Berlin > Die flächendeckende Ganztagsbetreuung von Schulkindern würde laut einer Studie zwischen 350.000 und 460.000 Mütter zusätzlich auf den Arbeitsmarkt bringen. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Expertise des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und der Universität der Bundeswehr Hamburg hervor. Vor allem qualifizierte Frauen in Westdeutschland, die bislang wegen ihrer Kinder nicht erwerbstätig sind, würden dann eine Teilzeitbeschäftigung aufnehmen. Zudem könnten bereits erwerbstätige Mütter von Schulkindern ihre Arbeitszeit ausweiten.
Der notwendige Ausbau der Ganztagsbetreuung würde den Experten zufolge für sechs- bis elfjährige Schulkinder rund 3,5 Milliarden Euro kosten. Die laufenden Kosten von rund einer Milliarde Euro pro Jahr ließen sich demnach fast vollständig durch die Mehreinnahmen aus der Einkommensteuer decken. Bei moderaten Elternbeiträgen wäre die Bilanz für die öffentlichen Haushalte laut IZA sogar deutlich positiv. Hinzu komme eine spürbare Entlastung der Sozialkassen, bessere Jobeinstiegschancen besonders für langzeitarbeitslose Alleinerziehende sowie langfristige Karriere- und Einkommensvorteile für Frauen.
Bislang konzentriert sich die Diskussion um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf meist auf bessere Betreuungsangebote für Kleinkinder. Aus bildungs- und arbeitsmarktpolitischer Sicht spielt die Ganztagsbetreuung von Schulkindern laut Studie aber eine ebenso wichtige Rolle. „Schon jetzt reißen sich viele Unternehmen um Fachkräfte“, erklärte IZA-Experte Werner Eichhorst. Deshalb müsse Deutschland zwingend das Potenzial gut ausgebildeter Mütter besser nutzen. Die Ausweitung der ganztägigen Betreuung von Schulkindern leiste dazu einen wichtigen Beitrag.