Hamburg (csr-news) – Denkmodelle und Praxis der Corporate Social Responsibility sind vielfältig und manchmal unübersichtlich. “Wie in einem Brennglas” betrachtet das Buch “Unternehmensverantwortung wirkt!” CSR anhand der Metropolregion Hamburg. Die Herausgeber Norbert Taubken, Delia Schindler und Stefan Prigge haben dazu Grundsatzartikel und 20 Praxisbeispiele zusammengetragen, die sowohl einen Einstieg in das Thema ermöglichen als auch Praktikern Überblick und neue Impulse vermitteln.
An die lange Tradition verantwortungsvollen Wirtschaftens erinnert der Präses der Handelskammer Hamburg, Fritz Horst Melsheimer. Bereits 1517 schlossen sich die Kaufleute der Hansestadt zum “gemeenen Kopmann”, der späteren “Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns”, zusammen. “Weltoffenheit und freiheitliche Orientierung zeichnen den ‘ehrbaren Kaufmann’ ebenso aus wie Vertrauenswürdigkeit und kaufmännisches Urteilsvermögen”, so Melsheimer.
Der einsame ehrbare Kaufmann
In der globalen Welt des 21. Jahrhunderts reiche das nicht mehr, wird im Beitrag von Thomas Beschorner und Thomas Hajduk, Universität St. Gallen, ausgeführt. “Der ‘ehrbare Kaufmanns’ ist im Grunde ein einsamer Mensch. Im Bewusstsein seiner Ehre sucht er die Zustimmung und die gute Meinung seiner Mitmenschen, besonders die seiner Standesgenossen”, heißt es dort. Zu einer umfassenden Unternehmensverantwortung gehörten heute institutionelle Regeln und Strukturen in Unternehmen und Gesellschaft, dialogorientierte Praktiken zur Bestimmung gemeinsamer Werte, der unternehmerische Beitrag zu einer guten und gerechten Gesellschaft und Werte mit kulturübergreifender Geltung, so die Autoren.
Für Andreas Suchanek von der Handelshochschule Leipzig besteht der Kern von Unternehmensverantwortung “in einer bestimmten, gelebten Haltung, die sich etwa in der Unternehmenskultur wiederfindet und die darin besteht, dass und wie ein Unternehmen seine Handlungsspielräume – seine ‘Freiheit’ – nutzt.” Das Einräumen von Freiheit bringe die Möglichkeit zu deren Missbrauch mit sich. Als Grundsatz einer Haltung der Verantwortung schlägt Suchanek vor: “Investiere in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil!”
“Erst handeln, dann reden”
Dies setzt einen Dialog mit der Gesellschaft voraus, den Unternehmen zu Verantwortungsthemen nur sehr zögerlich eingehen. “Angst vor Misstrauen und dem Offenlegen von Defiziten führt dazu, dass das Thema lieber zu knapp als ausreichend ausführlich kommuniziert wird. Diese Angst ist nicht ganz unbegründet”, schreibt Norbert Taubken von Scholz & Friends Reputation in seinem Beitrag, in dem er zehn Leitsätze zur CSR-Kommunikation aufstellt. “Entscheidend für die Bewertung von Unternehmen bezüglich ihrer Verantwortung durch Stakeholder ist das Verhältnis von Reden und Handeln”, so Taubken. Einer der Grundsätze lautet deshalb “Erst handeln, dann reden”.
Wie solches unternehmerisches Handeln aussehen kann, ist in den 20 Praxisbeiträgen zu lesen. Hier berichten Konzerne wie die Hamburger Hafen und Logistik AG, ExxonMobil, die Otto Group oder Tchibo, bekannte Marken wie Google, Bacardi und edding, Mittelständler wie die Bohlsener Mühle und typische Hamburger Unternehmen wie die Haspa und Budnikowsky.
Norbert Taubken, Delia Schindler, Stefan Prigge (Hrsg.): Unternehmensverantwortung wirkt! Geteilte Wertschöpfung durch Corporate Responsibility – mit Praxisbeispielen aus der Metropolregion Hamburg. (oekom Verlag) München 2013
ISBN 978-3-86581-409-8