutrale Anlaufstelle einzurichten, an die Werksvertragsbeschäftigte anonym herantreten könnten. Stille oder offene Beteiligungen von Unternehmen der PHW-Gruppe an Werksvertragsunternehmen gebe es nicht.
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