Hamburg (csr-news) – Die Integrierte Berichterstattung hält in Deutschland Einzug: 37 der 100 größten börsennotierten Unternehmen planen in den nächsten drei bis fünf Jahren, Finanzdaten und Nachhaltigkeitskennzahlen in einem „Integrierten Bericht“ zusammenzufassen. Das zeigt eine Studie der Berichterstattungsagenturen akzente kommunikation und beratung (München) und HGB Hamburger Geschäftsberichte, die heute in Hamburg vorgestellt wird. Befragt wurden dazu im Mai und Juni die 100 Aktiengesellschaften aus dem F.A.Z.-Index sowie Analysten und Investoren als deren Adressaten auf dem Finanzmarkt. 56 Unternehmens- und 67 Investorenvertreter nahmen an der Befragung teil.
Unternehmensvertreter sehen in einer erleichterten systematischen Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen in die Unternehmensstrategie einen wichtigen Vorteil der Integrierten Berichterstattung. Zudem biete sich so die Möglichkeit, den Unternehmenserfolg aus mehr Kriterien abzuleiten als nur aus den Finanzkennzahlen. HGB-Geschäftsführer Peter Poppe erklärte dazu gegenüber der Presse: „Eine Berichterstattung, die finanzielle und nicht-finanzielle Aspekte trennt, ist nicht mehr zeitgemäß. Die Unternehmensberichterstattung benötigt deshalb neue Konzepte jenseits der bestehenden Traditionen und gesetzlichen Anforderungen.“
Auf dem Weg zu einer Integrierten Berichterstattung gibt es für die Unternehmen noch viel zu tun: Nach Auffassung von 76 Prozent der Studienteilnehmer sind sie nämlich von einer systematischen Integration der Nachhaltigkeit ins Management noch weit entfernt. Dies führe zu dem Problem, belastbare Kennzahlen aus den Bereichen Umweltschutz, Mitarbeiterverantwortung und Lieferkettenmanagement gleichzeitig mit den Finanzkennzahlen vorzulegen, erklärte so akzente-Geschäftsführerin Sabine Braun. Oft laufe „deren Erfassung und Konsolidierung noch über händisch gepflegte Excel-Sheets. Das ist so, als würden Sie einen Käfer mit einem Porsche ins Rennen schicken“, so Braun weiter.
Als Hindernisse nannten die Befragten zudem einen fehlenden rechtlichen Rahmen (60 Prozent) sowie die „Verdaulichkeit“ eines integrierten Berichtes für dessen Zielgruppe (64 Prozent). Etwa zwei Drittel rechnen nicht damit, dass ein Integrierter Bericht die substantielle Nachhaltigkeitsberichterstattung überflüssig machen wird.
Die Herausgeber der Studie empfehlen ein integriertes Denken und Handeln als ersten Schritt auf dem Weg zu einer integrierten Berichterstattung. Ein möglicher Übergangsweg könne in der Verknüpfung des Imageteils des Geschäftsberichts mit dem Nachhaltigkeitsbericht bestehen und in der schrittweisen Ergänzung des Lageberichts um valide und wesentliche Nachhaltigkeitskennzahlen. Dies könne durch die Darstellung aller GRI-relevanten Nachhaltigkeitsaspekte im Internet ergänzt werden. Zwei bis drei Jahre werde die Umstellung auf eine integrierte Berichterstattung dauern.
Im internationalen Vergleich liegen deutsche Unternehmen in ihrem Engagement für eine integrierte Berichterstattung zurück: Von den über 80 Mitgliedern des Integrated Reporting Council (IIRC) stammen nur vier aus Deutschland. Der IIRC will bis Ende 2013 eine Anleitung zur Erstellung integrierter Berichte vorlegen.
Die Studie >> integrated. Integrierte Berichterstattung. Von der Herausforderung zum Praxismodell. als PDF zum Download im Internet.
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