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Nachhaltigkeit in der Werbeartikelbranche: Ein Verband macht sich auf den Weg

Sie sind in der Regel billig, werden in großen Mengen verteilt und stammen meistens aus Asien: Die Werbeartikel. Können solche Produkte verantwortungsvoll produziert werden? Ja, sagt der Gesamtverband der Werbeartikelwirtschaft. Er hat einen Ehrenkodex verabschiedet und will daraus einen Code of Conduct für die Lieferketten seiner Mitgliedsunternehmen entwickeln.

Darmstadt (csr-news) – Sie sind in der Regel billig, werden in großen Mengen verteilt und stammen meistens aus Asien: Die Werbeartikel. Können solche Produkte verantwortungsvoll produziert werden? Ja, sagt der Gesamtverband der Werbeartikelwirtschaft. Er hat einen Ehrenkodex verabschiedet und will daraus einen Code of Conduct für die Lieferketten seiner Mitgliedsunternehmen entwickeln.

Wie sehr sich eine Organisation mit der Wahl ihrer Merchandising-Artikel in Schwierigkeiten bringen kann, erlebten im Sommer die Organisatoren der Olympischen Spiele in London: Die Verantwortlichen des um Nachhaltigkeit bemühten Mega-Events wählten Maskottchen, für die chinesische Näherinnen bis zu 14 Stunden täglich schuften mussten. Eine asiatische Menschenrechtsorganisation fand das heraus und löste damit in Europa einen Sturm der Entrüstung aus.

Wer einen Artikel verschenkt, will bei dem Beschenkten damit eine positive Beziehung zu seinem Unternehmen oder seiner Marke schaffen. Deshalb wird sich niemand mit der Wahl seiner Geschenkartikel als Ausbeuter outen wollen. Die Branche hat das sehr wohl im Blick: Bereits Ende 2011 brachte der Gesamtverband der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW) einen „Ehrenkodex“ auf den Weg. Darin geht es um Fragen wie Nicht-Diskriminierung, Anti-Korruption, Vermeidung gefährlicher Stoffe, Umwelt- und Datenschutz. Die Themen Arbeitszeiten und Arbeitnehmerrechte finden sich darin nicht umfassend wieder.

Code of Conduct wird auf 51. PSI vorgestellt

Der Kodex soll aber nur einen ersten Schritt auf dem Weg zu einem Code of Conduct (CoC) darstellen, einer Gemeinschaftsarbeit der Verbände auf europäischer Ebene. Dieser CoC soll auf dem GWW-Ehrenkodex aufbauen und bei einer großen Werbemittelmesse der Öffentlichkeit vorgestellt werden: der 51. PSI im Januar 2013 in Düsseldorf. Dazu teilte GWW-Geschäftsführerin Elvira Jurado Castell mit: „Wir haben bisher zirka 500 Unterzeichner und werden anlässlich der PSI Messe 2013 noch einmal eine Kampagne starten und das Bewusstsein für verantwortungsvolle Unternehmensführung gezielt ansprechen. Unser Ziel ist es, mit dieser Kampagne, die einen Teil unseres Messekonzeptes darstellt, die Zahl der Unterzeichner mindestens zu verdreifachen.“

Nachgefragt bei Giffits

Der Hamburger Werbeartikelanbieter Giffits gab im April die Unterzeichnung des GWW-Ehrenkodex bekannt. CSR NEWS hat daraufhin nachgefragt, wie das Unternehmen den Zwiespalt von Preiskampf und menschenwürdiger sowie nachhaltiger Produktion löst. „Bei unserer Preiskalkulation gibt es drei Faktoren, die entscheidend sind: Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt, gesundes Wachstum unseres Unternehmens und das Wohlergehen der Menschen, die mit uns zu tun haben“, erklärte Giffits-Geschäftsführer Thorsten Schmidt dazu. Beim letzten Punkt gehe es um die Sicherheit der Kunden, das Wohlergehen der Mitarbeiter, den faire Umgang mit Lieferanten und die menschenwürdigen Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben. Schmidt: „Eigentlich ist es nur eine Frage des Anstands, sorgfältig mit allen umzugehen, und genau darum geht es doch im Ehrenkodex“.

CSR NEWS hatte drei Artikel aus dem Griffits-Angebot herausgegriffen und nach den Produktionsbedingungen in der Zulieferkette gefragt: ein Schlüsselband, einen Seifenblasen-Kugelschreiber mit Tragekordel und ein Unisex-Poloshirt. Alle drei stammen aus China, teilte der Anbieter mit. Dort könne ausgeschlossen werden, dass Kinder unter 14 Jahren in den Fabriken arbeiteten. Zudem würden eigene Kontrollen oder Kontrollen durch europäische Zulieferer durchgeführt. Als einen besonderen Verantwortungsbereich der produzierenden Betriebe nennt Griffits die Wohn- und Schlafbedingungen für Wanderarbeiter. Hier hätten sich die drei chinesischen Zulieferer zu Sorgfalt, Sicherheit und Sauberkeit verpflichtet.

Das angefragte Schlüsselband gehört zur Serie ‚Promo Effects‘. „Da es sich bei Promo Effects um unsere Eigenmarke handelt, kennen wir die Produktionsstätte und die Ansprechpartner in der Fabrik seit einigen Jahren. Wir sind in besonderem Maße darauf bedacht, dass unabhängige Inspektoren regelmäßige Kontrollen machen, um zu gewährleisten, dass die Arbeitsbedingungen gut sind“, so die Griffits-Sprecherin Astrid Krampe gegenüber CSR NEWS. Kontrollen dieser Produkte anhand europäischer Richtlinien würden durch den TÜV Rheinland und den TÜV Süd durchgeführt.

Da der angefragte Seifenblasen-Kugelschreiber auch für Kinder bestimmt sei, unterliege er im Blick auf die Kennzeichnungspflicht, die Freiheit von Kunststoff-Weichmachern (Phthalaten) und die sichere bauliche Art besonderen Kontrollen. Zudem prüfe der europäische Lieferant die Einhaltung der Standards der ILO (International Labour Organization).

Und der Lieferant der Poloshirts verpflichte seine Zuliefer-Fabriken in einem eigenen Code of Conduct auf hohe Arbeitsschutzmaßnahmen, menschenfreundliche Arbeitsbedingungen und soziale Fürsorge. Astrid Krampe: „Die benannten Punkte sind ein Anfang und wir arbeiten auch weiterhin an der Verbesserung.“

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