Der weltweit anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt gehört zu den großen globalen Herausforderungen unserer Zeit. Nur mit einer starken Vernetzung aller gesellschaftlichen Akteure lassen sich erfolgsversprechende Lösungen finden. Unternehmen und Umweltverbände rücken zunehmend von konfrontativen Strategien ab und setzen stattdessen auf Zusammenarbeit. Doch welches Erfolgsgeheimnis liegt einer guten Kooperation zu Grunde?
Von Matthäus Wuczkowski und Corinna Brunschön
Bereits seit einigen Jahren ist ein Wandel in den Beziehungen von Unternehmen und Umweltverbänden erkennbar: Während das Verhältnis in der Vergangenheit oft durch Konfrontationen geprägt war, zeichnet sich mittlerweile ein neuer Trend ab, bei dem beide Akteure stärker aufeinander zugehen. Auch die Art der Zusammenarbeit hat sich verändert. Vereinzelten Kooperationen aus den 80er-Jahren mit fast ausschließlicher finanzieller Förderung folgt heute ein zunehmendes Interesse an inhaltlicher Zusammenarbeit. Erfolgreiche Partnerschaften bündeln die Managementerfahrungen und finanziellen Ressourcen von Unternehmen sowie das Know-how zu Natur und Ökologie und die hohe Reputation und Glaubwürdigkeit von Umweltverbänden zu wirkungsvollen Synergien mit wirtschaftlichem und ökologischem Nutzen.
Wo liegen die Herausforderungen?
Ein erfolgreiches Beispiel für eine langfristige und inhaltliche Zusammenarbeit bietet die Kooperation zwischen dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e. V. (ISTE). Ein Ergebnis der langjährigen Partnerschaft war eine gemeinsame Erklärung zur Rohstoffnutzung in Baden-Württemberg. Die Umweltorganisation erkennt darin die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Rohstoffnutzung an und unterstützt die Mitgliedsunternehmen beratend bei der Durchführung eines umweltschonenden Rohstoffabbaus. Der Unternehmensverband sagt im Gegenzug einen naturschonenden Abbau zu. Die Zusammenarbeit ist durch gemeinsame Naturschutzprojekte und die Vereinbarung weiterer Dialoge dauerhaft angelegt.
Dass es von diesen Best Practice Beispielen zum Thema biologische Vielfalt nicht allzu viele gibt, zeigt: die Bedingungen für Kooperationen sind noch nicht optimal ausgestaltet. Um dieses Manko zu beheben, wurde im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Biodiversität und Unternehmen“ die aktuelle Situation zusammen mit Experten des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg, des Global Nature Fund (GNF)sowie des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) analysiert. Darauf aufbauend wurden Herausforderungen und Erfolgsfaktoren identifiziert, die von den jeweiligen Kooperationspartnern wechselseitig beachtet und umgesetzt werden sollten. So wurde eine Vielzahl an Herausforderungen genannt, die entweder einen oder auch beide Akteure betreffen. (Auszug s. Tabelle oben):
Fehlende Transparenz und geringe Kenntnis über den jeweiligen Partner und dessen Handlungsrahmen sowie über Jahrzehnte gewachsene Vorurteile erschweren die Zusammenarbeit. Dies zeigt sich schon bei der Auswahl des richtigen Partners. Während einer Kooperation bergen mangelnde Kommunikationsstrukturen und fehlerhafte Öffentlichkeitsarbeit Konfliktpotenzial und die Gefahr von Vorwürfen des Greenwashings – oder auch im umgekehrten Fall des Blackwashings. Bei Kooperationsprojekten mit Fokus auf die biologische Vielfalt fällt es Unternehmen zudem nicht immer leicht, einen Bezug zu ihrem Kerngeschäft herzustellen (z.B. im Ressourcenschutz). Diese potentiellen Stolpersteine lassen sich jedoch mit der Beachtung einiger Spielregeln vermeiden.
Kooperation braucht Kommunikation
Experten aus Umweltverbänden und Unternehmen betonten, wie wichtig vertrauensbildende Maßnahmen für eine Kooperation sind. Gegenseitiges Vertrauen und der langfristige Erfolg einer Kooperation stellen sich dann ein, wenn Ziele, Erwartungen und Inhalte in Bezug auf die Kooperation klar definiert und vertraglich festgehalten werden. Die gegenseitige Beteiligung an Veranstaltungen und Gremien kann Befangenheiten lösen und Transparenz fördern. Eine offene und kontinuierliche Kommunikation ist von zentraler Bedeutung, weil sich Konflikte so im Vorfeld vermeiden lassen. Eine Begegnung auf Augenhöhe und die Wahrung der Unabhängigkeit und Kritikfähigkeit sind die besten Voraussetzungen für erfolgsversprechende Allianzen. Werden Kooperationen ferner durch eine politische Förderung gemeinsamer Projekte und die Schaffung finanzieller Anreize begünstigt, eröffnen sich Triple-Win-Potenziale für Unternehmen, Umweltorganisationen und die biologische Vielfalt. Eine Umgestaltung der gängigen Kooperationsstrukturen in Umweltorganisationen und Unternehmen kann nicht nur das Thema biologische Vielfalt, sondern auch jegliche Themen im Natur- und Umweltschutz voranbringen. Leitfäden zur Gestaltung von Kooperation sind dennoch rar und vor allem für Unternehmen oft noch nicht spezifisch genug ausgeführt.
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