Berlin > Immer mehr Kinder in Deutschland sind zu dick: Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine Umfrage unter hundert Kinderärzten im Auftrag der Krankenkasse DAK. Der am Dienstag veröffentlichen Studie zufolge sagt eine Mehrheit der Ärzte, dass sich der Gesundheitszustand der in Deutschland lebenden Kinder in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert hat. Wie wollen Lebensmittelunternehmen in dieser Situation ihrer Verantwortung gerecht werden? Ein Beispiel geben so unterschiedliche Akteure wie Nestlé, McDonald’s, Coca-Cola und REWE.
Zunächst zur Bewertung des Gesundheitszustands der Kinder: Hier überwiegen die negativen Einschätzungen. Laut DAK sagten 55 Ärzte, der Zustand habe sich seit dem Jahr 2000 verschlechtert. 51 registrierten demnach bei ihren Untersuchungen, dass der Gesundheitszustand „etwas“ schlechter geworden ist, vier sprachen sogar von einer deutlichen Verschlechterung. Demgegenüber stehen allerdings 41 Ärzte, die den Zustand als besser ansehen, fünf von diesen sehen sogar eine deutliche Verbesserung. Vier Ärzte machten keine Angaben.
Während bei der allgemeinen Bewertung das Bild also etwas uneinheitlich ist, fällt es bei speziellen Phänomenen eindeutig aus. Beim Übergewicht sahen mit 95 Prozent fast alle Kinderärzte ein größer gewordenes Problem, hier sprachen 52 Prozent von einem starken Anstieg. Den Ärzten zufolge treten Gesundheitsprobleme nach Altersgruppen unterschiedlich gehäuft auf. Während die Drei- bis Fünfjährigen vor allem motorische Defizite sowie Sprach- und Hörprobleme und Hauterkrankungen zeigen, sind bei den Sechs- bis Achtjährigen vor allem psychische Probleme und Übergewicht ein Problem. Haltungsschäden diagnostizieren die Ärzte demnach vor allem bei den Dreizehn- bis Vierzehnjährigen.
Als größte Gesundheitsgefahren für die Kinder machten die Ärzte laut der Forsa-Befragung ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel in der Freizeit und eine zu intensive Nutzung von Fernsehen und Computer aus. Auch dies wird fast durchweg von allen Kinderärzten gleich eingestuft. Aber auch in einer fehlenden Vorbildfunktion der Eltern, einem niedrigen Bildungs- und
Einkommensstatus der Eltern sowie in zu wenigem oder zu schlechtem Sportunterricht sehen die Ärzte Risiken.
Die DAK-Expertin Christina Sewekow forderte angesichts der Zahlen, das Konzept der Früherkennung zu überprüfen. Es gehe nicht darum, die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen auszuweiten. Vielmehr müssten bei den Untersuchungen einzelne Aspekte wie Übergewicht stärker berücksichtigt werden. Das Thema gesunde Ernährung spielt zweifelsohne auch für die gesellschaftliche Verantwortungsübernahme von Unternehmen eine Rolle, die Nahrungsmittel herstellen oder dem Endverbraucher Nahrungsmittel anbieten. Wie Unternehmen dieses Thema adressieren, zeigen die folgenden Beispiele:
Nestlé
Mit dem Nestlé Ernährungsstudio bietet das Unternehmen Informationen und praktische Anregungen zum Thema Ernährung. Interaktive Anwendungen, wie beispielsweise ein kostenloser Ernährungs-Coach, sollen individuelle Beratungen für die Website-Besucher ermöglichen. So erhalten sie Zugriff auf einen individuell auf sie zugeschnittenen Rezeptplan. Zudem können sie ein Ernährungstagebuch führen, mit dem sie ihre persönlichen Fortschritte verfolgen können. Das Online-Lernspiel NUTRIKID® wurde entwickelt, um Kindern auf spielerische Weise Wissenswertes über gesunde Ernährung und Bewegung zu vermitteln. Die Internetseite „Nestlé Nutrition“ richtet sich an Menschen, die aufgrund von Erkrankungen besondere Ernährungsbedürfnisse haben.
McDonald’s
Der McDonald’s Food Check bietet grundlegende Informationen zum Thema Ernährung. Auf einer weiteren Seite können Internetnutzer ihren persönlichen Tagesbedarf in Kalorien ermitteln. Das Unternehmen weist darauf hin, dass auf allen ihren Produktverpackungen Angaben zu den Inhaltsstoffen zu finden sind. Außerdem stehe dort der empfohlene durchschnittliche Tagesbedarf, der gemeinsam mit einem Gremium aus unabhängigen Experten entwickelt wurde.
Coca-Cola
Auch Coca-Cola macht auf die Etiketten ihrer Produkte aufmerksam. Sie seien die Basis dafür, dass jeder Kunde seine Ernährung an die individuellen Bedürfnisse anpassen könne. Im Internet informiert das Unternehmen über die Richtwerte für die Tageszufuhr an Nährstoffen. Internetnutzer, die sich weiter über Themen wie die Bedeutung des Trinkens, ausgewogene Ernährung und die Nährwertangaben der Coca-Cola-Produkte informieren möchten, stehen kostenlos Informationsbroschüren als Download zur Verfügung.
REWE
REWE hat ein Vitalitätsprogramm entwickelt, das Kunden zu mehr Bewegung und ausgewogener Ernährung im Alltag animieren soll. Mit dem Vitalitäts-Wettbewerb „Fit ist cool“ soll auch Kindern ein Anreiz geboten werden, sich mit den Themen Ernährung und Bewegung auseinanderzusetzen.
Den Ansätzen gemeinsam ist, dass Verbraucher sich aktiv auf die Suche machen müssen; ein Interesse am Thema gesunde Ernährung ist sozusagen vorausgesetzt. Wie andere Studien zeigen, liegt hier ein Grundproblem: Denn auch zwischen Bildungsferne und Übergewicht haben Forscher einen Zusammenhang hergestellt.