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Trend zur Philanthropie: Mehr Geld für wohltätige Zwecke

In den ersten drei Monaten dieses Jahres betrug die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte knapp 50 Milliarden Euro, deutlich mehr als im Vergleichsquartal aus dem Jahr 2010. Insgesamt beläuft sich das Geldvermögen der Deutschen auf fast fünf Billionen Euro, davon entfallen fast zwei Drittel auf 10 Prozent der Bevölkerung. In den USA spenden Superreiche wie Warren Buffett oder auch Bill Gates große Teile ihres Vermögens für wohltätige Zwecke. Warum machen die das, haben sich Marc Abeles vom CNRS, dem größten wissenschaftlichen Forschungszentrum Frankreichs und Jérôme Kohler von der ESSEC Business School gefragt und sieben verschiedene Motivationstypen beschrieben.

Paris/Köln > In den ersten drei Monaten dieses Jahres betrug die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte knapp 50 Milliarden Euro, deutlich mehr als im Vergleichsquartal aus dem Jahr 2010. Insgesamt beläuft sich das Geldvermögen der Deutschen auf fast fünf Billionen Euro, davon entfallen fast zwei Drittel auf 10 Prozent der Bevölkerung. Ein kleiner Teil dieser besonders Vermögenden will nun höhere Steuern zahlen und schließt sich einem Trend an, wie er sich in den USA, aber auch in Frankreich und Italien verbreitet. Die Hamburger ZEIT nahm dies zum Anlass und hat 100 der prominentesten Wohlhabenden zu ihrer Bereitschaft befragt, freiwillig mehr Steuern zu zahlen. Mit niederschmetternden Ergebnissen, die Ausreden reichten von „keine Zeit“ bis „dazu will ich nichts sagen“. Trotzdem stellen sich immer mehr Milliardäre die Frage: Wohin mit dem ganzen Geld? Auch hier kommen die Trends aus den USA, Superreiche wie Warren Buffett oder auch Bill Gates spenden große Teile ihres Vermögens für wohltätige Zwecke. Gespendet wird aber auch in Europa. So spendeten beispielsweise die Franzosen 2010 mehr als drei Milliarden Euro für wohltätige Zwecke, dei Deutschen kommen immerhin noch auf 2,3 Milliarden im gleichen Zeitraum. Warum machen die das, haben sich Marc Abeles vom CNRS, dem größten wissenschaftlichen Forschungszentrum Frankreichs und Jérôme Kohler von der ESSEC Business School gefragt. Sie führten eine Studie zum Thema Philanthropie in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien durch. Untersucht wurden die Motive von Spendern, die über ein Vermögen zwischen 5 Millionen und mehreren Milliarden Euro verfügen. Die Ergebnisse zeigen sich in sieben unterschiedlichen Motivationstypen:

  1. Der Gläubige: Der Glaube stellt für ihn eine Motivation dar, sich humanistisch oder ehrenamtlich zu engagieren.
  2. Der Humanist: Wie der Gläubige bezieht sich auch der Humanist auf Wertvorstellungen, wie Menschenwürde, das Recht aller, ein Leben ohne Armut zu führen, etc.
  3. Der Aktivist: Sein politisches, gewerkschaftliches oder assoziatives Engagement ist in der Regel auf seine Jugend zurückzuführen. Diese Klasse ist eine Minderheit.
  4. Der Erbe: Sein Vermögen existiert bereits seit Generationen und sein familiäres Umfeld hat ihn für die Philanthropie sensibilisiert.
  5. Der Leidenschaftliche: Die Philanthropie ist für ihn ein Weg, seine seit Langem existierende Leidenschaft zu befriedigen.
  6. Der Risikobereite: Er ist sich der Problematik bewusst und betrachtet sein Handeln als Investition, auch wenn diese nicht lukrativ ist.
  7. Der Unternehmer oder Selfmademan: Er hat im Laufe seiner Karriere ein großes Vermögen erworben und möchte, dass neben ihm auch die Gesellschaft von den Vorteilen seines Reichtums profitiert.

Dazu haben die Autoren noch zwei Typen ausgemacht, die sich nur in den USA finden:

– Der Mondäne: Die Philanthropie ist ein Schlüsselelement seines sozialen Lebens in gehobenen Kreisen. Es ist für den Mondänen wichtig, einer kulturellen Institution anzugehören oder regelmäßig ein medizinisches Forschungszentrum oder ähnliches zu unterstützen.

– Der Netzwerker: Philanthropischen Kreisen anzugehören ist für den Netzwerker ein Weg, Kontakte zu knüpfen, die er professionell nutzen kann. Diese utilitaristische Herangehensweise ist in Europa nicht anzutreffen.

In Deutschland zeigt sich der Trend zur Wohltätigkeit, neben der Vielzahl kleinerer direkter Zuwendungen, in der zunehmenden Anzahl von Stiftungen. Alleine 2010 hat sich die Gesamtzahl der deutschen Stiftungen um 824 Neugründungen auf insgesamt 18.162 erhöht. Sehr große Zuwendungen gab es in der jüngsten Vergangenheit vor allem im Hochschulbereich. Ein Beispiel ist Hasso Plattner. Der SAP-Mitgründer hat in den vergangenen Jahren insgesamt über 200 Millionen Euro in wissenschaftliche Institute investiert, beispielsweise das in Potsdam ansässige Forschungsinstitut für Computer-Software. Eine ähnlich hohe Summe hat die Jakobs Foundation in den Ausbau der International University Bremen (IUB) gesteckt. Zwei Beispiele deutscher Philanthropen, die sich ebenfalls in den beschriebenen Typologien wiederfinden.


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