>Brüssel > Mehr als 100 Millionen Menschen sind nach Angaben der EU-Kommission in Europa ehrenamtlich tätig. Wie diese Tätigkeiten besser anerkannt und gewürdigt werden können, hat die EU-Vizepräsidentin Viviane Reding in einer Mitteilung dargelegt. Vor dem Hintergrund des europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit schlägt sie u.a. die Gründung eines Freiwilligenkorps für humanitäre Hilfe und einen europäischen Qualifikationspass vor. Viviane Reding: „Wir wollen das Engagement der ehrenamtlich tätigen Menschen würdigen und zugleich weitere Menschen anspornen, ihrem guten Beispiel zu folgen, und die Freiwilligen und ihre Organisationen bei ihrer Arbeit unterstützen“.
Die Freiwilligentätigkeit trägt aus Sicht der Kommission direkt zu den Schlüsselzielen der EU-Politik wie soziale Integration, Beschäftigung, Bildung, Kompetenzentwicklung und Entwicklung des Bürgersinns bei und leistet immerhin einen Beitrag von bis zu 5 Prozent am Bruttosozialprodukt. Da es bislang keinen klaren Rechtsrahmen gab, möchte die Kommission mit ihrem Vorschlag Hindernisse aus dem Weg räumen. Dazu gehören beispielsweise fehlende nationale Strategien, finanzielle Zwänge der Organisationen, fehlende Anerkennung sowie ein wachsendes Missverhältnis zwischen den Bedürfnissen der Freiwilligenorganisationen und den Erwartungen der Volunteers.
Neben einer Bestandsaufnahme liefert die EU-Kommission aber auch Vorschläge, wie sie die ehrenamtliche Tätigkeit zukünftig fördern will. So wird die Bildung eines Europäischen Freiwilligenkorps für humanitäre Zwecke für 2012 vorgeschlagen. Darüber hinaus möchte die Kommission die Anerkennung der mit der Ausübung von Freiwilligentätigkeiten erworbenen Qualifikationen mittels eines Europäischen Qualifikationspasses verbessern. Damit soll die grenzübergreifende Anerkennung beruflicher Qualifikation gewährleistet werden und Einzelpersonen die Möglichkeit erhalten, die bei einer Freiwilligentätigkeit erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen nachzuweisen.
Eine wichtige Rolle für die Förderung des Volunteering kommt nach Auffassung der Kommission dem öffentlichen und privaten Sektor zu. Im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility haben Unternehmen und Verwaltungen die Möglichkeit das freiwillige Engagement ihrer Mitarbeiter zu fördern und damit, neben einem Imagegewinn, auch das Betriebsklima und den Teamgeist zu verbessern. Die 2011 auf den Weg gebrachten Initiativen zur Förderung des corporate volunteering sollen weitergeführt werden.
Im Frühjahr dieses Jahres hat die Unternehmensberatung Roland Berger in einer Studie die aktuelle Verbreitung des corporate volunteering in deutschen Unternehmen untersucht. Von den beteiligten Unternehmen gaben mehr als 83 Prozent an, das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter zu fördern. Außerdem zeigte sich, es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Mitarbeiterengagement, deutlich wurde aber dass die Altersgruppe der 30-50-Jährigen am aktivsten ist. Die verbreitetste Form der Unterstützung seitens der Unternehmen ist die Freistellung von der Arbeit, zu wenig Zeit der Mitarbeiter ist denn auch gleichzeitig das größte Hemmnis bei der Umsetzung von Maßnahmen des corporate volunteering. Sach- oder Geldspenden und die Bereitstellung von Räumlichkeiten sind weitere Formen der Unterstützung und wesentlich seltener auch die Vermittlung von Kontakten. Wichtigstes Fazit der Studie: Corporate Volunteering wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen.