München > Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Jahr ihren Rang als Innovations-Europameister verteidigt. Das geht aus einer am Montag in München vorgestellten Studie der Unternehmensberatung Booz & Company hervor. Demnach liegen die Unternehmen hierzulande mit einem kumulierten Investitionsbudget für Forschung und Entwicklung (F&E) von rund 27,8 Milliarden Euro sowie einer 8,9-Prozent-Steigerung des Etats gegenüber dem Vorjahr weiter vor denen Frankreichs und der Schweiz. Global betrachtet entfielen auf deutsche Unternehmen 2010 etwa sieben Prozent des gesamten F&E-Budgets der 1000 führenden Konzerne.
Der Gesamtanteil deutscher Firmen an den weltweiten F&E-Budgets sank zwar im Vergleich zu 2009 um 0,6 Prozent, die Studie „Global Innovation 1000“ stellt ihnen aber weiter gute Noten aus. In der Wirtschaftskrise 2008/2009 hätten deutsche Konzerne antizyklisch die Produktforschung forciert und im Aufschwung ab 2010 große Teile der Erträge in Innovationskraft und Qualität reinvestiert, was sich ausgezahlt habe. „Das Innovationslevel ist hierzulande weiter hoch. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen EU-Schuldenkrise täten Unternehmen gut daran, diese antizyklische Innovationsstrategie erneut anzuwenden“, erklärte Klaus-Peter Gushurst, Sprecher der Geschäftsführung von Booz & Company.
Für die Studie analysierte die Unternehmensberatung die F&E-Ausgaben der ihrer Meinung nach führenden 1000 Unternehmen weltweit, die entsprechende Angaben veröffentlichen. Von den weltweit rund 396 Milliarden Euro, die von den Konzernen 2010 für Forschung und Entwicklung ausgegeben wurden, entfiel demnach ein Löwenanteil von Zweidritteln auf die Branchen Pharma, IT- und Elektronik sowie Autobau. Unter den Top 10 befanden sich fünf Pharmakonzerne. Dabei waren Roche, Pfizer und Novartis die Spitzenreiter, gefolgt vom Softwareriesen Microsoft und einem weiteren Vertreter der globalen Pharmabranche, Merck & Co.
Auch die Positionierung der deutschen Dax-Konzerne spiegelt diesen Trend hin zu Medizin und Hightech wider. Laut Booz & Company schafften es neun von ihnen unter die Top 100 des Rankings, darunter der Autobauer Volkswagen (Rang 14), der Technologiekonzern Siemens (20), die Fahrzeughersteller Daimler (26) und BMW (30), der Chemie- und Arzneiriese Bayer (31) sowie der Software-Entwickler SAP (53). Ebenfalls vertreten waren BASF (60), Autozulieferer Continental (64) und die deutsche Merck-Gruppe, die unter anderem Medikamente herstellt (68).