Von Frédéric Happe
Berne-Motzen > Der Name ist derselbe, doch technisch gesehen hat die neue „Rainbow Warrior“ von Greenpeace mit ihren Vorgängern nur noch wenig gemein. Am Montag wird der dritte „Regenbogenkämpfer“, wie der Name auf Deutsch heißt, in Berne bei Bremen zu Wasser gelassen. „Das Schiff ist sehr modern und sehr ökologisch – es ist die praktische Umsetzung unserer Werte“, sagt Mike Townsley, Sprecher von Greenpeace International.
Es ist der Stapellauf, aber noch nicht die offizielle Einweihung des 58 Meter langen und 680 Tonnen schweren Schiffs. Die Masten können erst gesetzt werden, wenn das Schiff zu Wasser ist. Sie sind 50 Meter hoch. An ihnen angeschlagen sind vier Segel mit einer Gesamtfläche von 1255 Quadratmetern. Sie sollen die „Rainbow Warrior III“ auf Hochtouren bringen: 15 Knoten Geschwindigkeit, das entspricht 28 Stundenkilometern, wird sie erreichen. „Die Segel setzt sie automatisch – das ist neu“, sagt Patric Salize, Sprecher von Greenpeace Deutschland. Die Besatzung wird 32 Menschen umfassen, vier Wochen können sie ohne Nachschub an Bord bleiben. Es gibt einen Helikopter-Landeplatz und 48 Antennen für modernste Kommunikationstechnik.
Das Schiff verfügt über eine Brauchwasseranlage, die mit Hilfe von biologischen Filtern ständig gereinigtes Wasser liefern kann, auch über einen Elektromotor, der mit umweltfreundlich geladenen Batterien betrieben wird. Er schafft immerhin zehn Knoten. Der Funkraum erhält eine besonders gesicherte Tür, die bei gewaltsamem Eindringen mindestens eine halbe Stunde lang Widerstand leisten soll. Neu ist auch, dass Schlauchboote während der Fahrt herausgelassen werden können, berichtet Salize. Flexibilität und rasche Handlungsfähigkeit seien entscheidend für den Erfolg des Schiffs, das auf den Weltmeeren unterwegs sein wird, um die Zerstörung der Umwelt zu dokumentieren – und sie womöglich zu vereiteln.
„Unsere Schiffe waren 2008 im Südpolarmeer, um Einsätze der japanischen Walfangflotte zu behindern“, sagt Salize. Nach der Atomkatastrophe in Fukushima fuhren Aktivisten auf der „Rainbow Warrior II“ in den Pazifischen Ozean und entnahmen kurz vor den japanischen Hoheitsgewässern Wasserproben, die auf Radioaktivität getestet wurden. Das erste Greenpeace-Schiff nahm bereits 1978 Fahrt auf. Weltweite Aufmerksamkeit erregte vor allem der Untergang der „Rainbow Warrior I“: Der französische Geheimdienst versenkte sie im Juni 1985 im Hafen von Auckland, von wo aus sie am nächsten Tag zum Mururoa-Atoll in Französisch-Polynesien fahren wollte, um gegen französische Atomtests zu protestieren.
Von den Schadensersatzzahlungen finanzierte die Organisation die Nachfolgerin, die „Rainbow Warrior II“, einen 1957 gebauten Nordsee-Fischtrawler, der seit 1989 für Greenpeace im Einsatz ist. „Das Schiff wird außer Dienst gestellt, wenn die ‚Rainbow Warrior III‘ im Oktober ihre Jungfernfahrt erfolgreich überstanden hat“, sagt Salize.
Gebaut wurde das Schiff mit dem grünen Rumpf, auf dem bereits das Greenpeace-Logo mit weißer Taube unter einem Regenbogen prangt, für 23 Millionen Euro von der Berner Werft Fassmer. „Es ist etwas Besonderes, für Greenpeace zu arbeiten“, sagt Bauleiter Uwe Lampe und gibt schmunzelnd zu, dass ihm das Projekt auch „jede Menge Kopfschmerzen“ bereitet habe. Greenpeace habe hohe technische Anforderungen gestellt. „Natürlich legt die Organisation sehr viel Wert auf umweltgerechte Produkte“, sagt Lampe. Es durften nur in der EU gefertigte Produkte verwendet werden, „also keine Stahlprodukte aus China oder kein Pappelsperrholz aus Russland“, berichtet der Bauleiter.