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Burn-out-Gefährdungen in der Arbeitswelt wachsen: Wie Unternehmen reagieren (können)

Angesichts der Zunahme psychischer Erkrankungen in der Arbeitswelt hat die IG Metall von Arbeitgebern und Politik mehr Hilfen für die Betroffenen gefordert. Nach Erhebungen der Betriebskrankenkassen sind neun Millionen Deutsche von einem Burn-out betroffen. Fachleuten halten jeden fünften Arbeitnehmer für gefährdet. Hier lesen Sie, wie sich das Burn-out-Problem in der Arbeitswelt entwickelt und was Arbeitgeber ganz konkret dagegen tun können.

Berlin > Angesichts der Zunahme psychischer Erkrankungen in der Arbeitswelt hat die IG Metall von Arbeitgebern und Politik mehr Hilfen für die Betroffenen gefordert. „Mit der rasanten Zunahme von arbeitsbedingtem Stress und psychischer Erkrankungen tickt eine gesellschaftliche Zeitbombe“, erklärte Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, am Dienstag in Berlin. Stress und Burnout hätten im Arbeitsleben längst in einem Ausmaß um sich gegriffen, dass es fahrlässig sei, dieses Problem weiter „unter ferner liefen zu behandeln“. Burn-out bezeichnet als Oberbegriff psychische Erkrankungen, bei denen berufsbedingter Stress eine wesentliche Ursache bildet.

Nach Erhebungen der Betriebskrankenkassen sind neun Millionen Deutsche von einem Burn-out betroffen. Fachleuten halten jeden fünften Arbeitnehmer für gefährdet. Nach einer Umfrage Statistischen des Bundesamtes aus dem Jahr 2009 leiden Wissenschaftler (19%) und Führungskräfte (17%) besonders unter Psychostress, gefolgt von Technikern (15%) und Maschinenbedienern (12%).

Eine Umfrage unter Betriebsräten bestätigt die Dringlichkeit des Problems: Rund 40 Prozent gaben an, dass psychische Erkrankungen in ihrem Unternehmen stark oder sehr stark zugenommen haben. Insgesamt 68 Prozent der befragten Betriebsräte meinen, dass arbeitsbedingter Stress und Leistungsdruck vor allem seit der Krise erheblich gestiegen sind. Es fehle aber nach wie vor an ausreichenden Hilfsangeboten, kritisierte Urban. In 43 Prozent der Betriebe gebe es keine Hilfen und in 26 Prozent zu wenige Hilfen für Burnout-Betroffene. Der Sozialexperte verwies darauf, dass es „bei allen klassischen Gesundheitsgefährdungen wie Gefahrstoffe und Lärm“ Präventionsregeln gebe. „Bei arbeitsbedingtem Stress: Fehlanzeige“, kritisierte Urban. Hier müsse endlich nachgebessert werden.

Die Krankenkassen verzeichnen bereits seit Jahren eine deutliche Zunahme psychisch bedingter Krankschreibungen bei Arbeitnehmern. Fast 15 Prozent aller Fehlzeiten von Arbeitnehmern entfielen laut dem jüngsten Gesundheitsreport der Techniker Krankenkassen (TK) allein auf psychische Erkrankungen.

Einige Unternehmen haben das Problem erkannt und reagieren entsprechend:

Die RWE Power AG und die BKK RWE führten im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung bis zum Juni die einjährige Kampagne „Gelassen voRWEg gehen“ durch. Dabei sollten nicht nur die Belastungen im beruflichen Umfeld reduziert, sondern auch die Ressourcen der Mitarbeiter im Umgang mit Stress gestärkt werden. Wissen über das Thema Stress und Stressbewältigung und Techniken wie Blitzentspannung am Arbeitsplatz und Progressive Muskelentspannung wurden an Aktionstagen und in Workshops vermittelt. An Messstationen sollten Mitarbeiter ihren Stresszustand ermitteln können.

Der BKK Landesverband Bayern bietet die Toolbox – „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ mit einer CD-ROM und einem Begleitheft an. Die Box enthält konkrete Planungshilfen für die Umsetzung geeigneter Präventionsmaßnahmen, Hintergrundhilfen und Beispiele einer Best Practice.

Weitere Praxishilfen für Arbeitgeber:

  • Einen Fragebogen zum Thema „Stress am Arbeitsplatz“ bietet die AOK auch online an.
  • Einen Test zum Burnout-Risiko bietet die Universität Graz.
  • Die Website von L. F. Satow gibt Arbeitgebern Tipps zur Vermeidung eines Burnout unter ihren Mitarbeitern.
  • Eine Übersicht zu möglichen Initiativen der Arbeitgeber und Unterstützungsangeboten gibt die Website Mobbing & Burnout des ver.di Bildungswerk Hessen.

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