Berlin (csr-news) > In deutschen Ställen wird hauptsächlich gentechnisch verändertes Soja verfüttert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Umweltschutzorganisation WWF. Demnach sind über 80 Prozent aller Soja-Importe für den deutschen Markt aus gentechnisch veränderten Bohnen – und das, obwohl deren Anbau in der gesamten EU untersagt ist. „Gentechnik landet mit Fleisch, Eiern oder Käse auf unseren Tellern, ohne dass wir es wissen“, warnt WWF-Expertin Dr. Birgit Wilhelm.
Um den Verbraucher die Wahl zu ermöglichen, fordert der WWF eine entsprechende Kennzeichnungspflicht auf alle tierischen Produkte – von Fleisch und Wurst bis hin zu Eiernudeln. Tatsächlich konnte eine Gefährdung für den Verbraucher in Studien bislang nicht bestätigt werden. Dem WWF geht es aber vor allem um Transparenz, um klare Aufklärung gegenüber dem Konsumenten. So kritisiert die Umweltschutzorganisation vor allem die großen Händler wie Cargill, ADM oder Bunge, die nicht bereit sind, entsprechende Auskünfte zu geben. Derzeit werden rund 5 bis 6 Millionen Tonnen Sojaschrott in der deutschen Futtermittelindustrie eingesetzt. Bezogen wird dieser hauptsächlich aus den USA, Brasilien oder Argentinien. Aber gerade in Lateinamerika sind bereits über 70 Prozent der Plantagen mit transgenem Saatgut bestückt, in Argentinien sind es sogar über 90 Prozent. „Durch den massiven Import von Soja gibt es nicht nur negative Umweltauswirkungen in den Anbauländern, sondern es wurden auch heimische, proteinreiche Futtermittel zunehmend vom Markt gedrängt und viele Wiederkäuer auf eine Weise gefüttert, die einer artgerechten Fütterung widerspricht“, kritisiert Wilhelm. Dem widerspricht der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT): „Soja ist nur ein Rohstoff auf dem Speiseplan deutscher Nutztiere. Insgesamt fressen Rinder, Schweine und Geflügel rund 80 Mio. Tonnen Futter. Davon sind etwa 10 Prozent nicht heimischer Herkunft und stammen aus anderen EU-Ländern und Drittländern. Etwa die Hälfte dieser Importe, also 5 Prozent der gesamten Futtermenge entfällt auf Soja“.
Trotzdem fordert der WWF Unternehmen auf, dem Wunsch der Konsumenten endlich nachzukommen und konsequent Bio-Soja, gentechnikfreies Soja nach ProTerra Standard (Basler Kriterien) oder die gentechnikfreie Lieferkette des RTRS zu nutzen. Beide Zertifizierungssysteme enthalten Mindestanforderungen in Bezug auf Sozial- und Landumwandlungsstandards, Chemikalieneinsatz oder Bodenqualität. Bei beiden Systemen bestehe jedoch erhebliches Verbesserungspotenzial insbesondere beim Einsatz gefährlicher Chemikalien, der Entwaldung und der Bodenfruchtbarkeit. Eine weitere Alternative sei es, Soja durch andere Futtermittel zu ersetzen, was – je nach Tierart – auf unterschiedliche Weise möglich wäre.